Weil am Rhein Wenn der OB ein echter Narr ist

Marco Fraune

Zunftabend: Vier Stunden beste Unterhaltung mit viel Lokalkolorit / Gelungene Premiere mit 300 Gästen

Weil am Rhein - Die Polizei ist beim Zunftabend in der Jahnhalle gleich mehrmals aufgetaucht. Nach dem Ruhestörungs-Einsatz beim Fasnachtsauftakt am 11.11. ging es aber um eine humoristische Aufarbeitung – ebenso wie bei vielen weiteren lokalen Gegebenheiten: Fußgängerzone, Erster-Bürgermeister-Nachfolge, 1000-Bäume-Pflanzankündigung samt Klimagipfel oder auch das Bauprojekt an der Hangkante. Bei der Premiere des vierstündigen Abends zeigten sich die Zunftmeister schon richtig gut in Form.

Die Besucher der noch vier weiteren Aufführungen dürfen sich daher schon auf die Darbietungen der „Wiler Zipfel“ freuen. In einer guten Gesamtleistung hervorzuheben ist besonders Dietmar Fuchs, der als Zirkusdirektor, Oberbürgermeister Dietz und als Angela Merkel glänzte. Wandlungsfähig zeigte sich auch René Winzer, der als Hantel-Kraftprotz, Queen Elisabeth II. und als völlig verdutzter „Adler“-Stammgast in der „Shishabar Gügülü“ besonders ins Auge fiel. Peter Guggenbühler, der ganz zu Beginn noch etwas textuntersicher war, nahm außerdem im Laufe des Abends gemeinsam mit Hans-Rudi Lienin in verschiedenen Rollen gehörig Fahrt auf. Stockte im Vorjahr der Zunftabend-Auftakt noch kräftig, waren die Zunftabend-Akteure am Donnerstag unter dem Motto „’S wird Zyt“ richtig in Fahrt. Und das mit der passenden Portion alemannischem Wortwitz.

Klimagipfel in Weil

Unter den Augen des eigentlichen Oberbürgermeisters Wolfgang Dietz, der als „Domtör“ verkleidet und mit Löwen-Kuscheltier im Arm unter den Gästen war, ging es am Abend gleich mehrfach ums Rathaus und die dort handelnde Spitze. So trafen sich Dietmar Fuchs als OB Dietz und Markus Schmieder als Erster Bürgermeister Christoph Huber zum Klimagipfel mit Hans-Peter Hartmann, der den Hüninger Bürgermeister Jean-Marc Deichtmann verkörperte, sowie mit der Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann (Marcel Winzer). Nicht fehlen durfte Greta Thunberg, die der mit Zöpfen auf dem Kopf ausgestattete Alexander Olivieri mit Leben füllte. „Wir, die Weiler, müssen die Welt retten“, gab der OB die Marschrichtung vor. Dabei stieß er aber auf wenig Interesse, sollte unter anderem Kleinhüningen aufgrund des gestiegenen Wasserspiegels absaufen. „Das wäre verkraftbar“, meinte Ackermann. Deichtmann kommentierte: „Im Jahr 2034 bin ich dann nicht mehr im Amt.“ Letztlich endete der Gipfel auf der Bühne mit dem Einläuten zum Essen im Restaurant, zu dem man mit dem dicken Diesel-Auto fuhr, nur Huber musste aufs Velo steigen.

Narren als Rathaus-Trio

Ein Gag besonderer Güte stellte der Sketch „Horpus Korpus“ dar. Dem Papier aus dem Jahr 1652 nach würden bei ungeklärter Bürgermeister-Nachfolgeregelung die Zünfte das Stadtoberhaupt aus ihrer Mitte heraus wählen. So kam es dann: Dietmar Fuchs wurde OB, da Dietz, Huber und Bürgermeister Rudolf Koger in Rente gingen, ohne dass die Nachfolge geklärt war. „Ich bin die beste Wahl, da ich schon oft den OB auf der Bühne gespielt habe“, erklärte Fuchs einen Tag nach seinem Dienstantritt der Reporterin der „Weiler Zeitung“, Anita Indri-Werner (gespielt von René Winzer). Peter Guggenbühler und Hans-Rudi Lienin wurden zudem als Erster Bürgermeister bestimmt, „die zwei gibt es nur im Doppelpack“. Deren Ideen hatten es denn auch in sich. „Eine Stadt wie Weil braucht erst einmal eine schöne, große Stadthalle, ein Monument, ganz aus Holz, wunderschön.“ Christian Olivieri als Koger-Nachfolger sollte sich angesichts seiner Narrenzunft-Kassierer-Erfahrung um das Geld kümmern, zudem wegen seiner musikalischen Leitungsfunktion direkt auch noch um das Kulturamt, also als Nachfolger von Leiter Tonio Paßlick. „Das Bläserfestival wird riesig, eine große Erotikmesse“, hob er auf reichlich Erlöse ab. Michael Sesiani setzte sich als neuer Haltinger Ortsvorsteher zudem noch für den neuen Kickplatz des FV Haltingen ein. Der Tipp der Narren also: Kümmert euch im Rathaus rechtzeitig um die richtigen Nachfolger, ansonsten könnte es sehr bunt zugehen.

Bunte Mischung

„Die größten Sensationen“ kündigte Fuchs als Zirkusdirektor schon zu Beginn des unterhaltsamen Abends im „Zirkus Zipfolini“ an. Hier bekamen Verkehrsminister Scheuer und auch Ursula von der Leyen ihr Fett weg, wobei die Bundes-, Europa- und Weltpolitik insgesamt am Abend zwar immer mal wieder aufs Korn genommen wurden, doch die lokalen Aspekte dominierten, womit die eigenen Stärken ausgespielt wurden. Gut daher, dass auch das Für und Wider einer Einkaufszone in Weil hier auf die Schippe genommen wurde. Gleiches gilt für den Sketch „Shishabar Gügülü“, der schon am 11.11. gespielt wurde und nun erneut mit der Wandlung des Restaurants „Adler“ zur Shisha-Bar für erheiterte Mienen in der mit 300 Besuchern ausverkauften Halle sorgte.

Patrick Voirol und Martin Reese kümmerten sich in ihren von der Weiler Revierleitung ausgeliehenen Polizeikostümen zudem darum, dass mit mehrfachem Augenzwinkern Ordnung herrschte. Die echten Ordnungshüter sind dieses Mal auch nicht zur Halle gerufen worden.

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