Weil am Rhein Wenn Wasser verbindet

Jürgen Scharf
Willi Weiner: „Der Schatz im Silbersee“ Foto: Jürgen Scharf

Ausstellung: Drei Künstler: Bildhauer Willi Weiner, Maler Károly Klimó und Papierkünstler Morat

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Eine „Rohrpost“ ist in der Galerie Stahlberger angekommen. Gesendet hat sie Wilhelm Morat, einer von drei Künstlern, die in der neuen Ausstellung drei Räume mit Arbeiten bestücken.

Dass es einen roten Faden gibt – kaum zu glauben bei drei so unterschiedlichen Künstlern wie dem Eisenplastiker Willi Weiner, dem informellen Maler Károly Klimó und dem Bildhauer und Papierkünstler Morat –, liegt an der Intuition von Ria Stahlberger, die von der Formensprache der Künstler ausging und die Raumgestaltung, wie es Tonio Paßlick ausdrückt, „fast schon zelebriert.“

Beim Aufbau hat die Galeristin entdeckt, dass das verbindende Element das Thema Wasser ist. In einer geschweißten Corten–stahl-Skulptur von Willi Weiner, den Ria Stahlberger in der Villa Romana kennengelernt und wie Klimó öfter schon in der Galerie und auf der Art Karlsruhe gezeigt hat, kommt das Wasser aus einem „Sturzbach“ aus der Wand und versickert im Boden.

Willi Weiner

Nicht nur diese räumliche Arbeit eines Wasserlaufs imaginiert eine Landschaft, auch andere Skulpturen Weiners simulieren Natur wie Berge, Inseln, Seen, Klippen und Meer. Besonders markant wirken der legendäre „Schatz im Silbersee“ mit seiner silbrig glänzenden Wasseroberfläche oder die längliche Skulptur „Beim kleinen Belt“, eine Landschaftsimagination der Meerenge zwischen der Halbinsel Jütland, auf der Weiner einmal gearbeitet hat, und der Insel Fünen in Dänemark. Hier ist die Wasseranmutung nicht silbern, sondern meerblau.

Die Rostfarbe der Metallkörper wird in den Arbeiten kontrastiert von den jeweils seegrün oder türkisfarben lackierten Innenflächen. Spezielle Wasserzeichen finden sich auch in Weiners „Regengesängen“, Zeichnungen auf Papier mit Wassertropfen und figurativen Elementen.

Károly Klimó

Auf „Wasserspiele“ trifft man auch bei Károly Klimó. Als Motive ließen sich auch Inseln oder Landzungen assoziieren. Dass der Maler seine Bilder realistisch benennt („Am Meer“), überrascht, ist er doch eher ein Vertreter der abstrakten Kunst, im Ineinanderfließen von grafischer Gestik und malerischer Textur inspiriert von Emil Schumachers expressivem Ausdrucksreichtum.

Der schon lange mit der Galerie verbundene Ungar hat mit seinen gestischen, non-figurativen Abstraktionen in der Tradition des Informel früh den Anschluss an die internationale Gegenwartskunst gefunden. Seine prozesshafte Malweise erinnert auch an den innovativen abstrakten österreichischen Maler Arnulf Rainer, von dem Klimó nicht unbeeinflusst ist.

Bei dem Spiel mit Farben, Flächen, Linien, Strukturen und Erfindung eigener Bildgesten geht Kàroly Klimó noch einen Schritt weiter ins Objekthafte wie bei dem Objektkasten „Das Auge“, einer freien Kombination aus Malerei und Objekt.

Morat

Da die drei Galerieräume offene Räume sind, erspäht das Auge des Betrachters beim Durchblick eine ähnliche Arbeit von Morat. Er ist der Künstler des kreativen Umgangs mit Naturmaterialien, hat in Titisee-Neustadt ein Atelier mit Papiermühle und war vor einigen Jahren mit einer Ausstellung im Weiler Stapflehus präsent.

Morats besonderer Werkstoff sind handgeschöpfte Papiere, ausgefranst, ausgestülpt, gerupft, räumlich gefaltet und mit Kupferdraht appliziert, deren konvexe und konkave Ausbuchtungen und Wölbungen haptische Qualitäten vorweisen.

Sowohl die mit Metallspänen angereicherten Hanfpapiere „Das Sichtbare und das Unsichtbare“ als auch die beiden Flachspapiere „Barock“ oder die grünen Baumwollpapiere „Fragment“ sind höchst filigrane Papierobjekte voller Leichtigkeit. Ein Alltagsmaterial, dessen normaler Weg eigentlich vom Papier zum Buch führt – bei Morat aber zur Kunst.

Bei der eingangs erwähnten „Rohrpost“ handelt es sich um eine stelenhafte Plexiglasröhre, gefüllt mit zusammengerollten und gebundenen blau gefärbten Papieren. Mithin ein Hinweis auf das verbindende Motiv „Wasser“ und darauf, dass Wasser beim Herstellungsprozess des Papierschöpfens eine Rolle spielt.  Bis 5. Dezember, Di-Sa 16-18 Uhr. Nachgeholte Vernissage So, 7. November, 16 Uhr, mit Einführungsrede von Tonio Paßlick.

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