Weil am Rhein Wichtige Experimente im Weltall

Siegfried Feuchter
Caroline Schweitzer, die aus Haltingen stammt, ist leidenschaftlich in der Verteidigungsforschung tätig. Foto: Siegfried Feuchter

Der Forschungssatellit „Ernst“, den das Fraunhofer Ernst-Mach-Institut in Freiburg entwickelt und gebaut hat, ist jetzt erfolgreich ins All gestartet. An dem Projekt ist die aus Haltingen stammende Caroline Schweitzer beteiligt.

„Angespannt und etwas aufgeregt“ hat Caroline Schweitzer am vergangenen Freitagabend im Freundeskreis in Weil am Rhein am Bildschirm den Raketenstart in Kalifornien verfolgt. Denn an Bord war auch der Freiburger Kleinsatellit. Er soll neue Technologien unter Weltraumbedingungen testen und untersuchen, ob mit bierkistengroßen Kleinsatelliten auch Raketenstarts detektiert werden können.

Verteidigungsforschung aus 510 Kilometer Höhe

„Es war spannend zu beobachten, ob der Satellit auf dem richtigen Orbit ausgesetzt wird und ob die für die Kommunikation zur Bodenstation wichtige Antenne ausgefahren wird“, berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung die 42-jährige Diplom-Geoinformatikerin, die sich auch mit Atmosphärenphysik befasst. Sie ist in Karlsruhe Geschäftsführerin des Fraunhofer Verbunds von zwölf in der Verteidigungsforschung tätigen Instituten, die 4500 Mitarbeiter beschäftigen.

Zu ihrer großen Freude befindet sich jetzt der Satellit „Ernst“ in 510 Kilometern Höhe im All und wird von dort drei Jahre lang wichtige Daten an die Bodenstation übermitteln. „Bislang klappt alles.“ Daher konnte sie bei ihrer regelmäßig stattfindenden Visite in der 3-Länder-Stadt zusammen mit Lebenspartner und Freunden die Champagnerkorken knallen lassen und Glückwünsche entgegennehmen.

Hinter dem Projekt „Ernst“ (der Name steht für Experimentelle Raumfahrt-Anwendung, basierend auf Nano-Satelliten) liegt eine neunjährige Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Es ist der erste Kleinsatellit der Fraunhofer-Gesellschaft, für die dies einen großen Meilenstein in der Raumfahrtforschung darstellt. Raketen frühzeitig zu erkennen, sei für die Sicherheit Deutschlands wichtig. Deshalb hat auch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, eine nachgeordnete Behörde des Bundesverteidigungsministeriums, das Projekt finanziell gefördert.

Caroline Schweitzer hat Karriere gemacht

Zehn Personen, darunter Caroline Schweitzer, haben jahrelang an dem unter anderem mit einer leistungsstarken Infrarot-Kamera ausgestatteten Satelliten geforscht und ihn entwickelt. Es waren Informatiker, Physiker, Luft- und Raumfahrtingenieure sowie Mechatroniker des Fraunhofer EMI, Fraunhofer IOSB und Fraunhofer INT beteiligt. Aufgabe der Diplom-Geoinformatikerin war es, zu untersuchen, wie unter den atmosphärischen Einflüssen, den unterschiedlichen Klimazonen und den Wolken die Infrarot-Kamera ausgelegt werden muss, um unter den sich verändernden Bedingungen effektive Ergebnisse liefern zu können. Dazu waren zahlreiche Modellberechnungen und genaue Analysen notwendig, um dann entsprechende Empfehlungen geben zu können.

„Ich bin stolz, dass ich an dem Forschungsprojekt mitwirken konnte und glücklich, dass bis jetzt alles einwandfrei funktioniert“, sagt die Diplom-Geoinformatikerin. Nun werden die neuen Technologien unter Weltraumbedingungen getestet und untersucht, ob mit Kleinsatelliten, die die Größe eines Bierkastens haben und 17 Kilogramm schwer sind, Raketenstarts frühzeitig erkannt werden können. Künftig wird Caroline Schweitzer neben ihrer Hauptaufgabe als Geschäftsführerin die Satellitenbilder auswerten.

Sie hat ihren Traumjob bei der Fraunhofer-Gesellschaft

Die 42-Jährige hatte schon während ihrer Schulzeit am Kant-Gymnasium starkes Interesse an Naturwissenschaften und der Astrophysik. So fand sie nach Abitur und erfolgreichem Studium in Karlsruhe, wo sie wohnt, 2007 ihren „Traumjob“ bei der Fraunhofer-Gesellschaft. Durch harte Arbeit und dank ihrer hohen Fachkompetenz machte sie hier bald Karriere. Am Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) avancierte sie nicht nur zur Geschäftsführerin des Verbunds von zwölf Instituten, sondern sie ist auch Co-Vorsitzende des europäischen Netzwerks für Verteidigungsforschungsorganisation und in dieser Eigenschaft auch oft in Brüssel anzutreffen. Dabei geht es unter anderem um Kooperationen mit der Industrie auf europäischer Ebene.

Caroline Schweitzer, der ihre abwechslungsreichen Aufgaben in der Verteidigungsforschung eigenen Angaben zufolge großen Spaß machen, ist Hauptansprechpartnerin bei Fraunhofer für das Bundesverteidigungsministerium. Außerdem ist sie eine gefragte Referentin sowie Moderatorin von Kongressen und Konferenzen. Sie hält in ganz Europa und gelegentlich auch in Amerika vor mehreren hundert Teilnehmern Vorträge – und das meist auf Englisch. Die 42-Jährige, die zuletzt mit einer Delegation des Verteidigungsministeriums in Singapur war, ist weltweit unterwegs. Dabei ist es, wie sie betont, stets ihr Anspruch, dass die Leute von ihren Vorträgen etwas mitnehmen.

„Meine Aufgaben sind spannend und vielschichtig. Es ist anspruchsvoll, alles zu koordinieren“, stellt Schweitzer fest, deren Interesse an der Naturwissenschaft ihre große Leidenschaft ist. Intensive Kontakte in ihre alte Heimat hält die ambitionierte Frau allein schon wegen ihres Elternhauses in Haltingen. Dort lebt ihr Vater, den sie regelmäßig besucht. Und als Ausgleich zu ihrem fordernden Beruf wandert sie gerne.

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