Hinter nüchternen Zahlen menschliche Schicksale
Hinter einer Überschuldung steckt viel mehr als nur nüchterne Zahlen, dahinter verbergen sich auch menschliche Schicksale. Roland Meier schildert ein Beispiel, wie ein Mann nicht mehr in der Lage war, seine Schulden in Höhe von 10 000 Euro zu tilgen. Nach einer Krebserkrankung hatte er seine Arbeitsstelle verloren, schließlich war er erwerbsunfähig. Seine Erwerbsunfähigkeitsrente betrug 466 Euro, hinzu kam eine Grundsicherungsleistung in Höhe von 333 Euro. Mit diesem Existenzminimum war der kranke Mann nicht mehr in der Lage, seine Schulden zu tilgen.
Wie erfolgreich die Schuldnerberatung des Diaknischen Werks arbeitet, zeigt die Tatsache, dass fast alle Fälle positiv abgeschlossen werden können. Das heißt, den betroffenen Personen wird nach intensiver und kompetenter Beratung sowie mit einem strikten Haushaltsplan ein Weg in die Schuldenfreiheit aufgezeigt, auch werden diese Menschen auf dem nicht einfachen Weg begleitet. Ein akkurater Haushaltsplan zur finanziellen Konsolidierung, der genau festlegt, wie viel für den Lebensunterhalt ausgegeben werden darf, ist immer „ein schmerzlicher Eingriff“ für die betroffenen Menschen, weiß Meier aus seiner täglichen Praxis. Disziplin und konsequentes Handeln sind unabdingbar. Und Karin Racke ergänzt: „Wir schauen uns aber nicht nur die Zahlen an.“ Der Mensch stehe bei den existenzsichernden Maßnahmen, wenn beispielsweise Miet- und Stromschulden jemanden in Bedrängnis bringen, im Mittelpunkt. Nicht selten sind nämlich gesundheitliche und psychische Auswirkungen Folge der finanziellen Not. Und die Zahl der existenzsichernden Fälle, bei denen Menschen beispielsweise ihre Wohnung verloren haben, weil sie nicht mehr Miete, Strom, Heizung und Wasser bezahlen können, haben zugenommen, sagt Meier.
Die Beratungsstellen beim Diakonischen Werk sind mit Sozialpädagogen besetzt, außerdem arbeiten die Mitarbeiter in den verschiedenen Bereichen eng zusammen.
Zu wenige Stellen in der Schuldnerberatung
Wenn alle Maßnahmen, wozu mitunter auch Vergleichsangebote gehören, nicht greifen, dann hilft nur noch eine Privatinsolvenz als letzte Möglichkeit, den Betroffenen einen Neustart zu ermöglichen.
Während die Mitarbeiter des Diakonischen Werks in Not geratenen Menschen helfen, haben sie selbst einen Wunsch an die Politik: Es sollte mehr Schuldnerberatungsstellen geben, denn deren Zahl stagniert. Dann könnte noch mehr Menschen geholfen werden. Auch die Kommunen sollten sich in dem Bereich stärker engagieren. Zehn Stellen für in der Schuldnerberatung tätige Mitarbeiter sollte der Landkreis aufgrund seiner Größe und der Fallzahlen haben, tatsächlich sind es nur drei.