Weil am Rhein Wie man vor 94 Jahren in Weil Fasnacht feierte

Monika Merstetter
Hans-Dieter Bauer (links) übergibt ein Weiler Original-Fasnachtsplakat aus dem Jahr 1929 an Peter Hauth. Foto: Monika Merstetter

Mit einem Original-Plakat von der Weiler Fasnacht 1929 ist vor einigen Tagen ein interessantes Zeitdokument aufgetaucht. Damals spielte sich alles noch ein wenig anders ab als heute.

Markus Messmer, der ehemalige Narrenvogt Dreiländereck, hatte das Dokument mit einer Sammlung erstanden und es Hans-Dieter Bauer, dem Mitbegründer der IG Weiler Straßenfasnacht, zukommen lassen. Der wiederum gab es an Peter Hauth weiter, der bekanntlich ein akribischer Sammler historischer Plaketten und Unterlagen ist.

Mit „Karnevalsverein“

Vieles erstaunt heute über das vielseitige Fasnachtstreiben vor fast 100 Jahren in dem damaligen Dorf Weil mit seinen etwas über 2000 Einwohnern, das jedoch noch im selben Jahr zur Stadt mit dem Zusatz Weil am Rhein erhoben wurde. Auf den ersten Blick fällt auf, dass der Veranstalter ein „Karnevalsverein Dreiländereck“ ist und dass mit „der Elferrat“ unterzeichnet wurde.

Das Emblem, das einen Clown darstellt, ist eher dem rheinischen Karneval zuzuordnen als einer alemannischen Fasnacht. Das gleiche Sujet ziert auch die Plakette von 1929. Zudem fanden die angekündigten Veranstaltungen am eigentlichen Fasnachtssonntag statt und nicht wie heute an den Buurefasnachts-Tagen.

Laut Plakat gab es einen großen Umzug mit 500 Mitwirkenden, 36 Gruppen, vier Musikkapellen und zwei Trommlercorps, außerdem Maskenbälle im Bahnhofshotel Hermann, Central und Hebelhof sowie Kappenabend und Schnitzelbangg. Zudem war der Fasnachtsdienstag den Kindern gewidmet.

Büttenreden eingeführt

Das alles spielte sich auf der südlichen Leopoldshöhe ab. Es ist davon auszugehen, dass durch den großen Bevölkerungswachstum durch die Bahn, Textil- und andere Industriebetriebe in Friedlingen auch Traditionen des rheinischen Karnevals in Weil heimisch werden sollten. Aus ganz Deutschland folgten Arbeitskräfte dem Ruf der Firmen, die händeringend Mitarbeiter suchten.

Besonders der zugereiste Philip Lempp aus Worms tat sich aktiv hervor. Er führte den Narrhallamarsch und Büttenreden ein. Trotz Weltwirtschaftskrise ist auch in den Jahren danach ein reges Fasnachts-Treiben bekannt, bis der Zweite Weltkrieg alles stoppte.

Stand am Samstag

Am kommenden Samstag werden zur Freude vieler Sammler von Fasnachts-Devotionalen Peter Hauth und Jan Behrendt wieder ihren Stand von 9 bis 15 Uhr in der Einfahrt zum Herbergacker, neben dem Modehaus Ermuth, aufbauen.

Da wird auch das unverkäufliche Plakat von 1929 zu sehen sein. Außerdem werden Plaketten, Literatur, Bücher, bedruckte Gläser und besonders die begehrten Miniaturen von Originalmasken, die sogenannten Mäskle, zum Kauf oder Tausch angeboten.

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