Weil am Rhein Wie Rehkitze gerettet werden

Anita Indri-Werner
Nur mit Handschuhen nähern sich die Jäger den Rehkitzen, um keinen menschlichen Geruch auf sie zu übertragen. Foto: zVg/Johann Hartl

Setzzeit: Mit Drohnen hilft der Verein Rehkitzrettung Südbaden den Jagdpächtern beim Retten der Kitze

Die Setzzeit der Rehe von Mai bis in den Juni ist gleichzeitig die Zeit, während der von den Landwirten das Gras gemäht werden muss. Um Jungwildschäden zu vermeiden, haben sich die Haltinger Jagdpächter Hans Kramer und Heinrich Petermann mit dem Verein Rehkitzrettung Südbaden zusammengetan.

Von Anita Indri-Werner

Weil am Rhein-Haltingen. Der Verein stellt Drohnen mit Wärmebildkamera sowie geschultes Personal. Mit im Boot ist auch das Jägerteam Sarah Quadt, Hans Hartl, Frieder Trimborn und Georg Schäfer.

„Bis auf einige wenige Ausnahmen erleben wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Landwirten“, sagt Hans Kramer, dafür sei er dankbar. Zuerst werden den Drohnenpiloten, die das gesamte Eqiupment mitbringen, die Lagebuch-Nummern des zu überprüfenden Feldes mitgeteilt.

In den frühen Morgenstunden, etwa um 5 Uhr wird mit der mit einer Wärmebildkamera ausgerüsteten Drohne die entsprechende Fläche abgesucht. So kann ein im hohen Gras abgesetztes Kitz gefunden werden. Zwei Stunden, je nach Außentemperatur auch etwas länger, sind die Kitzretter im Einsatz.

Wird ein Rehkitz gesichtet, geht ein Zweier-Team zur Ablagestelle. Mit dem Kescher wird das Jungtier eingefangen und markiert. Die Markierung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Wildforschungsstelle Aulendorf. Grundsätzlich sei Rehwild bis auf wenige Ausnahmen standorttreu, erklärt Hans Hartl. Das Kitz wird anschließend in einen Behälter gelegt, der mit Heu ausgelegt ist. Ganz so einfach allerdings sei das nicht. Auf keinen Fall darf menschlicher Geruch auf das Kitz übertragen werden.

Mit Handschuhen und Gras muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden, um eine menschliche Geruchsantragung zu vermeiden. Denn wäre dies der Fall, so würde die Ricke das Kleine nicht mehr annehmen. Wenn die Mahd zu Ende ist, wird dann das Kleine in der Nähe des Fundortes wieder ausgesetzt.

18 Rehkitze konnten gerettet werden

Das Muttertier beobachtet in der Regel aus Entfernung den Vorgang und holt den Nachwuchs wieder ab. Auf diese Weise wurden in den vergangenen zwei Wochen auf einer Fläche von etwa 30 Hektar sieben Einsätze mit jeweils zwei bis drei Stunden geleistet. 18 Rehkitze konnten gerettet werden, neun davon hat das Jägerteam markiert.

„Wenn ein Rehkitz gefunden wird, sollte dieses auf keinen Fall angefasst werden“, apellieren die Jäger auch an die Bevölkerung: Sobald das Kitz nach Mensch riecht, werde es die Mutter nicht mehr annehmen und versorgen. Und noch eine Bitte hat das Jagdteam. Es leben derzeit einige „weiße Rehe“ in der Region. Leider komme es immer wieder vor, dass Menschen diese fotografieren und die Bilder in den sozialen Medien veröffentlichen. Dies natürlich mit genauer Beschreibung des Fundortes. „Bitte tun Sie das nicht“, fordert Kramer auf.

Appell an Passanten und Hundehalter

Die Tiere würden nach so einer Veröffentlichung durch Schaulustige massiv gestört und durch das angeborene Fluchtverhalten käme es immer wieder zu Unfällen. Aber auch an die Hundehalter appelliert der Jäger. „Leinen sie Ihre Hunde an, ganz besonders in der Setzzeit“, mahnt er.

Viele Hundehalter würden den Jagdtrieb ihrer Vierbeiner schlichtweg unterschätzen. Im Umgang mit den Wildtieren wünschen sich die Jäger generell „mehr Sensibilität und Rücksichtnahme in der Bevölkerung“.

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