Weil am Rhein Winzer rechnen mit deutlich schlechterem Weinlese-Ertrag

Weiler Zeitung

Jahrgang 2021: Ein absolutes Ausnahmejahr / Weingut Schneider und Mitstreiter zeigen Probleme auf / Schädlinge und Pilze

Die Weiler Winzer haben mit dem Herbsten begonnen. Angesichts des wechselhaften Wetters in den vergangenen Monaten wird mit einem deutlich geringeren Ertrag gerechnet. Sorgen bereiten den Winzern die Esca-Krankheit oder auch die Kirschessigfliege.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Obwohl mit dem zunehmenden Reifegrad der Trauben in den Reben für gewöhnlich das Strahlen auf den Gesichtern der Aktiven immer ausgeprägter wird, hatten diese in den zurückliegenden Monaten einige Herausforderungen zu meistern. Winzer Johannes Schneider vom Altweiler Weingut Schneider und einige Mitstreiter zeigten bei einer Rebbegehung mit der dreiköpfigen Stadtspitze sowie den Gemeinderats-Fraktionsspitzen die aktuelle Situation auf. Mindestens in den vergangenen 40 Jahren habe es nicht solch einen schwierigen Jahrgang gegeben. 2016 sei schon herausfordernd gewesen, doch dieses Jahr mit dem Blick auf die Wetterereignisse und deren Folgen noch einmal problematischer.

So wurde mit 30 bis 40 Prozent Frostschäden gestartet, wobei teilweise diese rausgewachsen sind. Dann folgte aber viel Regen während der Wachstumsperiode der Reben, womit das Thema Spritzen akut wurde, wobei Bio-Winzer wie Schneider besonders hart betroffen waren, da diese weniger gegenwirken konnten. „Ertrag ist verloren gegangen“, erklärte Johannes Schneider. Womöglich müsse für seinen Bereich mit Ausfällen von 50 Prozent gerechnet werden, dies zeige sich in den nächsten Tagen und Wochen.

Grauburgunder bis Gutedel

Denn begonnen wurde am Montag mit der Sektgrundweinlese. In der kommenden Woche beginnt die reguläre Lese, da jetzt die passende Reife erreicht wird. „Man muss alles im Blick haben“, weiß der Experte. Noch seien die Reben gesund, doch mit Sorge blickt er auf angekündigte Gewitterwolken. Beispielsweise beim Burgunder platzen die kompakten Trauben bei zu viel Regen auf, womit sich ein Einfallstor für Insekten und Pilzkrankheiten bildet. Diese auszusortieren, erfordere dann nochmals mehr Handarbeit. Zuerst soll nächste Woche der Grauburgunder geherbstet werden, es folgen Weißburgunder und Chardonnay. Der Rotwein und der Gutedel sind als letztes an der Reihe.

Esca: Tod durch Infarkt

Während die Kirschessigfliege mittlerweile ein bekannter unliebsamer Begleiter in den Reben ist, blicken die Winzer verstärkt mit Sorge auf die Esca-Krankheit. Diese zerstört die Leitungsbahnen der Rebstöcke und sorgt dann bei diesen für eine Art tödlichen Herzinfarkt, schilderte Werner Röschard vom gleichnamigen Weiler Weingut. „Die Rebe treibt aus, doch dann kommt es plötzlich zum Stillstand.“ Es bleibe dann nur die Hoffnung, dass an der Veredlungsstelle ein neuer Trieb wächst, notfalls müsse man aber die Stöcke rausreißen. Von 1000 Stöcken seien etwa 40 bis 50 Reben betroffen – doch die Zahl der Fälle steige von Jahr zu Jahr. Es gebe die Vermutung, dass das Virus schon mit dem Pflanzgut ausgeliefert werde. „Wenn Reben betroffen sind, dann zu 100 Prozent“, unterstreicht Winzer Matthias Dirrigl. Das sich ständig wechselnde Wetter sei ein Stressfaktor für die Reben, womit diese anfälliger für Krankheiten würden.

Am Schlipf würden daher auch andere Rebsorten ausprobiert wie spanische Rotweinsorten. Auf Merlot setzt seit einigen Jahren Trautwein Bachthaler. „Ich bin sehr zufrieden damit“, lautet seine Zwischenfazit. Schneider betont jedoch, dass man grundsätzlich am Schlipf auf die bewährten Rebsorten setzt – wobei angesichts der Klimaveränderungen auch neue Sorten im Blick bleiben.

Dirrigl: Etwas Besonderes

Der Kunde wisse viel über Wein, resümierte Diriggl bei der Begehung am Weiler Schlipf. „Der Wein hier ist etwas Besonderes“, wobei er sowohl auf die Sonneneinstrahlung und den Boden als auch die kulturellen Aspekte abhob. Gleichzeitig müsse man sich den neuen Schädlingen stellen. Ein großes Thema sei die Resilienz vom Weinberg, die man vorantreiben müsse. „Wir brauchen Pflanzenschutz, aber nur so viel wie wirklich nötig ist.“

Bei der Bewältigung der weiter anstehenden Herausforderungen wünschte OB Wolfgang Dietz den Winzern eine gute Hand. Ebenso hofft er, dass diese auch Nachfolger finden, welche die Liebe zum Produkt weiterbetreiben und vermitteln.

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