Große Verärgerung
Kreisimpfzentrums-Leiter Dröschel verweist rückblickend hingegen darauf, dass das KIZ auch die eigene Einrichtung zur Verfügung stellen könnte, die wegen nicht ausreichenden Impfdosen nicht an jedem Tag geöffnet hat. So schnell schon am vergangenen Wochenende zu agieren, sei aber nicht möglich gewesen.
Auf die Palme bringt den Friedlinger Arzt, dass womöglich das Mobile Impfteam des Kreises bald unweit seiner Hausarztpraxis impfen könnte. Denn Friedlingen ist laut Dröschel aufgrund der sozioökonomischen Struktur prädestiniert. Die Impfungen sollen zu den Menschen kommen – und mit Johnson & Johnson direkt als Vollimpfschutz einmalig.
Sollte in der Turnhalle der Rheinschule tatsächlich vom Kreis geimpft werden, droht Steffens schon jetzt mit Konsequenzen. „Wenn die vor meine Praxis das Mobile Impfteam stellen, dann schraube ich das Schild meiner Praxis ab.“ Er bezeichnet es angesichts der Konkurrenz als „Unverschämtheit“, hier impfen zu wollen. Sein Wegzug sei die Konsequenz, die er womöglich ziehe.
Geht es ums Geld?
Den finanziellen Aspekt der Impfungen führen Steffens und auch der Weiler Apotheker Thomas Harms an, der 2000 der 5000 Impfdosen für den Friedlinger auftreiben konnte. 20 Euro erhält Steffens pro Impfung, zugleich bekomme aber ein Arzt im Kreisimpfzentrum 150 Euro pro Stunde, hinzu kämen noch weitere Kosten, womit etwa 200 Euro fällig würden. „Das ist ein Politikum.“
Einen Zusammenhang zwischen der Ermöglichung von groß angelegten Impfaktionen von Hausärzten und möglichen finanziellen Interessen des KIZ weist dessen Leiter weit von sich und seiner Einrichtung. „Es entspricht nicht irgendeiner Realität. Wir wollen alle impfen.“ Dem KIZ würden dadurch keine Einnahmen fehlen. Vielmehr sei Steffens auch Unterstützung angeboten worden.
Eine Idee von Steffens, auf dem LGS-Parkplatz zu impfen, sei von ihm selbst wieder zurückgenommen worden, da dies alleine schon an den freien Feuerwehrzufahrten gescheitert wäre, ergänzt KIZ-Co-Chefin Susann Franke. Die Administration, die ärztliche Aufklärung samt Unterschrift des Impfwilligen sowie dessen Nachbeobachtung wären aufgrund der verkehrlichen Rahmenbedingungen nicht möglich, unterstreicht das KIZ.
Dass nur Weiler bei solch einer Aktion oder eben in der Innenstadt zum Zug kommen würden, bezweifelt Dröschel. „Das ist nicht konsequent durchhaltbar.“
Mit dem OB werde das KIZ losgelöst vom Engagement des Friedlinger Mediziners hinsichtlich eines Vor-Ort- Impftermins im Gespräch bleiben. Speziell Friedlingen ist hier im Fokus. Als Termin ist bereits der erste oder/und zweite Montag im Juni ausgeguckt. Dietz wolle geplant agieren und eine sinnvolle Aktion daraus machen.
Harms: die Bürokratie
Apotheker Harms bedauert hingegen, dass es mit einer Impfaktion in der Stadt, entweder an seiner Apotheker oder auch im Rathaus, vorerst nichts geworden ist. „Da hat sich die Bürokratie dazwischengeschaltet.“
Außerdem steht für ihn angesichts der Honorierung fest: „Es geht ums Geld.“ Denn damit werde dem Impfzentrum ja Geld weggenommen. Mit den Impfdosen hätten auch seiner Hoffnung nach mehr Weiler geimpft werden können. „Warum machen wir den Ärzten das Leben so schwer?“ Immerhin opfere sich Steffens von morgens bis abends auf. „Wenn sich einer so engagiert, sollte man das unterstützen.“ Denn dieser sei angesichts der Honorierung im Verhältnis zum (bürokratischen) Aufwand unterm Strich altruistisch unterwegs, schließlich sei eine Menge an Dokumentationen mit jeder Impfung verbunden.
Steffens kündigte gestern aber auch an, dass solch ein Volumen an Impfungen nicht noch einmal für sein Team zu stemmen sei. „Wir laufen mit der Impfung am Anschlag.“ Daher rief er auch die anderen Ärzte in Weil am Rhein auf, aktiv zu sein.
Fest steht für ihn hingegen, nicht mit dem KIZ zusammenarbeiten zu wollen. Der ausgebliebene Impftag sei eine „vertane Chance“ gewesen. Doch Befürchtungen und Bedenken seien hier von KIZ-Seite zu groß gewesen.