Weil am Rhein Ziel ist ein Mutter-Kind-Zentrum

Weiler Zeitung
6369 Florian Rühl (links, ebenfalls am Projekt beteiligt und als Gast da) und Florian Porsche beantworteten in der Pause auch Fragen zum Eritrea-Projekt Foto: Martina Proprenter Foto: Weiler Zeitung

Hilfseinsatz: Zwei Brüder aus Lörrach helfen beim Aufbau in Eritrea / Benefizkonzert in Weil am Rhein

Von Martina Proprenter

Wie selbstverständlich unsere medizinische Versorgung, ja alleine sauberes Trinkwasser ist, ist vielen nicht bewusst. Die Brüder Florian und Tim Porsche aus Lörrach haben bei ihren Hilfseinsätzen in Eritrea selbst erlebt, dass es auch ganz anders sein kann. Gemeinsam mit dem Verein Archemed bauen sie dort ein Krankenhaus, das die Kindersterblichkeit drastisch reduzieren soll.

„Wenn man jemandem in Keren erzählt, dass wir unsere Toiletten mit Trinkwasser spülen, können sie es kaum glauben“, erzählt Florian Porsche. Beim Benefizkonzert des Freundeskreises Haltingen hatte er am Samstag das Projekt vorgestellt, an dem er selbst seit 2010 beteiligt ist. In Keren, der zweitgrößten Stadt Eritreas, gelegen im Nordosten Afrikas, fehlt es an vielem. Seit 1994 zählt das Land zur sogenannten „vierten Welt“, ist eines von 48 Ländern, welche die Vereinten Nationen als am wenigsten entwickelt definieren. Auf 10 000 Einwohner kommen lediglich 0,5 Ärzte, in Deutschland sind es 38. Entsprechend hoch ist die Kindersterblichkeit: 37 von 1000 Kindern überleben nicht, in Deutschland sind es lediglich 3,4.

Was diese Zahlen in der Lebensrealität der Menschen bedeutet, hat Porsche selbst bei seinem Einsatz erlebt. In einer Woche seien zehn Kinder geboren worden, sechs davon an Blutvergiftung gestorben. „Das geht einem Nah“, verdeutlicht er. Der Wunsch sich zu engagieren, liegt bei Porsches in der Familie. Bereits sein Vater habe fünf Jahre lang Entwicklungsarbeit in Afrika geleistet, sich selbst einzubringen, sei daher nahegelegen. Als er angefragt wurde, als Handwerker zu helfen, sagte er gleich zu. Bis zu seinem ersten Einsatz dauerte es dann ganze sechs Jahre, denn die bürokratischen Mühlen mahlen langsam in dem afrikanischen Land. Bisher steht der Rohbau des Krankenhauses, beim letzten Einsatz wurde auch eine Solaranlage installiert, die das Wasser für das Krankenhaus erhitzt. Denn fließendes Wasser gibt es nicht, es wird jeden Morgen per Lastwagen geliefert. Geplant ist der nächste Einsatz für November, um eine Wasseraufbereitungsanlage zu montieren.

Das Publikum beim Benefizkonzert war zwar eher im Alter ab Mitte dreißig aufwärts, doch beim Projekt selbst, ist die Altersspanne immens. Beim ersten Einsatz im jahr 2016 war Florian Rühl mit 19 Jahren der jüngste, der älteste im Team ist um die 70 Jahre alt, schätzt Porsche. Neben ihm und seinem Bruder Tim kommen noch zwei weitere aus der Region, der Rest des stetig wachsenden Teams komme überwiegend aus dem Raum Frankfurt. Waren beim ersten Einsatz lediglich fünf Helfer vor Ort, waren es beim letzten bereits 25.

Organisiert wird das Projekt, neben zahlreichen anderen in Eritrea, vom gemeinnützigen Verein Archemed (Ärzte für Kinder in Not). Gegründet 2010 von Dr. Peter Schwidtal in Soest, setzt sich der Verein dafür ein, das Leben der Kinder durch medizinische und humanitäre Hilfe zu verbessern. Um nachhaltig zu helfen, arbeiten ehrenamtliche Ärzte-, Schwestern- und Technikerteams direkt vor Ort. Dass die Hilfe von den Einheimischen positiv angenommen wird, spürt Porsche bei mit jedem Einsatz. Einladungen von Fremden, welche die Weißen gleich als die „Krankenhausbauer“ erkennen, kommen ebenso wie dankbare Worte bei den Helfern an. Stolz erzählt er auch, dass der noch kinderlose einheimische Bauleiter ihm sagte, dass er nur auf die Fertigstellung des Krankenhauses warte, um Kinder zu bekommen.

Weitere Informationen: www.archemed.org

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