Welche Eigenschaften des ehemaligen Fabrikgebäudes werden dann besonders in den Fokus gerückt?
Die Geschichte der 3-Länder-Stadt Weil am Rhein ist zwischen 1880 und 1982 maßgeblich von der Textilindustrie geprägt worden. Das Bild des Stadtteils Friedlingen war Jahrzehnte lang von den riesigen Shedhallen mit den Sägezahndächern und den rauchenden Kaminen der Kesselhäuser geprägt. 1982 stellte die Seidenstoffweberei Schwarzenbach als letztes produzierendes Textilunternehmen in Friedlingen den Betrieb ein. Das ehemalige Gebäude-Ensemble der Firma mit Kamin und Kesselhaus wurde von der Stadt aufgekauft, um es als Industriedenkmal zu erhalten. Heute beherbergt das Schwarzenbach-Areal zahlreiche Firmen, Künstler-Ateliers, das Kulturzentrum Kesselhaus und das Kulturcafé. Im Gebäude der ehemaligen Schreinerei und Schlosserei der Seidenweberei ist heute das Museum Weiler Textilgeschichte beheimatet. Zwischen den Sägen, großen Bohrern und Hobelmaschinen aus den 1920er-Jahren ist die Weiler Textilgeschichte zwischen 1880 und 1982 anhand von Objekten und Bildern dokumentiert. Luftbildaufnahmen führen den Besuchern die Ausmaße des ehemals blühenden Industriezweigs vor Augen. Werkzeuge, Musterbücher, Webschützen, Garnspulen, Lochkarten und Musterzeichnungen erinnern an die blühende Textilepoche. Die Schlosserei im Nebenraum wurde im ursprünglichen Zustand belassen. Museumsbesucher fühlen sich wie in einer Zeitreise um ein Jahrhundert zurückversetzt.
Zur Person
Barbara Brutscher
Die 49-Jährige ist seit acht Jahren bei der Stadt Weil am Rhein, seit Februar 2023 ist sie mit der Leitung der Abteilung Museen & Galerie betraut. Seit fast 15 Jahren wohnt sie mit ihrer Familie in Frankreich, zuerst in der Auvergne und seit fast zehn Jahren im Elsass. Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Netzwerkprojekte mit anderen Museen und Partnern, die Zusammenarbeit mit Schulen, bildungspolitische Projekte zu Themen wie Demokratie, Umweltschutz und andere sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, insbesondere mit der Partnerstadt Huningue und dem dortigen Kulturzentrum „Le Triangle“.