Weiler Vokalensemble Den Geist der Romantik getroffen

Jürgen Scharf
Das Vokalensemble Weil am Rhein unter Leitung von Silke Marchfeld (links) widmet sich Liedern der Romantik. Foto: Jürgen Scharf

Das Ensemble unter der Leitung von Silke Marchfeld, bekannt und prädestiniert für Themenkonzerte, eröffnete seine Konzerttour mit Liedern und Texten der Romantik.

So haben sich die Sängerinnen schon Programmen wie „Stiller Frieden“, „Tränen“ und „Jerusalem“ gewidmet. Bei ihrem jüngsten Projekt, das sie an verschiedenen Orten aufführen, konzentrieren sie sich unter dem Titel „Mondnacht“ auf Vokalmusik der Romantik. Die ersten beiden Konzerte fanden in der katholischen Kirche in Haltingen und der Rheinfelder Christuskirche statt.

Eine weitere Spezialität dieses solistischen Gesangsensembles ist das Einbeziehen literarischer Texte. Dafür hat man seit längerem die Autorin und Sprecherin Uta Ruscher gewonnen, die auch dieses Mal wieder passende Texte einbringt, die sich um zwei Dichterinnen der Romantik drehen. Zu hören gibt es Inkunabeln der Romantik in Musik und Wort. Musikalisch sind es vor allem die schönen Chorlieder von Johannes Brahms, weltliche Chorwerke von Franz Schubert sowie Lieder und Duette von Robert Schumann und wenigen anderen.

Liebe, Leid und Tränen

Mit dem „Ständchen“ steht einer der besten von Schuberts Chorsätzen im Zentrum. Es gehört zum Gipfel der Gattung. Gesungen wird es mit der Solistin Andrea Giger und der zart schwebenden Stimmigkeit des Frauenchors. In diesem „Ständchen“ nach Franz Gillparzer trifft das Vokalensemble sehr poetisch, ohne Pathos und Patina, den Geist der Romantik.

Sehr sauber, homogen und mit ergreifender Schlichtheit des Gesangs beeindruckt der Chor in den Brahms-Liedern, die von Liebe, Leid, Tränen und Traurigkeit zerfließen.

Von der Nacht, Liebesgram, Pein und Träumen berichten auch die Gedichte von Friedrich Rückert, Emanuel Geibel und Joseph von Eichendorff, die Schumann vertont hat. Darunter das berühmteste aller romantischen Kunstlieder, die „Mondnacht“, eine wunderbare Musik, die Sigrid Fuchs ungekünstelt, mit berührender Stimme und sehr beseelt vorträgt.

Sensibles Klavierspiel

Auch in den Chorsätzen Schumanns sind Stimmen und Klangbalance der Sängerinnen im Lot, erfasst der von Marchfeld bestens instruierte Frauenchor mit Klang, Interpretation und Atmosphäre den Ausdruck dieser Gesänge. Das Vokalensemble trifft den Ton dieser Lieder bis zu dem selten gehörten „O Meer im Abendstrahl“ des verdrängten Lieder-Schöpfers Franz Liszt ebenso wie dem populären, volksliedhaften Brahms-Lied „Da unten im Tale“.

Der starke Eindruck dieses Chorkonzerts wird durch das sensible und klar akzentuierte Klavierspiel des ständigen Begleiters Miguel Pisonero noch verstärkt. Er zieht die Zuhörer in einer solistischen Einlage unweigerlich hinein in den Sog des Adagio sostenuto aus Beethovens „Mondscheinsonate“.

Zwei Freundinnen im Mittelpunkt

Die Texte, die Ruscher für dieses Themenkonzert ausgewählt hat, runden das Ergebnis bei der Beschäftigung mit der Romantik ab. Im Blickpunkt stehen mit Bettina von Arnim und Karoline von Günderode zwei Freundinnen, die wohl seelenverwandt waren.

Es ist interessant, einmal Arnims Briefroman „Die Günderode“ kennenzulernen, in dem die Autorin über ihre Freundin trauert, die ihr Leben als 26-jährige junge Dichterin mit einem Dolch selbst beendete.

Lesungen als Auflockerung

Bereichernd sind auch die Passagen aus „Kein Ort. Nirgends“ von Christa Wolf, einer fiktiven Begegnung von Günderode und Kleist. Von dieser Schriftstellerin liest Ruscher zudem Ausschnitte aus „Ein Brief über die Bettine“, so dass in den Texten das Frauenbild der Romantik differenziert und tief beleuchtet wird.

Ruschers Lesungen sind eine willkommene Auflockerung und besondere literarische Note in diesem gerundeten Programm. Die Erkundungstour durch die romantische Liederlandschaft bietet also nicht nur viel für Liebhaber exzellenten Chorgesangs, man erfährt auch etwas über die wenig bekannte Literatur von und über die Schwester Clemens Brentanos und Frau von Achim von Arnim.

Weitere Aufführungen sind in den evangelischen Kirchen von Kandern am Samstag, 15. März, und Badenweiler am Sonntag, 16. März. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.

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