Oxfam fordert deshalb von der kommenden Bundesregierung eine Besteuerung großer Vermögen. Unter anderem SPD und Grüne schlagen das in ihren Programmen für die Bundestagswahl im Februar vor. Laut Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) könnte man "schon mit sehr kleinen Steuersätzen auf die Vermögen Ultrareicher viele Probleme lösen".
Hat die Ungleichheit eher abgenommen?
Kritik an Oxfams Ungleichheitsbericht übt das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW): "Eine Wiederbelebung der Vermögensteuer wäre in der aktuellen Wirtschaftslage ein gefährlicher Schritt. Sie würde deutsche Unternehmen zusätzlich belasten, Investitionen in die dringend benötigte Transformation blockieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich schwächen", schrieb IW-Ökonom Maximilian Stockhausen.
Daten des aktuellen UBS-Weltvermögensberichts zeigen laut Angaben des Instituts eine rückläufige relative Ungleichheit der Nettovermögen zwischen 2008 und 2023. So sei der Gini-Koeffizient in Deutschland von 0,72 auf 0,68 gesunken. Der Gini-Koeffizient misst die Ungleichheit ‒ etwa bei den Einkommen oder Vermögen ‒ in einer Gesellschaft. Dabei bedeutet 0 vollständige Gleichheit und 1 maximale Ungleichheit.
Warnung vor Elon Musks politischer Macht
Sorgen bereitet Oxfam jedoch auch, dass sich die Wirtschaftsmacht der Milliardäre deutlich sichtbar auch in politischer Macht niederschlägt. Die Ungleichheit habe Folgen für die Demokratie, warnte Altinisik von Oxfam Deutschland. "Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht." Das sei auch bei der Unterstützung des neuen US-Präsidenten Donald Trump durch den reichsten Menschen der Welt, Elon Musk, zu sehen. Auch Trump ist nach Schätzungen Milliardär.
"Mit demokratischen Prinzipien nicht vereinbar"
Laut einer Studie der gemeinnützigen Initiative LobbyControl verfügen besonders die großen US-Tech-Konzerne für die Durchsetzung ihrer Interessen über ein breites Lobbynetzwerk auch in Europa. Mit 33 Millionen Euro führen demnach Google, Amazon, Meta, Microsoft und Apple die Liste der Unternehmen nach Lobbyausgaben in Europa an. "Diese immense Lobbymacht, gepaart mit großer Markt- und Monopolmacht, und der damit wachsende Einfluss auf die Politik sind mit demokratischen Prinzipien nicht vereinbar", heißt es in der Studie.
Dem Oxfam-Bericht liegen Daten aus verschiedenen Quellen zugrunde. So führte Oxfam etwa Schätzungen des Magahins "Forbes" zum Vermögen von Milliardären mit Daten der Weltbank und solchen aus dem Weltvermögensbericht der Schweizer Bank UBS zusammen.