Werkraum Schöpflin Il Civetto und Chabezo bei „Stimmen“: Die Beats trotzen dem Regen

Veronika Zettler
Leon Keiditsch, Sänger der Berliner Band „Il Civetto“ Foto: Veronika Zettler

Il Civetto und Chabezo begeisterten beim zweiten Stimmen-Konzert im Werkraum Schöpflin.

Vor dem Finale auf dem Weiler Vitra-Campus machte das Stimmen-Festival mit zwei Konzerten einen Schlenker nach Brombach zum Werkraum Schöpflin.

Heimspiel für Chabezo

Nachdem das Konzert am Mittwoch wegen Gewitter und Starkregen vorzeitig endete, haben die rund 250 Besucher am Donnerstag mehr Glück: Zwar setzt pünktlich zum Auftritt der Band „Il Civetto“ um 21 Uhr der Regen ein, Blitz und Donner bleiben aber fern. Nur eine Handvoll Besucher tritt verfrüht den Rückzug an, der Rest tanzt zu den stampfenden Beats der Eule (italienisch civetto) oder sucht sich ein trockenes Plätzchen unter den alten Bäumen im Park.

Für Chabezo als Support ist das Konzert ein Heimspiel, schließlich stammt der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Peter Stöcklin heißt, aus Brombach. Bekannt ist er unter anderem als Sänger der Band „Otto Normal“, als vielseitig sozial Engagierter, als Alemanne – vor zwei Monaten trat er beim Mundart-Festival im Burghof auf – und als Chabezo, wie sein Soloprojekt heißt. Letzteres präsentiert er jetzt in Begleitung von Keyboarder Heen Martens in seinem Heimatort, wo er unter den Fans auch seine Mama begrüßen kann.

Erstklassiger Rap

Chabezo hat erstklassigen Rap im Gepäck, der das Publikum „hart in den Sommer viben lässt“, wie es treffend im Text zu seiner siebten Konzept-EP „Partners in Crime“ heißt. Dem Opener „Rapding“ folgen Stücke wie „S‘Allerledschde“, „Challenge Accepted“ und „Magnezo“. Spitzentexte, Vielseitigkeit, Performance und Humor begeisterten die Zuhörer in dem 40-Minuten-Set.

Im Anschluss wird die Ur-Berliner Band „Il Civetto“ laut applaudierend begrüßt.

Der Drive von Il Civetto

Als Sänger Leon Keiditsch fragt, wer die Truppe schon mal live gehört hat, gehen einige Hände in die Höhe. Die meisten aber kennen die sonore Stimme des Frontmanns bisher nur von Studioaufnahmen und sind begeistert vom Drive, mit dem die Band in Echtzeit unterwegs ist.

Unter dem Titel „Liebe auf Eis“ erschien im März das jüngste von vier Civetto-Alben. Beim Werkraum wird es mit Stücken wie „Für immer wach“, „Regen in Rom und Paris“ und der „Cure“-Hommage „Boys Do Cry“ gefeiert. Eine Hommage ist auch die Hymne dieses Abends: „Rio Reiser-Platz“ vom dritten Album „Späti del Sol“. Am Saxofon pumpt Multi-Instrumentalist Lars Löffler-Oppermann das Stück dem Publikum nachhaltig ins Gehör. Weil’s so genial ist, spielen Il Civetto das Stück später ein Quäntchen wilder noch einmal als Zugabe.

Zuvor geht es aber mit „Baba Che“ zurück zum ersten Album, als Il Civetto noch auf Französisch, Portugiesisch, Spanisch und in Fantasiesprachen texteten. Mittlerweile sind sie erfolgreich bei den deutschen Lyrics gelandet. Ob beim Klimasong „Zukunft im Wind“ oder dem Abschiedslied „Fragen“: Die fünf spielen so power- und druckvoll, dass beim Werkraum keiner stillstehen kann.

Tolle Instrumentierung

Nicht nur die tolle Instrumentierung und die treibenden Sounds zwischen Funk, Balkan-Beats und Dancehall, zwischen „Disko Partizani“ und „Element Of Crime“ reißen das Publikum mit, auch der offenkundige Enthusiasmus des Quintetts steckt an.

Wenn Sänger, Saxofonist und Bassist auf der relativ kleinen Bühne ihre stampfenden Pogo-Moves performen, nimmt auch das altersmäßig bunt gemischte Publikum einschließlich einiger Kinder Fahrt auf und tanzt ausgelassen vor der Bühne.

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