Wettbewerb Junge Frau aus Weil setzt sich im Schreinerhandwerk durch

Ines Bode
Zweiter Platz für Sanja Müller und ihrem Gesellenstück: eine Kofferstaffelei. Foto: Ines Bode

Für ihre Kofferstaffelei ist Sanja Müller beim Wettbewerb „Die Gute Form“ ausgezeichnet worden, der vom Verband Schreiner Baden organisiert wird. Gekürt wurden herausragende Gesellenstücke.

„Das war eine Überraschung“, sagt die 23-Jährige. Alljährlich ermitteln die Vertreter der Architektenkammer, eines Fachmagazins sowie Schreinermeister als Jury „Südbadens schönste Möbelstücke“. Antreten dürfen Schreinerlehrlinge im dritten Ausbildungsjahr mit ihren Exponaten.

Mit ihrer Kofferstaffelei erzielte Sanja Müller den zweiten Platz und setzte sich damit gegen zahlreiche Mitbewerber durch.

„Intelligente Details und exzellente Verarbeitung“

Ihr Gesellenstück wurde als „mobiles Möbelstück“ gewertet, das durch „intelligente Details und eine exzellente Verarbeitung“ heraussteche. Als Material wählte die frisch gebackene Schreinergesellin Olivenholz sowie CDF mit Olivenfurnier. „CDF“, so erklärt Müller, sei eine Platte, die aus Holzfasern und einem Bindemittel bestehe. Nach der Formgebung werde das „künstliche Holz“ mit Furnierblättern beklebt.

Das Äußere des Gesellenstücks fällt allein schon wegen der eleganten Farbwahl auf. Stünde es in einem Fachgeschäft, käme niemand auf den Gedanken, das kleine Meisterwerk einer Auszubildenden zuzuschreiben. Die Idee, eine tragbare Staffelei mit allem drum und dran zu bauen, hänge mit ihrem Hobby Malen zusammen, erzählt Müller.

Etwas mit den Händen machen

Die Frage, ob sie gut malen könne, will sie so nicht bejahen, aber ihr Vater Andreas Müller nickt. Die Tochter gelte in der künstlerisch begabten Familie als sehr kreativ. Die Devise: „Etwas mit den Händen machen“ begleite sie seit der Kindheit. Gleichwohl habe ihn ihre Berufswahl erstaunt, so Müller.

Bei der Prämierung in Freiburg: Cornelia Rupp-Hafner, Nico Ranz, Annika Herr (Elzach, 1. Platz), Sanja Müller und Martin Ranz Foto: Johannes Baumgärtner

Vier Tage arbeitet Tochter Sanja nun im Ausbildungsbetrieb des Kreishandwerksmeisters Martin Ranz. Jeden Montag ist sie bei ihrem Vater im Kesselhaus, wo dieser ein Büro für Planung, Bauleitung, Innenausbau und Sanierung betreibt.

Vom Vater lernen

Er lasse die Tochter einfach machen, versichert der Vater, selbst Schreinermeister. So gehe die Jung-Schreinerin die Planung an, so setze sie ihre Vorstellungen um. Dazu gehören die blitzsauberen Kanten und Ecken der Kofferstaffelei, die raffinierte Schublade für zwölf Farbtuben, das Fach für Pinsel und die Aufsteller, die das Bild halten.

Akribische Millimeterarbeit

Wer genauer hinsieht, bemerkt den gefütterten Griff aus Leder. Ein einfacher hätte es nicht getan? „Ich wollte sicher gehen, dass er nicht reißt“, so die Gesellin. Mit dem Koffer solle es ja hinaus in die Natur gehen. Ein weiterer Blick fällt auf eine Nut, eine Vertiefung im Holz, und auf weitere schmale Vertiefungen, die Taschen heißen. Jede der neun Taschen ähnelt der anderen aufs Haar, und sieht nach akribischer Millimeterarbeit aus. Man hätte es doch auch weniger aufwendig machen können, oder?

An alles ist gedacht: Die Kofferstaffelei in Nahaufnahme Foto: Johannes Baumgärtner

Müller schmunzelt und informiert, die Vorgabe sei ein Zehn Punkte-System. Da müsse eben alles perfekt sein. Gleichwohl sagt sie, sollte sie das Unikat noch einmal bauen, würde sie es sich hier und da einfacher machen. Beispielsweise bei der durchsichtigen Farbpalette mit runden Mulden zum Mischen. „Selbstgemacht aus Acrylglas“.

Nächstes Projekt: Ein Nachtschränkchen für die Schwester

Ihre Zukunftspläne sehen laut des Vaters so aus, dass sie „in die Planung gehe“. Übersetzt heißt das, Dinge aus Holz entwerfen. Die Tochter befürwortet den väterlichen Rat, und hat wieder eine Idee: Ein Nachtschränkchen soll es sein. „Für die Schwester, die als einzige der Familie keine Handwerkerin ist – sondern eine Sonderpädagogin“.

Hintergrund

Der Wettbewerb
„Die Gute Form“ wird jährlich von der Innungsorganisation des Tischler- und Schreinerhandwerks veranstaltet. Die beiden Erstplatzierten in dem Wettbewerbs in Freiburg werden nun auf Bundesebene antreten, wo sie sich mit den besten Arbeiten aus ganz Deutschland messen dürfen, informiert der Verband Schreiner Baden. Der Höhepunkt ist das Bundesfinale, bei dem die Gesellenstücke der Landessieger präsentiert werden. Dieses Event findet alle zwei Jahre auf der Internationalen Handwerksmesse statt.

 

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