Maximal fünf Mann arbeiten gemeinsam tief unter dem Berg, weil es sonst einfach zu eng sei, erzählt Wietzel. Sie sind allesamt keine „echten“ Bergmänner, aber alle sind fasziniert vom Bergbau.
Stollen war eingestürzt und wird wieder freigelegt
Der Stollen war nach der Schließung des Bergwerks eingestürzt, der Zugang war nicht mehr vorhanden. „Wir haben den Stollen komplett zugänglich gemacht, aufgebaggert, 27 Meter mit dem Bagger freigelegt und mit einem Stahlausbau gesichert“, erzählt Wietzel.
Der Holzausbau in dem Stollen sei bereits Ende der 60er Jahre eingebrochen. Im Zuge der „Wiedereröffnung“ haben die Bergmänner die die Stollendecke, also das lose Gebirge, bei diesem ersten Bruch mit Leitplanken abgesichert. Dazu wurde Planke für Planke mit dem Pressluftbohrhammer in den Berg hineingeklopft. „Das war abenteuerlich“, erinnert sich Wietzel an diese laute und harte und auch gefährliche Arbeit.
Ausgerüstet mit Werkzeug aus dem Bergbau, schweren Stahlprofilen aus dem Kohlebergbau, riesigen Bohrern, und einem Bagger arbeiteten sich die Helfer Stück für Stück durch den Bruch.
Das Vorhaben war immer mit einem großen Risiko verbunden, erklärt Wietzel: Wäre etwas eingestürzt, wäre dies eine enorme Gefahr für die ehrenamtlichen Bergmänner gewesen.
Weiter drinnen im Stollen war das Gebirge dann selbsttragend – dennoch mussten die Decken gesichert werden. Und wiederum weiter drinnen gelangten die Bergmänner dann an eine zweite Stelle, an der der frühere Stollen eingebrochen war. Dort haben sie die Wände betoniert und mit Eisen verankert, damit alles massiv ist.
Projekt war zeitweise gefährdet
Doch dann gab es ein Problem: Über ihnen lag ein riesiger Hohlraum, der bis zu zehn Meter hoch und bis zu 86 Meter breit war, das Ganze 35 Meter unter der Erdoberfläche. „Die Gefahr, dass alles über uns Bergmännern einstürzt, war riesengroß“, macht Wietzel deutlich. „Deshalb sagte das Bergamt, es sei zu gefährlich und wir dürfen nicht weitermachen“, erinnert sich Wietzel an diesen Tiefpunkt des Projekts.
Die rettende Idee: Die Bergmänner besorgten für 18 000 Euro einen speziellen Bergbauschaum und füllten den Hohlraum mit Hilfe eines Hochdruckschlauchs mit dem Schaum auf. Zur großen Erleichterung der Bergmänner habe das Bergamt dann seine Genehmigung erteilt, und sie konnten mit ihrem Werk fortfahren: den Stollen freilegen und abstützen
Insgesamt haben die Arbeiter des Bergmannsvereins Wieden bisher 240 Leitplanken verbaut, haben das ganze Geröll mit einem Bergbau-Radlader mit einer 900-Liter-Wanne aus dem Stollen heraustransportiert und mussten sich auch eine eigene Belüftung in den Stollen einbauen, um selbst genug Frischluft zu haben.
98 Meter tief in den Stollen hineingelangt sind die Männer auf diese Weise bisher. Insgesamt ist der Stollen von seinem Zugang bis zum Flusspatgang aber ganze 290 Meter lang – etwa weitere 200 Meter harte Arbeit also liegen noch vor ihnen.
„Wir hoffen, dass diese Meter einfacher werden“, so Wietzel. Aktuell allerdings liegt noch eine dicke Felswand vor ihnen. Nichts als Stein. Was hinter dieser Wand liegt oder wann sich die ehrenamtlichen Bergmänner durch diese Wand hindurchgearbeitet haben, ist völlig unklar.
Aufhören allerdings ist keine Option: Das ganze Projekt macht erst dann Sinn, wenn das Ende des Stollengangs erreicht ist. Bis dahin also treffen sich die Arbeiter weiterhin fast jeden Freitagabend nach ihrer regulären Arbeit und kämpfen sich von 19 Uhr bis spät in die Nacht hinein Stück für Stück weiter durch den Stollen vor. Und wissen dabei nicht, was sie als Nächstes dort im Stollen erwartet. Es bleibt spannend.
Das Bergwerk Finstergrund besteht aus fünf Stollen, die bis auf das heutige Besucherbergwerk allesamt nach deren Schließung im Jahr 1974 zugesprengt worden sind. Stollen 4 liegt auf Utzenfelder Gemarkung , Stollen 5 (Besucherbergwerk) auf Wiedener Gemarkung.
Weitere Infos zum Besucherbergwerk Finstergrund unter www.finstergrund.de.