Windkraftdebatte Zeller Blauen „Alle Möglichkeiten für Betroffene ausschöpfen“

Gerald Nill
Insgesamt sieben Windenergieanlagen sollen im „Windpark Zeller Blauen“ entstehen, vier davon auf Gemarkung der Gemeinde Kleines Wiesental, oberhalb von Bürchau und Elbenschwand.  Foto:  

Der Gemeinderat Kleines Wiesental hat die Stellungnahme zum Bauantrag von vier Windkraftanlagen auf dem Höhenzug Zeller Blauen oberhalb von Bürchau und Elbenschwand angenommen – inklusive der Forderung nach verschärften Auflagen an den Betreiber.

Nach turbulenten Zeiten war es eine auf Konsens bedachte, gut besuchte Sitzung in Tegernau. Auch dem letzten Einwohner ist klar, dass sich die Anlagen wohl nicht mehr verhindern lassen. Aber wenn sie schon kommen, sollen alle technischen und rechtlichen Möglichkeiten zum Wohle von Mensch und Natur ausgeschöpft werden.

„Zeit zu knapp“

Das war der Tenor von Bürchaus Ortsvorsteherin Katharina Matzken, die erwartungsgemäß das Wort ergriff. Sie berichtete von der Ortschaftsratssitzung tags zuvor und einer neunseitigen Erklärung mit Bitten und Forderungen an die Genehmigungsbehörde in Lörrach. „Nur eine Woche Zeit zum Durcharbeiten eines Antragsumfangs von 1200 Seiten – das ist einfach zu kurz“, beklagte sie sich und sprach von Nachtschichten, weil eine Fristverlängerung von Lörrach nicht zugestanden worden sei.

„Lokale Expertise nötig“

Ihr Kernpunkt war die Ortskenntnis, die ihr eine Beurteilung von Eingriffen oder Gefahren durch den Bau und Betrieb der Windkraftanlagen ermögliche, die Externe nicht nachvollziehen können. Beispiel: Eiswurf der Windräder. Wenn im Antrag stehe, dass im Winter niemand im Wald unterwegs sei, so stimme das einfach nicht. Sowohl Einheimische als auch Touristen seien mit Schneeschuhen im Plangebiet unterwegs - und künftig entsprechend gefährdet.

Engmaschiges Monitoring

Marc Albiez ergänzte, dass die Talbewohner ein optimales Monitoring der künftigen Anlagen fordern. Das betrifft den Infraschall, der durch die Bauform der Rotoren verringert werden kann. Und es betrifft den Schattenschlag. An jeder Anlage müssten Sensoren angebracht werden, die den Schattenschlag messen, damit die 30 Minuten Belastung am Tag und maximal 30 Stunden im Jahr nicht überschritten werden.

Ein pauschales Monitoring von Freiburg aus werde den lokalen Gegebenheiten nicht gerecht, wie die aktuelle Inversionswetterlage zeige. Albiez schloss: „Was wir für die betroffenen Bürger verbessern können, müssen wir mit allen Mitteln fordern!“

„Tolle Arbeit“ aus Bürchau

Auch auf die Bedeutung von 80 historischen Grenzsteinen auf der Kammlinie sowie das Mahnmal, das an die Ermordung von fünf Zwangsarbeitern in der Nazi-Zeit erinnert, weist der Ortschaftsrat Bürchau in seinem Papier hin.

Bürgermeister Gerd Schönbett erkannte an, dass der Ortschaftsrat Bürchau „eine tolle Arbeit“ abgeliefert habe, dämpfte dann aber Erwartungen: „Wir können keine zusätzliche Forderungen zu den Vorgaben des Bundes-Immissionsgesetzes verlangen.“ Gemeinderätin Brigitte Schwarzwälder aus Wies unterstützte die Aspekte aus Bürchau: „Wir müssen Schaden von der Gemeinde abwenden.“ Ihr war wichtig, dass der Rückbau der Anlagen nach dem Ende der Laufzeit nicht nur durch Verpflichtungserklärungen, sondern auch durch Bankbürgschaften abgesichert ist.

Sieben Windräder geplant

Bürgermeister Schönbett versicherte zwar, dass das Landratsamt den Bauantrag der insgesamt sieben Windräder auf dem Zeller Blauen „penibel und akribisch prüfen“ werde, doch das reichte den Wortführern nicht.

Regelungen aktualisieren

Hauptamtsleiterin Claudia Brachlow baute die goldenen Brücke und fasste zusammen: „Sie wollen also den Ortschaftsratsbeschluss von Bürchau auf Gemeinderatsebene heben.“ Gemeinderat Rolf Vollmer aus Wies versicherte den Bürchauern: „Ich bin bei euch.“ In einem vehementen Statement vertrat er die Ansicht, dass die aktuellen Abstandsregelungen zur Wohnbebauung in keiner Weise mehr den aktuellen Dimensionen der Windkraftanlagen gerecht werden. „Die Regelungen stammen noch aus der Urzeit der Windkraft. Heute sind die Anlagen doppelt so hoch.“

Auf Konsens bedacht

Das auf Konsens bedachte Gremium übernahm letztlich einstimmig den ausführlichen neunseitigen Kommentar aus Bürchau, was dort mit sichtlicher Genugtuung zur Kenntnis genommen wurde.

  • Bewertung
    5

Beilagen

Umfrage

1.000 Tage Ukraine-Krieg

Was halten Sie von dem Vorstoß, dass europäische Länder Militär in die Ukraine schicken, um das Land im Verteidigungskampf gegen Russland zu unterstützen.

Ergebnis anzeigen
loading