Winter im Dreiländereck Lust, Last und Ärger – der Schnee hält Bürger und Helfer in Atem

Marco Fraune
Die Straßen wurden weißer, die Fahrtgeschwindigkeit entsprechend langsamer. Foto: Marco Fraune

150 Menschen muss auf der A 98 geholfen werden. ÖPNV-Nutzer und Autofahrer spüren die Schneemassen hautnah. Und gleichzeitig bringt die weiße Pracht auch selten Erlebbares.

Ski- und Snowboardfahrer mitten in der Basler Innenstadt? Das gab es auch am Donnerstagabend als Folge des Schneetreibens. Während am Basler Spalenberg große Freude über den frühen Winter-Einbruch herrschte, mussten anderswo Bürger und Einsatzkräfte mit der Kehrseite der Schneemengen kämpfen. Bus, Tram, S-Bahn, Autobahn oder auch andere Verkehrswege: Die weiße Pracht bremste nicht nur das öffentliche Leben temporär aus, sondern stoppte Verkehrsträger und Fahrer.

DRK und THW auf A 98

Besonders betroffen war die A 98, wo es schon ab 17.30 Uhr zu ersten Verkehrsbehinderungen kam, nach 19 Uhr blieben laut Polizeiangaben dann immer mehr Fahrzeuge hängen, bis letztlich der Verkehr zum Erliegen kam. In Fahrtrichtung Rheinfelden hatten sich zwischen Lörrach-Mitte und Lörrach-Ost mindestens 60 Autos, 30 Lastwagen sowie ein Reisebus festgefahren. „Etwa 150 Personen waren auf Versorgung angewiesen, was durch Kräfte des THW und Deutschen Roten Kreuzes gewährleistet wurde“, schilderte am Freitagmorgen ein Polizeisprecher im Bericht. Gegen 3 Uhr war dann die Fahrbahn wieder weitestgehend leer und der Reisebus konnte seine Fahrt in Richtung Schweiz fortsetzen.

Die Autobahnabschnitte zwischen Lörrach-Mitte und Lörrach-Ost sowie in der Gegenrichtung zwischen Dreieck Hochrhein und Lörrach-Ost waren voll gesperrt worden. Um ein weiteres Auffahren auf die A 98 zu unterbinden, wurden ebenfalls der Nollinger Bergtunnel der A 861 von Rheinfelden her als auch der Herrschaftsbucktunnel von Karsau her gesperrt.

Am Waidhof in Lörrach Foto: Kristoff Meller

Ebenfalls als besonderes Verkehrshindernis erwies sich die Bundesstraße 518 im Bereich Schopfheim / Eichen, die zwischen etwa 22 und 4 Uhr von Schneemassen betroffen war. Mehrere Laster waren nach und nach im Schnee hängen geblieben, so die Polizei.

Bus bleibt liegen

Die Hangstrecken in Lörrach Salzert, Waidhof, Brombach Bühl, Tumringen Lucke und die Wittlinger Straße waren gegen 17 Uhr aufgrund der Schneefälle nicht mehr befahrbar. „Die Waidhofstrecke, wo ein Bus eines anderen Unternehmens quer stand, war schon früher nicht mehr befahrbar“, schildert SWEG-Sprecher Christoph Meichsner. „Das führte dazu, dass unsere Busse teils mit den anderen Fahrzeugen an diesen Strecken steckenblieben und dadurch der Verkehr weitestgehend zusammenbrach.“ Die Durchführung der Linien 3, 7, 8, 17 in Lörrach sei danach nicht mehr möglich gewesen. Auch die Regiobuslinie 54 war von den Behinderungen betroffen, sie wurde aufgrund des Fahrgastaufkommens dann über die B 317 und Weil am Rhein nach Kandern geführt, schildert Meichsner gegenüber unserer Zeitung weiter. Die Linien 6, 16 in Weil am Rhein und Lörrach sowie die Linie 55 im Kandertal konnten verkehren, wegen der erheblichen Verspätung kam es dennoch zu Fahrtausfällen.

Die Schneedeck wurde immer dicker. Foto: Marco Fraune

Der Freitagmorgen bildete für den Busverkehr aufgrund der vereisten Straßen eine Herausforderung. Meichsner: „Auf allen Linien kam es zu Behinderungen und Verspätungen.“ Durch die Sperrung der A98 in der Nacht seien die Zufahrten nach Lörrach aus dem Markgräflerland und Kandertal stark überlastet gewesen, wodurch es zusätzliche Behinderungen gab und es aufgrund der Verspätungen auch zu Fahrtausfällen am Morgen im Berufs- und Schülerverkehr kam.

Die Bahn fällt aus

Zu einer Streckensperrung zwischen Lörrach Hauptbahnhof und Steinen kam es am Donnerstagabend ebenfalls, da Äste und Bäume an die Oberleitung beziehungsweise in den Fahrweg ragten, schildert Daniel König von der SBB Deutschland. „Aufgrund dessen wurde die Strecke der S6 gesperrt, ab 21.45 Uhr bestand ein Busnotverkehr zwischen Lörrach Hauptbahnhof und Steinen pendelnd.“

Durch den Stromausfall sei es zu einer Fahrzeugstörung an einem Fahrzeug der S5 im Bahnhof Steinen auf Gleis 2 gekommen. Da das Fahrzeug erst nach der morgendlichen Hauptverkehrszeit abgeschleppt werden konnte, wurde die S5 auf dem Abschnitt Lörrach Hauptbahnhof – Weil am Rhein ausgedünnt, zeigt der SBB-Sprecher die Folgen für den Freitag auf. „Aufgrund von Weichenstörungen kam es bis jetzt auch zu einzelnen Ausfällen und größeren Verspätungen – diese versuchen wir im Moment abzubauen“, teilte er am frühen Nachmittag mit.

BVB beendet Betrieb

Die starken Schneefälle über mehrere Stunden wirkten sich in Basel auch auf den Bus- und Trambetrieb aus. „Auf Grund der sehr prekären Witterungsverhältnisse und den daraus entstehenden Auswirkungen auf den Straßen- und Schienenverkehr wird der öV-Betrieb ab sofort bis Betriebsschluss eingestellt“, wurde gegen 21 Uhr mitgeteilt. Am Freitagvormitag nahmen einzelne Tramlinien in Basel wieder ihren Betrieb auf. „Dank des großen Einsatzes diverser Einsatzkräfte der BVB und des Kantons Basel-Stadt kann zumindest der Busbetrieb heute, Freitagmorgen, schritt- und teilweise wieder aufgenommen werden“, hieß es in der Früh.

Die Autos waren am Morgen komplett zugeschneit. Foto: Marco Fraune

Feuerwehren gefragt

Insgesamt hatten die Feuerwehrkräfte alle Hände voll zu tun. Exemplarisch für den Landkreis Lörrach war auch das Wirken der Feuerwehr Bad Bellingen und Rheinweiler, die einen unter der Last des Schnees zusammengebrochenen Baum entfernen mussten, der eine Kreisstraße blockierte. Aus Basel hieß es, dass am Donnerstagabend insbesondere der Feierabendverkehr massiv beeinträchtigt war und die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Sanität bis spät am Abend im Einsatz waren, „um Verkehrsprobleme zu bewältigen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten“. Die Berufsfeuerwehr der Rettung Basel-Stadt rückte im Laufe des Tages und Abends zu insgesamt rund 50 Einsätzen aus – vorwiegend blockierten umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste die Straßen. Die Kurz-Bilanz aus Baselland: Aufgrund des starken Schneefalls kam es im ganzen Kanton zu zahlreichen Verkehrsunfällen. Verletzt wurde niemand.

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