Wittlingen Das Ehrenamt hervorgehoben

Weiler Zeitung
Eine viel gelobte Neujahrsansprache hielt Bürgermeister Michael Herr. Foto: Joachim Pinkawa Foto: Weiler Zeitung

Neujahrsempfang: Bürgermeister Herr kritisiert Missstände

Wittlingen (pink). Im voll besetzten Wittlinger Gemeindesaal eröffnete der Gesangverein „Eintracht“ unter Leitung von Tomi Kaufmann den Neujahrsempfang. Bürgermeister Michael Herr dankte dem Chor nicht nur für den stimmungsvollen Auftakt, sondern auch für den „Ohren- und Gaumenschmaus“ im Jubiläumsjahr.

In seiner umfassenden und von einigen als „großartig“ bezeichneten Rede kritisierte Herr die gesamtpolitischen Verhältnisse, die 2019 lediglich zur allgemeinen Verunsicherung der Menschen geführt hätten, was sich in den Wahlergebnissen widergespiegelt habe. Den Landes- und Bundespolitikern warf er „einen verkorksten Umgang mit dem zwischenzeitlich nachgewiesenen hunderttausendfach fortgesetzten Betrug der Autoindustrie“ vor. Er sah „Nachwirkungen der Bankenkrise, verursacht durch gewerbsmäßig betrügerisches Handeln, vorerst ruhiggestellt mit Steuermilliarden“, beklagte die schleppende Umsetzung der für die Wettbewerbsfähigkeit wichtigen Digitalisierung, den Pflegenotstand, die sprunghaft ansteigende Zahl von Rentnern, die in Altersarmut leben müssten, sowie die Bekämpfung des Klimawandels.

Umso mehr lobte Herr das lokale bürgerschaftliche Engagement, sprich alle Wittlinger, die ihre Interessen zurückstellten und dem Gemeinwohl dienten. Damit meinte er Mitglieder aus Gemeinderat, Feuerwehr, Gesangverein, Fußballclub, Chürbse-Clique, Frauenverein, Kindergartenträgerverein und den Kirchen.

Rückblick

In seinem Rückblick erwähnte Herr die Sanierung der Abwasserentsorgung, die Fertigstellung des Sanitärtrakts im Gemeindesaal sowie die In-stallation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Grundschule, die Neugestaltung des Sitzungs- und Trausaals sowie die neue Webseite der Gemeinde. Den Kauf der Liegenschaft in der Kandertalstraße bezeichnete Herr zusammen mit dem Hirschen-Areal als große zusammenhängende Fläche, mit der die Gemeinde über Gestaltungspotenzial für den Wohnungsbau verfüge.

Für den alten und im Mai neu gewählten Gemeinderat, dem er eine „Frischzellenzufuhr von 25 Prozent“ und einen „Frauenanteil von 38 Prozent“ bescheinigte, bilanzierte er 15 Sitzungen mit 203 Erörterungspunkten.

Nicht unerwähnt ließ er den inzwischen lang anhaltenden Ärger in der Gemeinde mit einem einzelnen gewalttätigen Flüchtling und beanstandete kritisch die Hilflosigkeit und scheinbare Handlungsunfähigkeit der Behörden, bis hin zum Innenministerium, zur Lösung der Probleme für die Bürger und auch die Mitbewohner in der Unterkunft.

Ehrungen und Dank

Bereits ausgezeichnet wurden Thomas Vogel und Hansjörg Goller für ihre Blutspenden. Dem Kommandanten der Feuerwehr, Mike Ernst, und den Kameraden wurde für ihre Einsätze gedankt, und die erste Feuerwehrfrauanwärterin bestätigt.

Dankbare Erwähnung fanden auch Mechtild und Reinhard Schöpflin für die Seniorenausfahrten sowie Edith und Max Stammler für ihr Engagement bei der Flüchtlingsaufnahme.

Für die Gemeinderäte Renate Zimmermann, Thomas Vogl und Dietrich Hermann bestätigte Herr die Verleihung der Ehrennadeln des Gemeindetags.

Eine besondere Ehrung wurde Inge Pabst zuteil. Bürgermeister Herr überreichte ihr im Namen des Ministerpräsidenten die Landesehrennadel. In seiner Laudatio hob er ihr außergewöhnliches Engagement für die Dorfgemeinschaft hervor. Seit 1993 ist sie Vorsitzende des Frauenvereins.

Nach drei Musikstücken der 1. Markgräfler Dilettantenmusik bat der Bürgermeister Pfarrer Jens-Daniel Mauer auf die Bühne, der die Gemeinde verlässt. Er dankte Mauer umfassend für sein eindrucksvolles Wirken und verabschiedete ihn mit einem Weinpräsent und viel Beifall.

Dann besuchten die Sternsinger den Empfang, der bei einem Imbiss schließlich seinen Ausklang fand.

Derzeit verfügt die Gemeinde über 940 Einwohner. Im Jahr 2019 gab es acht Geburten, fünf Trauungen und je eine goldene und eiserne Hochzeit, aber auch acht verstorbene Einwohner.

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