Wittlingen Jugendliche tragen Verantwortung

Weiler Zeitung
Die Jugendfeuerwehr aus Schallbach und Wittlingen im Einsatz bei einer Großübung. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Brandschutz: Feuerwehren plagen Nachwuchssorgen / Aktive Jugendwehr in Wittlingen und Schallbach

Von Jutta Schütz

Es brennt“ titelte vor kurzem eine große überregionale Zeitung: Gemeint ist kein echter Brand, sondern die Situation bei den Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland. Denn: Viele Feuerwehren in kleinen Gemeinden finden keinen Nachwuchs mehr. Die Jugendfeuerwehr aus Schallbach und Wittlingen ist eine vorbildliche Ausnahme – diese Jungen und Mädchen haben sich gemeldet und tragen schon Verantwortung. Sie fragen sich auch: „Was passiert, wenn sich nicht mehr genug junge Leute für die Feuerwehren finden?“

„Dann können wir den Bürgern ein paar Eimer vor die Türen stellen – Löscheimer nämlich – und man muss schauen, wie man bei einem Brand zuerst mal allein zurecht kommt, bis eine Berufsfeuerwehr anrückt“, finden die Jugendlichen. In Eimeldingen hat es die „Eimer-Aktion“ übrigens bereits gegeben. Die Freiwillige Feuerwehr hat so auf die Notsituation beim Freiwilligen-Personal aufmerksam gemacht.

Löschen und Menschen aus brennenden Wohnungen retten ist nicht alles. Freiwillige Feuerwehren helfen bei Unfällen und leisten technische und auch menschliche Hilfe: Sie sichern Unfallstellen ab, schneiden Menschen aus zertrümmerten Autos und übergeben sie den medizinischen Rettungskräften, fangen auslaufende Gefahrenstoffe auf oder sind bei Überschwemmungen im Einsatz.

Gemeinsame Abschlussübung wie bei den Großen

Stichwort Notsituation. Geübt wird bei der Jugendfeuerwehr bereits im Kleinen, was bei den Erwachsenen sitzen muss: Gefahrenstellen absichern, Hydranten anschließen, Löschwasserleitungen verkuppeln und legen, den kompletten Löschangriff aufbauen, Knoten üben, wissen, was leicht und wie schnell brennt. Jeder Handgriff muss sitzen – auch das Verstauen des „Equipments“ will gelernt sein. Zeigen konnte das die Jugendwehr kürzlich bei der großen Abschlussübung der Wittlinger Feuerwehr zusammen mit der Jugendwehr und dem DRK Wollbach. Hier wurde eine Verpuffung bei der Edelbrand-Herstellung mit anschließender Verrauchung des Gebäudes und der Rettung von Personen aus dem Gebäude angenommen.

Drei Schallbacher und acht Wittlinger Kinder und Jugendliche, darunter mehrere Mädchen, waren dabei. Sie legten eine Löschwasserleitung über eine Strecke von rund 280 Meter um einen Löschangriff vorzubereiten. 14 Schläuche à 20 Meter Länge mussten verkuppelt werden – denn ein Hydrant, der zunächst angeschlossen werden sollte, konnte nicht benutzt werden. Die Leitung musste zum Reiterhof hin verlängert werden um von dort aus die Löschwassersicherheit herzustellen.

Der Nachwuchs der Feuerwehr unter Jugendwart Andreas Hügel erwies sich dabei als gut eingespieltes Team, das auch schon mit ungewohnten Situationen – siehe nicht funktionierender Hydrant – umzugehen weiß.

„Viele Bürger, die aus der Stadt kommen, denken ‚hier gibt es eine Berufsfeuerwehr auf dem Land‘, weil das in großen Städten so ist – die Leute liegen natürlich komplett daneben – und wer lesen kann, ist auch hier klar im Vorteil, denn bei ‚Freiwillige Feuerwehr‘ liegt die Betonung auf ‚freiwillig‘,“ stellen die Nachwuchsfeuerwehrleute fest. Nicht alle Klassenkameraden wissen, dass sich junge Schallbacher und Wittlinger bei der Feuerwehr engagieren. „Manchmal wird gestaunt, manchmal kommt auch eine blöde Bemerkung – aber so richtig gefragt, warum wir das machen, hat eigentlich noch nie jemand, dabei wäre das echt wichtig, da könnten auch die Lehrer mal was machen“, überlegt der zwölfjährige Jadon Ernst.

Viele der Kinder und Jugendliche haben Vorbilder in der Feuerwehr: Opa, Vater, Onkel, Bruder , Freund. Aber es gibt auch junge Feuerwehrler, die die ersten in der Familie sind, die sich bei der Jugendfeuerwehr angemeldet habe. Was sagen die Mädchen – denn Frauen sind noch die große Ausnahme bei den Feuerwehren? „Ist nicht langweilig und hat Action, man lernt was richtig Praktisches, was man echt gebrauchen kann“, findet Liv Theiner (12). „Man weiß dann auch, wie man sich im Brandfall verhalten soll, dass man nicht in verrauchte Treppenhäuser läuft, weil man da ganz schnell das Bewusstsein verlieren kann“, sagt Timo.

„Spaß haben wir auch“

Jede zweite Woche wird rund 90 Minuten lang praktisch oder theoretisch geübt. „Spaß haben wir auch ganz viel – Andreas Hügel lässt sich tolle Sachen einfallen“, loben die Jugendlichen. Wie viele der jungen Leute mal dabei bleiben, kann Hügel, der „total gern mit dem Nachwuchs arbeitet“, nicht sagen. „Ich hoffe, einige machen weiter und treten mal in die reguläre Wehr ein, unsere Aufgabe ist so wichtig für die Allgemeinheit“, gibt er weiter.

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