Hauptversammlung: Gesangverein Eintracht Wittlingen findet trotz Appellen keinen Ersatz für Rosina Mundt-Schneider
Wittlingen (rrh). Der Gesangverein Eintracht Wittlingen, der im vergangenen Jahr sein 175-jähriges Bestehen feiern konnte, steht vor einem großen Problem. Bei der Jahreshauptversammlung erklärte Rosina Mundt-Schneider, die dem Verein seit 20 Jahren als Vorsitzende und von 2010 bis 2018 auch als Dirigentin diente, ihren unabdingbaren Rücktritt.
Für ihre Nachfolge fand sich partout niemand bereit. Wittlingens Bürgermeister Michael Herr, der die Wahlleitung übernommen hatte, erklärte den Anwesenden, dass sich der Verein laut Gesetz auflösen müsse, sollte sich kein neuer Vorsitzender finden. Sein dringender Appell: irgendjemand, der weder aktiv Sänger sein oder gar aus Wittlingen kommen müsse solle sich doch bereitfinden, das Amt zu übernehmen, verpuffte ungehört.
Dabei steht der Verein, der in der Vergangenheit schon öfter um sein Überleben kämpfen musste, heute gut da. Der gemischte Chor ist mit derzeit zwölf aktiven Mitgliedern zwar relativ klein, veranstaltet aber unterstützt durch rund zehn Gastsänger immer wieder Konzerte auf hohem Niveau. Dank der Spenden großzügiger Sponsoren gibt es auch keine finanziellen Probleme.
Rückblick
Im vergangenen Jahr wurde erfolgreich das 175-jährige Bestehen mit einem dreitägigen Fest gefeiert und auch die immer wiederkehrenden Aktivitäten wurden in vollem Umfang durchgezogen.
Zum Jahresabschluss brachte das Adventskonzert unter der Leitung von Gastdirigent Tommy Kaufmann nochmals einen Höhepunkt. Sollte der Verein weiter bestehen, der seit 2018 größere Anlässe mit Gastdirigenten bewältigte, wird Kaufmann eventuell als Chorleiter auf Dauer einsteigen.
Wahl abgebrochen
Als Wahlleiter Herr mit Bedauern feststellen musste, dass die Suche nach einem Vorsitzenden erfolglos blieb, brach er den Wahlvorgang folgerichtig ab, obwohl eigentlich der gesamte Vorstand zur Neuwahl stand. Das weitere Vorgehen erfolgt nun nach den üblichen vorgeschriebenen Regularien. Binnen eines Monats muss die kommissarisch das Amt verwaltende bisherige Vorsitzende eine erneute Mitgliederversammlung einberufen. Sollte sich in der verbleibenden Zeit doch noch jemand für die Nachfolge finden, kann der Wahlgang wiederholt werden. Wenn nicht, muss die Auflösung des Vereins eingeleitet werden.
Mögliche Lösung
Eine mögliche Variante zur Lösung des Problems brachte Gerhard Welzel zur Sprache. Nach neuester Gesetzgebung kann ein Verein nun auch von einem Team geleitet werden. Dieses kann aus drei bis fünf Personen bestehen deren Aufgabenbereich klar definiert sein muss. Sollten die Mitglieder mit dieser Art der Leitung ihres Vereins einverstanden sein, muss allerdings bei der anstehenden Versammlung zunächst eine Satzungsänderung beschlossen werden. Danach habe man ein Jahr Zeit, um die Neugestaltung umzusetzen, meinte Welzel.
Abschiedslied
Die trübe Stimmung im Saal hob sich wieder etwas, als der Chor für seine langjährige Vorsitzende als Abschieds-Ständchen ein eigens für sie verfasstes Lied „Rosina wir danken dir“ nach der Melodie „My Bonnie“ zu Gehör brachte.
Ehrungen
Vor dem Wahldesaster wurden einige verdiente Mitglieder, die alle mehr als 40 Jahre dabei sind, zu Ehrenmitgliedern ernannt. Davon waren 23 Jahre aktiv Erika Baltensperger und Hildegard Ludin. Mehr als 20 Jahre aktiv sind Verena Hurter, Hannelore Scheib und Brigitte Weber. Außerdem die passiven Markus Ernst, Renate Stellmacher, Björn Montiegel und Wolfgang Welzel.
Stand Ende 2019: zwölf Aktive, zehn Gastsänger, 42 Passive, 18 Ehrenmitglieder. Aktuell 27 Ehrenmitglieder.
