Wittlingen Unterstützung aus dem Dorf wichtig

Ines Bode
Mit frischem Outfit präsentiert sich der Gesangverein Wittlingen im Jahr des 180-jährigen Bestehens. Foto: zVg/Gesangverein Wittlingen

Am dritten Juli-Wochenende werden die Mitglieder des Gesangvereins Wittlingen ihr 180-jähriges Bestehen feiern – den Höhepunkt bildet der Konzertabend mit fünf Chören am Samstag, 20. Juli.

Die wichtigsten Vorbereitungen seien abgeschlossen, jetzt gelte es noch kleinere Dinge zu regeln, erzählen die Vorsitzende Hildegard Eckerlin und die Schriftführerin Angelika Hofer-Hermann beim Pressegespräch mit unserer Zeitung.

Zwei Tage wolle man das Jubiläum würdigen, als Schauplatz diene der Gemeindesaal. Der Samstagabend stehe im Zeichen des Chorgesangs: Zugesagt haben der Gesangverein, sprich Männerchor Binzen, sowie die Gesangvereine Schallbach und Wollbach. Als weitere Gäste werden die Wittlinger die Freunde des Gesangvereins Wittlingen der Stadt Bad Urach begrüßt.

Foto: Freuen sich aufs Jubiläum am dritten Juliwochenende: Die Vorsitzende Hildegard Eckerlin (rechts) und die Schriftführerin Angelika Hofer-Hermann (links). Foto: Bode

Ein volles Pensum also, das über die Bühne gehe, freuen sich die beiden Vorstandsdamen. Um Doppelbeiträge zu vermeiden, habe es Absprachen gegeben. Geklärt sei weiter, dass der Frauenverein um Inge Pabst die Bewirtung übernehme. Der Sonntag sei den Wittlinger Gastsängern vorbehalten. Nach dem Besuch der Burg Rötteln nehme man im Gemeindesaal das Mittagessen ein. Gern gesehen sei „Jedermann“, der sich gegen einen Obolus stärken dürfe.

Die Wende bringt ein Projektchor mit Dirigentin

Das werde ein schönes Festwochenende, sind sich die Gastgeber sicher. Noch in bester Erinnerung sei bei vielen die 175-Jahr-Feier der „Eintracht“. Glanzvoll ausgerichtet, wurde ebenfalls mit vielen Besuchern gefeiert. Und weil nun die letzten fünf Jahre etwas wechselvoll verliefen, steht der runde Geburtstag nun im Fokus. Denn lange sah es nicht gut aus, gar die Auflösung wurde voller Wehmut in Betracht gezogen. Doch das 175-jährige Bestehen brachte mit einem Projektchor und einer Projekt-Dirigentin eine Wendung zum Besseren. Neue und jüngere Sänger stießen hinzu, gar die als rar geltenden singenden Männer fanden sich ein, und entschlossen sich zum Bleiben.

Corona sorgt erneut für einen Rückschlag

Denn Corona tat wie vielerorts ein Übriges, und die Jahresversammlung 2022 sei abgebrochen worden, weil der Vorsitz vakant blieb, erinnert sich Eckerlin. Das ehrwürdige Vereinsschiff, das Fahrt aufgenommen hatte, geriet erneut ins Wanken.

„Das kann’s nicht sein“, dachte sich die Sängerin Hildegard Eckerlin, die vorher noch nie ein Amt ausübte. Viele Gedanken seien ihr durch den Kopf gegangen, etwa dass ein Stück örtliche Kultur verloren ginge. Also entwickelte sie Tatkraft und suchte nach einem zweiten Vorsitzenden.

Den fand sie prompt im Projektsänger Josef Droll aus Rickenbach. Als nächstes sicherte sich die Sängerchefin in spe die Unterstützung des Vorstands zu. Als Glücksfall wertet sie den neuen Dirigenten Tomi Kaufmann, die Verbindung stellte Rosina Mundt-Schneider her. Sie war lange die Dirigentin der „Eintracht“, zudem die Vorsitzende. Vor lauter Freude, dass es weitergehe, entpuppte sie sich als Sponsorin.

Neue Aufmachung für den Jubiläumschor

Beim Jubiläumskonzert werde sich der Chor nämlich statt wie gewohnt in rot-schwarzer Kleidung in einer frischen hellblauen-schwarzen Aufmachung präsentieren. Das bisherige Gewand verbleibe dem Weihnachtsaufritt, mit „Ausrangieren“ war Eckerlin nicht einverstanden. Ihr Herz hängt am Chor. Die Singstunde habe ihr wie anderen durch schwere Stunden geholfen.

Personal für Vorstand und ein neuer Dirigent

Gegründet wurde der Verein als Männerdomäne – laut eines Notenbüchleins von 1844. Seit 48 Jahren singe sie im Chor, so lange gebe es den gemischten Chor, so Eckerlin. 1976 mangelte es an Herren, da kam die Idee auf, Damen einzubeziehen. Mancher protestierte. Und nur sechs Frauen haben sich getraut, darunter die Mittzwanzigerin Hildegard. „Meine beiden Kinder mussten im Bett sein“, schmunzelt Eckerlin heute, das sei die Bedingung des Gatten gewesen. So war das damals.

Soldatenlied, Volksweise und Schwarzwaldmarie

Am allerersten Auftritt kam etwa „Frühmorgens, wenn die Hähne kräh’n“ zu Gehör, ein Soldatenlied, das statt im Sopran im Tenor gesungen werden musste. „Das war schwierig“. Auch das Schwarzwaldmädel und der „Brunnen vor dem Tore“ zählten zum Repertoire. Danach zeigten viele Frauen Mut, der Chor wuchs und wuchs. Mit immerhin 36 Stimmen wurde 1994 das 150. Vereins-Bestehen gefeiert. „Heute nun singen wir Stücke, da staunt das Publikum“, sagte die 79-jährige. Texte und Noten lernen, halte jung. Kaufmann sorgt für moderne Titel, die wunderschöne Melodien haben.

Unterstützung aus dem Dorf bleibt wichtig

Grund zur Sorge habe sie dennoch: Sie bräuchten die Unterstützung aus dem Dorf, neben Sängern passive Mitglieder, die mit ihren Beiträgen die Finanzierung des Dirigenten sichere.

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