Andere Einrichtungen sehen den Wohnraumbedarf höher. So berechnete etwa das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) einen jährlichen Neubaubedarf von 373.000 Wohnungen. Laut Ralph Henger, Ökonom für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik am IW, habe sich die Wohnungspolitik unter der Leitung von Bauministerin Geywitz zu Recht auf mehr Neubau konzentriert und viele richtige Maßnahmen angestoßen. Diese seien jedoch "in unruhigen Zeiten durch massiv gestiegene Zinsen und Baukosten sowie den Fachkräftemangel konterkariert wurden".
Immer mehr Menschen leben in kleinen Haushalten
Der Wohnungsbaukrise sei seit 2022 zu wenig bekämpft worden, so Henger. In der Verantwortung sieht er nicht nur den Bund, sondern auch die Bundesländer sowie Städte und Gemeinden in stark wachsenden Regionen.
"Trotz langfristig stagnierender Bevölkerungszahlen wird die Anzahl der Haushalte noch zunehmen", sagte Waltersbacher vom BBSR. Das liege vor allem an dem "anhaltenden Trend der Singularisierung" und Alterung. Künftig werde es als Folge mehr kleinere Haushalte geben.
Knapp zwei Millionen Wohnungen stehen leer
Um die hohe Nachfrage nach Wohnraum in Deutschland zu stillen, müssten demnach Neubauten in wachstumsstarken Großstädten und im Umland entstehen. In Landkreisen mit sinkender Bevölkerung solle vor allem der Bestand entwickelt werden, statt künftigen Leerstand zu schaffen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts standen 2022 knapp zwei Millionen Wohnungen in Deutschland leer.