Das Landratsamt Lörrach sehe in der Spanimatt das einzig sinnvolle Gelände für eine Unterbringung von Flüchtlingen in Zell.
Für die Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft in Zell wurde dem Landratsamt ein beheizbares Gebäude mit sanitären Anlagen angeboten. Dennoch werden Leichtbauhallen oder Container auf einer Wiese bevorzugt. Warum ist das so?
Das Landratsamt Lörrach sehe in der Spanimatt das einzig sinnvolle Gelände für eine Unterbringung von Flüchtlingen in Zell.
Dies macht Bürgermeister Peter Palme im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Dabei wurde der Stadt und auch dem Landratsamt mit dem Areal von Fessmann & Hecker sogar ein beheizbares Gebäude vorgeschlagen. Da drängt sich die Frage auf: Warum bringt man die geflüchteten Menschen nicht dort unter? Wir haben mit dem Landratsamt, der Stadt und Thilo Fessmann gesprochen.
Dem Landratsamt wurde ein Grundstück angeboten, dessen Zuschnitt jedoch weniger gut geeignet für den Aufbau einer Gemeinschaftsunterkunft ist und das daher zunächst abgelehnt wurde, erklärt Torben Pahl, Pressesprecher des Landratsamtes, auf Nachfrage. Er bezieht sich dabei auf den Parkplatz auf dem Firmengelände.
„Dass dem Landratsamt auch beheizbare Räume angeboten wurden, ist mir aktuell nicht bekannt“, so Pahl weiter. Dazu sagt Bürgermeister Peter Palme: „Wir haben den Vorschlag definitiv an das Landratsamt weitergeben“. Thilo Fessmann sei mit Hauptamtsleiter Peter Lepkojis und einem Vertreter des Landratsamtes sogar durch das Gebäude gegangen.
Und Palme erläutert auch die Reaktion des Landratsamtes: Für die Nutzung des Gebäudes als Gemeinschaftsunterkunft seien bauliche Veränderungen nötig gewesen, was einen zu hohen finanziellen Aufwand bedeutet hätte. „So spielen auch wirtschaftliche Aspekte in die Auswahl mit rein“, so Palme. Zudem sei das Gebäude bereits teilweise an Gewerbetreibende vermietet, nennt er einen weiteren Grund, der laut Landratsamt gegen eine Nutzung spricht.
Thilo Fessmann erklärt auf Nachfrage, dass in seinem Gebäude die Infrastruktur mit Heizung und sanitären Anlagen bereits vorhanden sei. Er selbst könne die Ablehnung nicht verstehen.
Für die Unterbringung von geflüchteten Menschen brauche die Stadt 1000 Quadratmeter Fläche. Somit sei der Parkplatz auf dem Firmenareal, der ebenfalls in der Diskussion stand, zu klein, so Palme.
Auf der Spanimatt in Atzenbach soll eine Unterkunft für 100 geflüchtete Menschen entstehen, etwa mit Containern oder Traglufthallen. Dabei würden die Planungen vom Landratsamt ständig angepasst, sagt Zells Bürgermeister. Er selbst habe „noch keine Ahnung, was genau geplant ist.“
Auf Nachfrage macht das Landratsamt deutlich, welche Kriterien bei der Standortauswahl eine Rolle spielen. Derzeit müsse der Landkreis 80 bis 100 Standorte pro Monat schaffen, um die geflüchteten Menschen unterbringen zu können, so Pahl.
„Viel Auswahl hat der Landkreis daher nicht“, sagt der Pressesprecher des Landratsamts. „Angesichts dieser sehr angespannten Unterbringungssituation sind die einzigen Kriterien die Sicherheit (vor allem Brandschutz), die schnelle Verfügbarkeit und natürlich auch die angemessenen Kosten“, macht Pahl klar.
Und entgegen mancher Vermutung macht er deutlich: Ob sich der Standort außerhalb oder mitten in einer Stadt befindet, spiele für das Landratsamt bei der Auswahl keine Rolle.
In der Sitzung des Ortschaftsrats Atzenbach am heutigen Dienstag, um 19 Uhr, wird Elke Zimmermann-Fiscella, Sozialdezernentin des Landratsamts, die Pläne für die Spanimatt vorstellen. Dann wird auch der Ortschaftsrat die Verpachtung der Fläche zur Errichtung der Gemeinschaftsunterkunft beraten und beschließen.