Zell im Wiesental 14-minütiger Redeschwall gegen Windkraft

Markgräfler Tagblatt

Ortschaftsrat Adelsberg: BI-Vertreterin zieht gegen Pläne auf dem Blauen vom Leder

Zell-Adelsberg (hjh). „Die Verträge sind unterschrieben, die Windräder auf dem Blauen werden also gebaut“, versuchte Ortsvorsteher Klaus Berger dem Sturm zu begegnen, der ihn bei der Ortschaftsratssitzung am Donnerstag von Seiten der Windkraftgegner aus den Zuhörerreihen fast vom Stuhl blies.

Vor allem Johanna Matte, Schriftführerin der „Bürgerinitiative gegen den Windpark auf dem Zeller Blauen“, zog mit den eigentlich bekannten Argumenten (zu wenig Wind, viel Lärm, viel Beton, viele Quadratmeter abgeholzte Wälder bis hin zu den „wunderschönen Rotmilanen“) gegen die von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) geplanten Anlagen vom Leder und versuchte, das Ortschaftsratsgremium bei der Ehre zu packen. „Wir erwarten von euch, unseren gewählten Vertretern, dass ihr euch umfassend über das zukunftsweisende Thema informiert und dann eindeutig Position bezieht“, gab sie zu Protokoll und wiederholte ihre Aufforderung mehrmals, obwohl Klaus Berger ihr klar zu machen versuchte, dass er um sich „gestandene Ortschaftsräte“ versammelt habe, „die ganz genau wissen, was sie tun und was sie zu tun haben.“

Doch unbeeindruckt wetterte Matte weiter gegen die Energiekonzerne, die sich „ins Fäustchen lachen und dicke Gewinne einstreichen aus Zuschüssen der Förderprogramme“, die von den Bürgern bezahlt werden und die ihnen gewiss seien, ob nun ausreichend Wind vorhanden ist oder nicht.

Geradezu paradox sei es, dass für den Windstrom mit dem Argument der Einsparung von CO2 geworben werde, obwohl pro Windrad bis zu 10 000 Quadratmeter des Waldes, der die Produktion von CO2 garantiere, geopfert würden. Das sei, so Matte, „einfach nur ein schlechter Witz“, nicht zuletzt auf Kosten der Bürger, die „unverschämter Weise“ mit extrem viel Lärm konfrontiert würden, dem die Blauen-Bewohner „Tag und Nacht ausgesetzt“ seien. „Und das ist euch egal?“, provozierte sie die fast sprachlosen Ortschaftsräte, die auch den Hohn über Guido Wolfs Geschichte über die „Sehnsucht nach Ruhe und Stille im Schwarzwald“ über sich ergehen ließen und hörten, wie die Sprecherin der Windkraftgegner auch den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zitierte, der ungeniert über den Begriff „Heimat“ sinniere, für die „unsere Vorfahren hart gekämpft“ hätten und die nun „flöten geht.“

Johanna Matte forderte die Volksvertreter auf, Zivilcourage zu zeigen. Sie habe nämlich „keine Lust, den EWS Geld in den Rachen zu schmeißen“ für etwas, das keiner haben will. Und sie mahnte: „Versteckt euch bloß nicht hinter irgendeiner Partei.“ Den hartnäckigen Widerstand gegen eine im Grunde beschlossene Sache versuchte die streitbare Dame damit schmackhaft zu machen, dass sie größte Hochachtung vor allen habe, „die gegen den Strom schwimmen“.

Und nach ihrem insgesamt 14-minütigen Redeschwall, den Klaus Berger mit dem Hinweis auf die übrigen Tagesordnungspunkte zu stoppen versuchte, rügte sie die Unterbrechung mit den Fragen: „Was ist jetzt los? Kriegt man hier eine Maulschelle? Darf man hier nicht reden?“

Aber sie erreichte dann doch etwas. Hubert Sprich fand, dass man „in einem Statement den eigenen Standpunkt durchaus vertreten kann“ und Klaus Berger sicherte zu: „Wir nehmen den Punkt bei der nächsten Sitzung auf die Tagesordnung. Ob wir mit einer Stellungnahme allerdings etwas erreichen, ist fraglich.“

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