Zell im Wiesental 18-Ender Gustav ist der Star

Markgräfler Tagblatt

Wildgehege: Bürgermeister Palme wirbt für den Ausbau der Freizeiteinrichtung

Ein Kleinod, das noch viel zu wenig bekannt ist, besitzt die Stadt Zell mit dem Tiergehege oberhalb der Schwarznau. Anlässlich der seit fünf Jahren bestehenden Zusammenarbeit mit dem Markus-Pflüger-Heim bei der Betreuung der Tiere kündigte Bürgermeister Peter Palme an, für den Ausbau des Parks zu werben, unter anderem durch ein neues Gämsen-Gehege.

Von Gerald Nill

Zell. Das Wildgehege ist eng mit dem Namen Gustav Strohmeyer aus Zell verbunden, der sich jahrzehntelang um die Pflege der Anlagen und Tiere gekümmert hatte. Als die Familie Strohmeyer aus Altersgründen kürzer treten musste, drohte das Aus für das Wildgehege. „Die Stadt Zell hätte das nicht machen können“, sagt Palme rückblickend. Doch es sprang das Markus-Pflüger-Heim in die Lücke, das mit dem Betreuer Andreas Mikat, einem passioniertem Jäger, gleichzeitig einen Tierexperten in seinen Reihen hat. Mikat besuchte einen Fachkurs, um sich das nötige Know-how für die Aufgaben im Wildgehege aneignen zu können. Jeanette Weiligmann, stellvertretende Leiterin des Markus-Pflüger-Heims, erinnert sich, dass die Einrichtung ohnehin vor hatte, „den therapeutischen Bereich Lebenswerk auszubauen“. Da passte die Übernahme der Tierpflege gut ins Konzept. Ihre Schützlinge Frank Genrich, Max Kluge und Jürgen Steinebrunner packen gerne mit an, wenn die acht Rothirsche, zwölf Wildschweine und 15 Stück Damwild versorgt werden müssen.

Wichtiges Standbein in der Therapie

„Inzwischen ist die Tierpflege im Wildgehege ein wichtiges Standbein in unserer Therapie“, betont Weiligmann.

Heimbetreuer und Tierpfleger Mikat beobachtet, dass Besucher aus der ganzen Region den Weg zum Gehege finden. Gerade im letzten Jahr seien in der Corona-Zeit viele Menschen hinauf gepilgert zu den drei Gehegen. Star unten den Vierbeinern sei der 18-Ender Gustav, ein kapitaler Rothirsch, der neun Jahre alt ist. Ein Alter, das er in freier Wildbahn nie erreichen würde, nicht nur wegen der Jägerei.

Wenn Mikat pfeift und mit dem Mais-Eimer kommt, spitzen die Rothirsche schon die Ohren und geben sich fast wie Haustiere. Das sind die Momente, die gerade bei Kindergarten-Kindern gut ankommen. Die Stadt Zell hat dort getrommelt und freut sich über entsprechende Anmeldungen für einen Besuch. Bürgermeister Peter Palme wünscht sich, dass auch Schulkinder den Weg hinauf in die Schwarznau finden, weil man in einer Viertelstunde oben sei, aber bei der Lehrerschaft sei das Angebot bislang leider noch nicht auf viel Resonanz gestoßen. Wo könne man schon heimische Tierarten so hautnah erleben? Gerade jetzt gibt es niedliche Jungtiere zu sehen: acht Frischling und eine unbekannte Zahl an Damwild-Jungen. Die Stadt Zell stehe hinter dem Wildgehege und unterstütze die Anlage durch tatkräftige Unterstützung seitens des Werkhofs, etwa wenn ein neuer Zaun gezogen, gemäht oder repariert werden müsse.

Mehrere tausend Euro an Futterkosten

Trotzdem fallen hohe Kosten für die Tierunterhaltung an, wie Mikat erwähnt: „Mehrere tausend Euro jährlich alleine an Futterkosten.“ Einen Teil kann das Wildgehege durch den Verkauf von Wildbret selbst aufbringen, wenn zum Beispiel die Jährlinge herausgenommen werden, damit der Bestand nicht zu groß wird. Nicht jedes Tier kann in andere Tiergehege wie jenes in St. Blasien vermittelt werden. Also braucht es auch Benefizveranstaltungen, um Spendengelder zu akquirieren. Palme erinnert an ein Benefizkonzert mit dem Schwarzwaldverein vor zwei Jahren, als das Grillen zu „Wildsaumusik“ immerhin einen kleinen vierstelligen Betrag einbrachte. Jetzt bereitet das Markus-Pflüger-Heim eine Postkartenaktion mit netten Tiermotiven vor, die im Tourismusbüro verkauft werden sollen.

Mit dem Bürgerverein Zell hat das Wildgehege einen potenten Partner an seiner Seite, der der Anlage in den letzten zehn Jahren 5000 Euro gespendet hat.

„Für uns ist das Wildgehege eine feste Institution in Zell“, kündigt zweiter Vorsitzender Uli Merkle seine weitere Unterstützung an. Nicht zufällig sei Gustav Strohmeyer der erste Träger des Hans-Fräulin-Ehrenpreises gewesen. Das Wildgehege sei doch dessen Wohnzimmer gewesen, erinnert Merkle. Jetzt soll das Gehege durch einen Rundwanderweg mit Naturlehrpfad noch besser angebunden werden. Vielleicht wird eines Tages der Wunsch des Bürgermeisters noch Wirklichkeit, auf einem städtischen Grundstück gleich nebenan noch ein Wildgehege für Gämsen zu schaffen. Die Bergziegen sind am Belchen heimisch und sollen ihren Weg bisweilen sogar bis nach Zell finden, beteuert Peter Palme.

Besucher, die mit ihren Fragen oder Futter zum Gehege kommen, finden dort an jedem Vormittag von 8.30 bis 12.30 Uhr Ansprechpartner vor Ort, die gerne Auskunft geben. Der Eintritt zum Wildgehege ist frei.

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