Die ersten Adligen, die als Meier fungierten, waren die Herren von Stein. Diese hatten wahrscheinlich ihren Herrschaftssitz auf der Burg Altenstein hoch über dem Angenbachtal, unterhalb des heutigen Weilers Altenstein. Der erste nachweisbare Herr von Stein war Hürus Heinrich, der im Jahr 1248 starb. Das Meieramt ging von ihm auf seinen Sohn und später auf seinen Enkel über. Dieser Enkel, er hieß auch Hürus Heinrich, hatte keine männlichen Nachkommen. Seine Tochter Margareta durfte als Frau dieses Amt nicht übernehmen. Ein Fiasko für die von Stein, deren Familie mit dem Tod von Heinrich im Jahr 1345 erlosch. Zuvor machte Hürus Heinrich aber noch einen geschickten Schachzug: Er verheiratete seine Tochter Margareta mit einem Herren von Schönau. Somit blieb das wichtige Meieramt vorerst auf der Burg Altenstein.
Wo liegt denn Schönau?
Schönau hat nichts mit Schönau im Schwarzwald zu tun, sondern ist ein Dorf am elsässischen Oberrhein. In diesem Dorf nahe Schlettstadt (Séléstat) lebten die Herren von Schönau in einer Hügelburg. Geschichtlich zweifelsfrei nachweisbar ist ein Heinrich von Schönau. Er taucht erstmals 1214 urkundlich auf und gehörte wohl zum Kern des elsässischen Adels. Von der einstigen Burg ist heute nur noch der aufgeschüttete Hügel zu erkennen. Hürus Rudolf von Schönau heiratete um 1330 Margareta von Stein und machte damit eine äußerst gute Partie. Zum einen konnte er das Meieramt von ihrem Vater Hürus Heinrich von Stein nach dessen Tod übernehmen, außerdem konnte er den Einflussbereich der Schönauer erheblich ausbauen, denn die Herren von Stein hatten sich einen weitreichenden Grundbesitz „erwirtschaftet“ der im ganzen Wiesental, im Markgräflerland, entlang des Hochrheins und im heutigen Kanton Aargau verstreut lag.
Mit dieser Heirat entstand innerhalb der Familie der Schönauer die „Linie der Hürusse“. Ob Hürus Rudolf von Schönau auf der Burg Altenstein lebte, ist nicht belegt. Wahrscheinlicher ist, dass er seinen Herrschaftssitz nach Säckingen verlegte.
Wer sind die Schönauer?
Das von den Schönauern geerbte große Meieramt und die Grundbesitze derer von Stein waren vermutlich der Grundstein zum Ausbau ihrer Macht und ihres Einflusses am Oberrhein und darüber hinaus. Enge Verbindungen zu den Habsburgern begünstigten sicherlich ihren sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg. Sie bekleideten über Jahrhunderte hohe Ämter am Hof in Wien, an Bischofssitzen und beim Militär. 1668 wurden sie von Kaiser Leopold I. in den Reichsherrenstand erhoben und konnten fortan den Titel Freiherr oder Baron tragen.
Was sieht man von den Schönauern in Zell noch?
Nicht sehr viel. Immerhin haben im Jahr 1967 die beiden später zu Ehrenbürger ernannten Hans Fräulin und Gerhard Jung die Figur des Hürus` in die Zeller Fasnacht eingeführt. So dass zumindest dieser Name in Zell erhalten blieb. Sichtbar sind Bestandteile des Wappens der Freiherren von Schönau auf dem Zeller Stadtwappen von 1812. Die beiden Schwäne und die drei goldenen Ringe sind dem Familienwappen entnommen.
Der sogenannte Englische Garten, in dem der Baron von Schönau bei Besuchen in Zell lustwandelte, besteht in Teilen noch immer. Er liegt hinter dem Kindergarten und den Häusern in der Wiesenstraße.
Das Wappen der Schönauer ist auch auf den Grenzsteinen von 1790 an der ehemaligen Landesgrenze zwischen Baden und Österreich zwischen dem Zeller Blauen und dem Wolfsacker zu entdecken.
Von der Bedeutung der Schönauer außerhalb Zells zeugen heute noch das Alte und Neue Schloss in Wehr, das Schönauer Schloss in Bad Säckingen sowie die Schlösser in Stetten und Öschgen.
Wo sind die Schönauer Hürusse geblieben?
Ab 1740, als ein neues Talrecht für die Vogtei Zell wirksam wurde, schwand der Einfluss der Adelsfamilie. Deren Grundherrschaft blieb allerdings bis 1806 bestehen. Die Zeller Linie der Hürusse ist mit dem Tod von Ignaz Johann Nepomuk von Schönau im Jahr 1845 erloschen. Die Linie der Freiherren von Schönau-Wehr existiert aber noch bis heute. Und bis heute tragen die männlichen Nachkommen noch immer den Namen Hürus, der allerdings Hyrus geschrieben wird. So geht die Geschichte der Hürusse weiter. Bei den Schönauern – und bei den Zeller Fasnachtsregenten.