Zell im Wiesental Auch in Krisenzeiten mutig sein

Hans-Jürgen Hege

Neujahrsempfang: Zells Bürgermeister blickt zurück und voraus: Viel Lob, aber auch ein wenig Kritik

„Ich sehe den Beruf als Bürgermeister meiner Heimatgemeinde inzwischen als Traumberuf an“, versicherte Peter Palme den Gästen beim Neujahrsempfang am Donnerstag im ehemaligen Pfarrsaal, der sich inzwischen zum „Tagungs- und Festzentrum“ der Schwanenstadt gemausert hat. In seinem Rück- und Ausblick auf die Geschehnisse in der Gemeinde äußerte Palme auch Worte der Kritik.

Von Hans-Jürgen Hege

Zell. Nach Auftritten eines Quintetts des Stadtmusik-Nachwuchses „Game of Tones“, nach Grußworten der Landrätin und einem Beitrag von Zehntklässlern der MORZ fügte Palme hinzu: „Ich habe den Schritt, Bürgermeister dieser Stadt zu werden, nie bereut. Es macht mir tagtäglich große Freude, für Zell und für sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, zu arbeiten.“

Geschürt werde die Freude von einem tollen Rathausteam, von hervorragenden Mitarbeitern in Schulen und Kindergärten, den Kollegen im Landkreis, der Landrätin, den ehrenamtlichen Helfern der Freiwilligen Feuerwehr und des DRK und nicht zuletzt der Polizei, die „gerade in diesen Tagen in Zell sehr gute Arbeit leistet“, betonte Palme im fünften Jahr seiner ersten Amtszeit, in die er seinerzeit als Quereinsteiger startete.

In seiner Neujahrsansprache an Bürger und Neubürger Zells erinnerte der Bürgermeister an Großprojekte, die ihn und die Verwaltung in den zurückliegenden Pandemie-Jahren in Atem hielten, darunter die leidigen Felsstürze, die mit aufwändigen Sicherungsmaßnahmen behoben werden mussten. Er rief die Sorgen und Nöte ins Gedächtnis, der das „Sparkässchen Wald“ verursachte, erinnerte an Kanal- und Quellsanierungen, das große Projekt „Sanierung MORZ“, die Umrüstung zweier Regenüberlaufbecken, die Installation einer zeitgemäßen Flutlichtanlage im Stadion des FC, der nun regelkonform beleuchtet den Aufstieg in die Bundesliga ins Visier nehmen könne. Zukunftsmusik, welche die Gäste im Saal schmunzelnd zur Kenntnis nahmen. Auch Palmes Lobeshymnen auf Bürgerstiftung, die Aktivitäten des Bürgervereins, das „exzellente Stadtmarketing“ und die ehrenamtliches Engagement wurden wohlwollend registriert. Lobenden Worte gab es auch von Thomas Kaiser, der – stellvertretend für die Gemeinderäte – die Arbeit der Verwaltung und des Bürgermeisters würdigte.

Kritik am Amtsschimmel

Kritisch beleuchtete Peter Palme den ab und an doch sehr kräftig wiehernden Amtsschimmel bei der Aufstellung von Bebauungsplänen und bei der Beurteilung „gesunder Landluft“, die Bauherrn anhand von Geruchsgutachten zu stattlichen Preisen in Auftrag geben müssten, um nachzuweisen, dass der Mist, der zum Himmel stinkt, „keinesfalls zu gesundheitlichen Schäden der äußeren und inneren Riechorgane“ führe. Keinerlei Verständnis habe er auch, wenn Mobilfunkgegner ihm gegenüber bekunden, dass man „im Zweifelsfall auch Tod durch Herzinfarkt oder Schlaganfall im Zeller Wald hinnehmen müsste, wenn dadurch das Aufstellen von Mobilfunkmasten im Zeller Bergland verhindert wird.“

Blick in die Zukunft

Auch wenn es um die Finanzen der Stadt übel bestellt sei, halte die Stadt weiter am Kindergartenneubau in der Bahnhofstraße, an den Planungen zum Ausbau des Bahnhofvorplatzes, der Nutzung von Dächern zur Energiegewinnung und der Sanierung der Gartenstraße fest. Das allerdings enge weitere Ausgaben stark ein.

Dazu zählen auch Ausgaben, die auf die Stadt zukommen könnten, wenn die geplante Veränderung beim Kreiskrankenhaus Schopfheim nicht stattfinden sollte. Sollten dadurch finanzielle Belastungen auf die Stadt zukommen, wäre das „für uns ein Desaster“, sagte Palme und hielt fest: „Die finanzielle Abwicklung eines länger laufenden Betriebes über die Kommunen im Landkreis wäre für uns nicht umsetzbar. Aus diesem Grund wird man mich auch nicht auf einer der angekündigten Demos in Schopfheim sehen.“

Appell der Landrätin

Landrätin Marion Dammann hatte zuvor gerade in dieser Sache an das Verständnis aller Bürger appelliert und versichert, dass die Notarztversorgung der Menschen im Oberen Wiesental garantiert sei und auch bleibe. Trotzdem: „Es fehlt an Personal und Geld“, um das gewohnte Niveau zu halten.

Man müsse sich neue Formate einfallen lassen, Arbeitsweisen neu ausrichten, Chancen entdecken und bewahren und sich „mit großer Fehlertoleranz“ begegnen. „Haben sie den Mut, sich neu aufzustellen, Probleme offen und zuversichtlich anzugehen, um auch in Zukunft gut leben zu können“, riet Landrätin Dammann den Menschen im Landkreis. Und gab ihnen mit auf den Weg, trotz aller Sorgen und Nöte auf „Jammern und Zetern“ zu verzichten und aus den auch in Krisenzeiten durchaus erkennbaren positiven Aspekten Mut zu schöpfen.

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