Zell im Wiesental Betroffenheit über den Waldzustand

Markgräfler Tagblatt
Machen sich Sorgen um den Wald: Winfried Herden, Peter Palme, Gerhard Zickenheiner und Rolf Berger.Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Begehung: Grünen-Bundestagsabgeordneter Gerhard Zickenheiner informiert sich über den Zeller Forst

Der Wald ist in Not: Nach drei Jahren sind die Bäume, die unter dem Dürrestress leiden, ein leichtes Opfer für den Borkenkäfer. Die Lage nahmen kürzlich Zells Bürgermeister Peter Palme, die Förster Winfried Herden und Rolf Berger sowie der Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Zickenheiner unter die Lupe.

Zell. Überrascht war Zickenheiner nicht vom Bild, das sich ihm bot. Schließlich wohnt er selbst seit einiger Zeit am Fuß des Zeller Blauen. Die Besichtigung führte bei allen Teilnehmern zu Betroffenheit.

Schockierend sind auch die Zahlen, von denen Bürgermeister Palme berichtete: 48 Hektar Wald sind Dürre und Käfer bereits zum Opfer gefallen. Teilweise große zusammenhängende Flächen mussten abgeholzt werden. Damit ist der Boden erosionsgefährdet. Humus wird gerade durch die im Klimawandel viel häufigeren Starkregen ausgewaschen. „An einigen Orten, etwa oberhalb von Präg, bilden sich schon in kürzester Zeit Geröllhalden, wo vorher noch Wald stand“, so Forstrevierleiter Berger.

Was sind die Handlungsspielräume? Soll man klimaresistentere Arten wie beispielsweise die Douglasie pflanzen? Oder alles sich selbst überlassen und schauen, was die Natur entwickelt? Derartige Fragen wurden durchgegangen. „Eine gesicherte Antwort gibt es in zig Jahren“, meinte Forstrevierleiter Herden.

Am besten würde die Naturverjüngung funktionieren, so die Überzeugung der lokalen Förster. Nachwachsendes jüngeres Gehölz wird stehengelassen, dazwischen wird der natürliche Aufwuchs durch Samen der Bäume des Umfeldes beobachtet und höchstens korrigierend eingegriffen. Das funktioniert aber nur, wenn junges Gehölz in guter Mischung existiert. In abgeholzten ehemaligen Fichtenkulturen muss gezielt eine naturnahe Bepflanzung angelegt werden. Dort experimentiere man auch mit resistenten Fremdgehölzen.

Zickenheiner fasste zusammen: „Klassischer Ertragswald mit Fichten wird vielerorts nicht mehr funktionieren. Der Wald der Zukunft muss vieles leisten: Er soll Wasser speichern, Humus bilden und damit CO2 einlagern und den Artenreichtum fördern. Der Umbau kostet Geld und der Ertrag ist deutlich geringer.“ Den Kommunen fehle aber jetzt schon bei den stark fallenden Holzpreisen massiv Geld auf der Einnahmenseite, so Palme: „Wir müssen enorm investieren, um Schadholz schnell zu entfernen und um den Borkenkäfer zu stoppen. Uns fehlen die Einnahmen aus dem Wald. Summa summarum fehlen Zell dadurch rund 370 000 Euro im Vergleich zu den Vorjahren.“

Gerade im Mittelgebirge und dort insbesondere in den Flächengemeinden sei das Haushalten aufgrund der hohen Infrastrukturkosten schwierig. Der Wald war immer ein Helfer, um die Kosten für das Gemeinwohl stemmen zu können. Zickenheiner: „Es wird nicht möglich sein, diese Ausfälle wegzustecken und den ökologischen Waldumbau zu leisten. Wir werden die Kommunen entlasten müssen, um die Defizite zu kompensieren und die Forstämter personell zu stärken. Sonst wird das nichts mit dem nachhaltigen Wald.“

„Auch die privaten Forstbesitzer wird man bei klimafördernden Maßnahmen unterstützen müssen. Dort wird man aber auch klären müssen, wer überhaupt zuständig ist. Oft ist man nach Jahrzehnten der Erbteilung manchmal bei einer Parzellengröße von 2000 Quadratmetern und niemand weiß, wer zuständig ist“, ergänzte Winfried Herden.

„Klar ist, wir brauchen alle drei Parteien: Handlungsfähige und willige Waldeigentümer, gestärkte Forstämter und die finanziellen Mittel. Der Umbau des Waldes mit der notwendigen Finanzierung ist auf jeden Fall günstiger als der ausgehandelte Preis der Kraftwerkseigentümer, die vom Kohleausstieg überzeugt werden konnten“, bilanzierte der Grünen-Bundestagsabgeordnete.

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