Zell im Wiesental Bürgerverein fordert: „Eifach mache“

Markgräfler Tagblatt
Der Vorstand des Bürgervereins Zell mit dem Vorsitzenden Michael Gehri (vorne rechts).Foto: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

Stadtentwicklung: 100 000 Euro werden investiert / Zell soll „sauberer, schöner und attraktiver“ werden

Der Bürgerverein Zell will in den nächsten vier Jahren nicht nur die Förderung von Vereinen und Institutionen (das waren im Jahr 2019 rund 30 000 Euro und in den zurückliegenden zehn Jahren knapp 300 000 Euro) fortführen, sondern – als „Leuchtturmprojekt“ – 100 000 Euro in die Stadtentwicklung investieren.

Von Hans-Jürgen Hege

Zell. Das in der Jahreshauptversammlung am Freitag vorgestellte Ziel ist es, ein einheitliches Erscheinungsbild zu schaffen, das der Schwanenstadt – aus welchen Gründen auch immer – in der Vergangenheit nach und nach verloren ging. Die Stadt soll laut dem Vorsitzenden Michael Gehri „sauberer, schöner und attraktiver“ werden.

„Weil Stillstand Rückschritt bedeutet, haben wir uns Ziele gesetzt, die wir mit Ihrem Einverständnis auf jeden Fall umsetzen werden“, sagte Gehri, der die geplanten Aktivitäten seiner Mitstreiter an der Spitze des 384 Mitglieder zählenden Bürgervereins mit zwei Worten auf einen Nenner bringen und publik machen will: „Eifach mache.“

Für das vorgestellte Ansinnen sei der Verein bereit, tiefer als bisher in die Tasche zu greifen und die Rücklagen ein wenig anzutasten, die auf dem Bankkonto deponiert ohnehin keine Erträge mehr bringen. Über 200 000 Euro stünden dafür zur Verfügung. Und die würden sich in den jetzt beschlossenen vier Jahren um ungefähr 62 000 Euro reduzieren, wenn sich die bisherigen jährlichen Einnahmen von rund 30 000 Euro bestätigen, die Sponsorengespräche sich weiter so positiv entwickeln wie bisher und die Stadt sich mit ins Boot begibt.

Mitgliederwerbung

Weiter auf dem Zettel hat die Vorstandschaft die Mitgliederzahlen, die bis 2023 auf 450 Mitglieder gesteigert werden soll. Michael Gehri: „Wenn jeder der heute hier Anwesenden zwei neue Mitglieder wirbt, haben wir schon 50 mehr.“ Persönliche Ansprachen, Werbung in den Vereinen, die vom Bürgerverein mit Zuschüssen bedacht wurden, und ein neuer Flyer sollen die Anstrengungen unterstützen. Schließlich, so Gehri, sei sein Verein finanziell bestens aufgestellt, mit Bürgerheim, Begegnungsstätte und betreutem Wohnen in über 90 (bezahlten) Wohnungen inzwischen hervorragend etabliert in der Stadt und genieße einen so guten Ruf, das Werbung „eigentlich problemlos“ zum Erfolg führen sollte. 

Rückblick

Die anwesenden Mitglieder hießen die Pläne ihres Vorstands einstimmig gut. Immerhin durften sie im Pfarrsaal mehr als zufrieden zur Kenntnis nehmen, was im Vorfeld der Versammlung alles geleistet wurde und wie gut Gehris Team die nun vorgesehene Neuorientierung des 1991 zur Förderung des Bürgerheimbaus gegründeten und 2012 zur jetzigen Form umgemodelten Bürgervereins vorbereitet hat. Nichts blieb da dem Zufall überlassen.

Kassierer Andreas Müller rechnete „das beste Jahr, das wir je hatten“ ab. Und der Vorsitzende reihte unter anderem die aus den Vorjahren bereits gewohnt großzügig vergebenen Gelder oder den Weihnachtsmarkt beim Bürgerheim aneinander, erinnerte aber auch an die zusätzliche Anerkennung der Arbeit von Pflegekräften im Pflegeheim, der Sozialstation und der Hausarztpraxis von Dr. Koch mit 105 Essensgutscheinen. Außerdem sei der Bürgerverein aktuell noch dabei, notleidenden Vereinen, denen die gewohnten Einnahmen wegen der Pandemie weggebrochen sind, mit Soforthilfen unter die Arme zu greifen. Insgesamt wurden in zehn Jahren 248 Projekte finanziell bedient. 

Grußwort des Bürgermeisters

Peter Palme sah in der Neuorientierung des Bürgervereins für die Stadt „eine Chance“, die Stadtentwicklung voranzubringen. Aber ihm war auch klar: „Es gibt sehr viele Punkte, die angegangen werden müssen.“ Für ihn bedeute das Motto „Eifach mache“, den Menschen in der Stadt, aber auch der Verwaltung zu vermitteln, dass es an der Zeit ist, „endlich anzufangen“.

Sich selbst und seine Mitarbeiter sehe er in der Pflicht, Möglichkeiten auszuloten, die geeignet sind, an Fördermittel zu kommen. Insgesamt hoffe er als Bürgermeister auf einen „neuen Ruck“ durch alle Bevölkerungsschichten, durch Gemeinderat, Bürger und Vereine und nicht zuletzt eine neue Motivation, sich für die Stadt und die Menschen, die in ihr leben, ehrenamtlich zu engagieren. Allerdings erwarte die Stadt wegen Corona sechs- bis siebenstellige Einnahmeverluste. Deshalb bat Palme um Verständnis dafür, dass nicht alles gleich machbar sein werde.

Wahlen

„Ich freue mich auf die nächsten drei Jahre“, ließ Michael Gehri nach seiner einstimmigen Wiederwahl wissen. Dem dürften zumindest insgeheim die übrigen Vorstandsmitglieder beigepflichtet haben, die ebenfalls ohne Gegenstimmen in ihren Ämtern bestätigt wurden.

Einen Wechsel gab es lediglich unter Gehris Stellvertretern, weil Peter Kiefer, das einzige noch aktive Gründungsmitglied, nach 29 Dienstjahren aufhörte. „Ruhig, überzeugend und konstruktiv“ habe Peter Kiefer mit dazu beigetragen, „dass unser Verein so dasteht, wie er dasteht“, lobte Michael Gehri seinen alten Weggefährten, der künftig von Uli Merkle ersetzt wird, der dem Bürgerverein Zell aber als Ehrenvorsitzender erhalten bleibt.

Neu in den Vorstand gewählt wurde Nicole Brutschin. Lothar Müller, Matthias Kiefer, Jürgen Philipp und Manfred Schmittel fungieren wieder als Beisitzer, Caroline Gehri bleibt Schriftführerin, Andreas Müller hütet weiter die Kasse und Brigitte Rümmele wird mit Uli Merkle den Vorsitzenden vertreten. Udo Bauer und Thomas Döbele wählten die Mitglieder ein weiteres Mal zu Kassenprüfern. 

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