Zell im Wiesental „Dieses Thema brennt uns auf der Seele“

Markgräfler Tagblatt
Viele Zuhörer – überwiegend Kritiker des Windkraftprojekts auf dem Blauen – waren am Montagabend im Zeller Ratssaal erschienen. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Windenergie: Gegner der geplanten Windräder auf dem Blauen zeigen im Zeller Gemeinderat Flagge

Zell (pele). Viele kritische Wortmeldungen zum Windkraftprojekt auf dem Zeller Blauen gab es in der Gemeinderatssitzung am Montagabend bereits zu Beginn in der Bürgerfragestunde. Das Gremium beschloss daraufhin, die Sitzung beim eigentlichen Tagesordnungspunkt zu öffnen und Wortmeldungen aus der Bevölkerung zuzulassen. Für die rund 70 erschienenen Bürger mussten sogar weitere Stühle herbeigeschafft werden.

Ein Anwohner des Weilers Blauen äußerte „große Bedenken“, dass es mit der Ruhe bald zu Ende sei. „Es ist gigantisch, was dort oben gebaut werden soll, da werden fast Wolkenkratzer hingestellt und Fundamente so groß wie Fußballfelder angelegt“, meinte der Bürger und forderte wie etliche seiner Mitstreiter eine Vertagung der Ratsentscheidung. Peter Maier sagte, man dürfe die hiesige Urlaubsregion nicht mit „Wahnsinnsspargeln“ kaputt machen. Gisela Saadaoui nannte den Blauen „den Wächter des Südschwarzwalds“; sie sei verärgert darüber, dass die EWS den Höhenrücken als Windradstandort nutzen wolle.

Andreas Lang beleuchtete die Thematik aus dem Blickwinkel des Naturschutzes. Bei einer betroffenen Fläche von sechs bis sieben Kilometern auf dem Blauen müsse man von einem starken Eingriff in die Natur reden. Insbesondere Vögel und Fledermäuse seien massiv tangiert, entweder durch ein erhöhtes Tötungsrisiko wie im Fall des Rotmilans oder insofern, als sie, vermutlich aufgrund des Lärms, die Gegend verlassen würden. Letzteres erlebe man exemplarisch beim Auerwild, das ohnehin schon auf eine kritische Populationsgröße geschrumpft sei. Das Problem des Klimawandels dürfe nicht insofern bearbeitet werden, als der Lebensraum für Tiere immer mehr eingeschränkt werde, sagte Lang. Darüber hinaus gehe es auch um den Schutz des Menschen. Die hiesige Erholungslandschaft sei ein „unbezahlbarer Wert“, der für Windräder geopfert werde. Bisher habe es wenig Bürgerrückmeldungen gegeben, weil sich niemand vorstellen konnte, dass die Windkraft auf dem Blauen wirklich kommt. Lang forderte ein Bürgerbegehren und ein Moratorium für Windkraftanlagen im Schwarzwald.

Christine Allwell wandte sich direkt an die Gemeinderäte: „Sie müssen alle eine Gewissensentscheidung treffen.“ Dabei könne die Atomkraft kein Argument sein, denn Windenergie führe nicht zur Abschaltung von Kernkraftwerken. Genauso wenig richte Windenergie etwas gegen den Klimawandel aus. Es gehe letztlich um eine Zentralisierung des Energiemarkts, „und dafür soll hier die Natur kaputt gemacht werden“. Eine bessere Option könne es sein, Strom aus der benachbarten Schweiz zu beziehen.

Ein Bürger aus Bürchau machte aus seinem Herzen keine Mödergrube: „Dieses Thema brennt uns auf der Seele.“ Man habe sich im Kleinen Wiesental bereits 2015 nach Kräften gegen die Pläne gewehrt, denn es gehe nur darum, „die Landschaft zu zerstören, damit jemand sich mit Steuergeldern die Taschen vollmacht“. Es sei ein Euphemismus, wenn jemand behaupte, man könne mit Windrädern Atomkraftwerke ersetzen.

Bernd Fischbeck aus Bürchau, Sprecher der BI, die sich jüngst in „Bürgerinitiative Schwarzwald Gegenwind“ umbenannt hat, kritisierte, dass der Gemeinderat mit dem anstehenden Beschluss „der EWS einen Persilschein ausstellt“. Das Gremium entscheide „für die nächsten zwanzig Jahre über das Wohl und Wehe von vielen Menschen und über eine immer noch einigermaßen intakte Landschaft“. Für diese wie für etliche andere Wortmeldungen gab es Beifall.

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