Von Jürgen Scharf
„Zauberflötenpavillon“ im Stadtpark eingeweiht / Zell wird an internationale Mozartwege angeschlossen
Von Jürgen Scharf
Zell. Am Sonntag wurde im Stadtpark der „Zauberflöten-Pavillon“ mit einer Inszenierung von Heidi Knoblich, Musik von Mozart und viel Publikum eingeweiht.
Die Zeller haben sich nicht lumpen lassen und Constanze Mozart zu ihrem 231. Hochzeitstag ein würdiges Geschenk gemacht, geschmückt mit roter Schleife: einen Pavillon im Stadtpark, an der Stelle, wo zuvor eine Ulme stand. Der Pavillon ist nach allen Seiten offen, mit Rosenranken besetzt, ein lauschiges Plätzchen, wo man heiraten und Fotos machen kann. Ermöglicht wurde er dank Spenden der Insel Mainau und Gräfin Bernadotte sowie des Rosenzüchters Kordes.
Der Name war bald gefunden: „Zauberflöten-Pavillon“. Das schmiedeeiserne Schmuckstück ist ein Blickfang im Park, eignet sich aber auch als kleine Bühne. Das konnten die Zuschauer - so an die 300 mögen es gewesen sein - bei der wieder einmal höchst gelungenen Inszenierung von Heidi Knoblich am Sonntag erleben. Sie bettete das ganze Geschehen um das Einweihungsfest in eine schöne, mit biografischen und anekdotischen Zitaten angereicherte Geschichte um die aus Zell stammende Familie Weber – und ihr Mozart-Ensemble war in Hochform.
Alle waren sie wieder da, die Sänger und Schauspieler: Madame Weber, stets der Ohnmacht nahe (Isolde Polzin), ihre vier rivalisierenden Töchter, Constanze (Edith Ganter), ihre Primadonnenschwester Aloysia (Michaela Egloff mit lyrischem Sopran), erstmals auch Tochter Josepha Hofer, Mozarts erste „Königin der Nacht“, für deren „geläufige Gurgel“ er die berühmte Arie aus der „Zauberflöte“ geschrieben hat (koloraturensicher: Amelia Scicolone). Auch Sandra Rümmele als Nesthäkchen Sophie, die Burgschauspielerin, hatte eine kleine Rolle.
Zur Freude aller war wieder Mozarts Kammerdiener Bebbi (Egon Klauser in seiner Paraderolle mit Zeremonienmeisterstab) mit von der Partie, natürlich mit Frau Mozarts „Hunderl“ Pimberl an der Leine. Als Überraschungsgäste waren mit dem Theaterdirektor Schikaneder, Vogelfänger und Spaßvogel Papageno (Michel Anner), der den Pavillon mit klarem, reinem Zeller Wasser taufte, sowie Signore Casanova (Philipp Steiner), der über die Liebe philosophierte, zwei ausgewiesene Weiberhelden und Frauenversteher angereist. Nur Wolfgang Amadé blieb wieder mal der Veranstaltung fern; wie man von Frau Constanze hören konnte, war er am Komponieren, was sonst. Dafür ließ sich Constanzes Verwandtschaft aus Mannheim, Lörrach und Weil blicken.
Trotz hochsommerlichen Temperaturen (das vormittägliche Gewitter hatte sich rechtzeitig verzogen) war das Ensemble prächtig kostümiert und mit Perücken ausstaffiert. Also allerliebst anzuschauen und anzuhören: Personal wie aus einer Mozart-Operninszenierung. Florian Metz als musikalischer Leiter am E-Piano hatte alles im Griff und Lukasz Korta ließ schöne Oboenklänge durch den Park tönen.
Das alles war ganz im Sinne der Stadt Zell, nach Worten von Bürgermeister Rudolf Rümmele zwar eine „arme Stadt“, aber doch im Constanze Mozart-Fieber. Für ihren unermüdlichen Einsatz bekam Autorin und Organisatorin Heidi Knoblich dafür von ihm einen Blumenstrauß als symbolisches Dankeschön. Dem schloss sich Peter Bauer vom Zeller Bergland Tourismus mit Dankesworten an, und von Bernhard Knauber gab es ein Gedicht: „Wer ein Liebchen hat gefunden, / kommt in den Pavillon für Stunden…Für jede Lebenssituation / steht so ein kleiner Pavillon“.
Bald gibt es zum Zauberflöten-Pavillon auch einen Wegweiser. Denn ab nächstes Jahr wird Zell an die internationalen Mozart-Wege angeschlossen. Darauf konnte schon mal an der Limonadenbude angestoßen werden.