Zell im Wiesental Ein wohl geordnetes Haus übergeben

Markgräfler Tagblatt

Verabschiedungsfeier: Zells Bürgermeister Rudolf Rümmele tritt nach 16-jähriger Amtszeit ab

Reibungsloser Übergang: In der voll besetzten Zeller Stadthalle wurde am Mittwochabend der Wechsel vom scheidenden Stadtoberhaupt Rudolf Rümmele zum neuen Bürgermeister Peter Palme vollzogen. Am Ende des rund zweieinhalbstündigen offiziellen Teils der Veranstaltung gab es Standing Ovations für Rümmele, dem bescheinigt wurde, nach 16-jähriger Amtszeit ein wohl geordnetes Haus zu übergeben.

Von Peter Schwendele

Zell. „Es ist ein bewegender Abend nach einer bewegten Zeit“, sagte der scheidende Rathauschef Rudolf Rümmele in seinem Schlusswort. Bei „meinem Projekt Zell“ sei es ihm immer um das Miteinander gegangen, bekundete Rümmele, und nie darum, „wie viele Millionen investiert wurden, um damit gut da zu stehen“. Im Gegenteil: Seine Aufgabe sei es bei seinem Amtsantritt vor 16 Jahren gewesen, „Zell vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen“. Die Devise habe geheißen: „Vollkornbrot statt Süße Stückle“, aber „das hat uns gesättigt und auch Appetit auf mehr gemacht“, so der scheidende Bürgermeister.

Allerdings habe es auch Gemeinderatsentscheidungen gegeben, die sich zu diesen notwendigen Zielen konträr verhalten hätten, und „die haben mir echt weh getan“, bekundete Rümmele. Das seien Momente, in denen man mit einer sachlich begründeten Meinung alleine dastehe. Dennoch hatte der langjährige Bürgermeister an diesem Abend auch ein großes Kompliment für „seinen“ Gemeinderat parat: Wie schnell das Gremium nach dem, in Rümmeles Worten, „menschenverachtenden Bürgermeisterwahlkampf 2009“ wieder zur Sachebene zurückgefunden habe, sei bemerkenswert.

Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit als Ziele

„Es war nie mein erstes Ziel, mich beliebt zu machen in Zell“, sagte der scheidende Bürgermeister über seine Grundeinstellung zu seinem Amt, „mir ging es um Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit“. Sehr wichtig sei ihm stets auch der Kontakt mit den vielen Partnern außerhalb der eigenen Stadtmauern gewesen. Dennoch: Bisweilen als belastend habe er es empfunden, den „ständigen Kampf um die Butter auf dem Brot zu führen, die einem der nächstgrößere immer wieder wegnehmen will“, so Rümmele mit Blick auf die Situation einer Kleinstadt wie Zell im ihr vorgegebenen Umfeld.

Seinem Nachfolger Peter Palme wünschte der scheidende Rathauschef viel Glück für die bevorstehenden Aufgaben. Den Blick in die Halle gerichtet sagte der 58-Jährige, den es beruflich zunächst nicht aus der Schwanenstadt wegzieht: „Von keinem von ihnen möchte ich mich heute so richtig verabschieden.“ Ein Abschied sehe anders aus, er werde Zell weiterhin verbunden bleiben.

Landrätin Marion Dammann bescheinigte Rudolf Rümmele 16 erfolg- und erlebnisreiche Jahre als Bürgermeister der Stadt Zell. Bemerkenswert sei allein schon die schiere Anzahl der erfolgreich umgesetzten Großprojekte. Besondere Zeichen habe der Rathauschef in den Bereichen Schulentwicklung und Kinderbetreuung gesetzt. „Sie haben Zell zu einem attraktiven Standort für Berufstätige und Familien gemacht“, sagte die Landrätin lobend.

Die Verabschiedung Rümmeles aus Zeller Innensicht oblag seinem Stellvertreter Thomas Kaiser. Bei seinem Abgang von der politischen Bühne könne Rümmele auf eine interessante Zeit zurückblicken, „die geprägt war durch große Veränderungen und in der sich unsere Stadt auf vielfältige Art und Weise entwickelt hat“, bilanzierte Kaiser.

Viele Projekte erfolgreich realisiert

Er streifte die wichtigsten Bauprojekte der vergangenen 16 Jahre: Rathausneubau, Bau des Alten- und Pflegeheims, Märkteansiedlung auf dem Areal an der Wiese, Schulbauten, Stadthallenbau, Umbau des Textilmuseums, Bürgerhaus Mambach und vieles mehr. Insgesamt seien bei all diesen Projekten über 25 Millionen Euro bewegt worden, so Kaiser, wobei Rümmeles oberstes Gebot immer darin bestanden habe, Geld nur dort auszugeben, wo es sinnvoll und nachhaltig angelegt ist.

Der scheidende Bürgermeister sei ein Verwaltungsfachmann, der oft ganze Nächte in seinem Büro verbrachte, um schwierige Projekte auszuarbeiten. „Vielleicht war die enorme Arbeitsbelastung auch ein Grund dafür, dass er nicht unbedingt immer der Bürgermeister zum Anfassen war, wie ihn sich manche wünschen“, sagte Kaiser und betonte, dass Rümmele gleichwohl die örtlichen Vereine stets unterstützt habe.

Kaiser charakterisierte Rudolf Rümmele als pflichtbewusst, zuverlässig, engagiert, nachdenklich, manchmal auch witzig und humorvoll. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat sei nicht immer ganz einfach, manchmal auch etwas spannungsgeladen gewesen: „Wie überall in der Politik lief es auch bei uns nicht immer rund.“ Dennoch sei es dem Bürgermeister regelmäßig gelungen, mit seiner Fachkompetenz und seiner Gabe, kommunalpolitische Zusammenhänge zu überblicken, gute Überzeugungsarbeit zu leisten.

Insgesamt könne die Stadt Zell positiv in die Zukunft blicken. Viele Projekte seien in der Vorbereitung und könnten weiterverfolgt werden. „Rudolf Rümmele übergibt an seinen Nachfolger ein geordnetes Haus“, so das Fazit von Thomas Kaiser.

Verbunden mit dem Dank der Bevölkerung für die 16-jährige Tätigkeit an der Spitze der Stadt überreichte Kaiser gemeinsam mit Gemeinderäten und Ortsvorstehern dem Scheidenden eine Stele der Kunsthandwerker Gabi und Günter Kautsch.

Für die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, die vollzählig anwesend waren, bedankte sich Schopfheims Rathauschef Christof Nitz für die Zusammenarbeit, bei der der Begriff Vertrauenswürdigkeit nicht nur eine Phrase gewesen sei. Rümmele habe stets „kons-truktiv kritisch“ gedacht. Vor allem anderen jedoch „war Rudolf Rümmele ein hervorragender Bürgermeister für die Stadt Zell“, betonte der Kollege aus der Nachbarstadt. Nicht zuletzt deswegen seien alle überrascht gewesen, dass er nicht noch einmal zur Wahl angetreten sei.

Gutes Timing bescheinigte indes der Grünen-Landtagsabgeordnete Josha Frey dem Scheidenden: „Es ist eine hohe Kunst in der Politik, den Zeitpunkt des Abschieds selbst zu bestimmen. Das haben sie geschafft.“

Wie wichtig es sei, gerade auch im Amt des Bürgermeisters Mensch zu sein und zu bleiben, betonten die beiden Geistlichen Ulrich Henze und Frank Malzacher, die Rümmele und der Stadt Zell für die Zukunft den geistlichen Segen aussprachen.

Für die musikalische Umrahmung des Abends war auf vielfältige Weise gesorgt. Zu Beginn hatte der Schulchor der Gerhard-Jung-Schule unter der Leitung von Gerhard Bund geglänzt. Musik erklingen ließen auch der Männerchor und die Stadtmusik Zell. Nach dem offiziellen Teil konnten die Gäste den Abend bei einem guten Tropfen und leckeren Schnittchen, die von der Trachtengruppe Zell gereicht wurden, ausklingen lassen.

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