Zell im Wiesental Endlich einen Pfarrer gefunden

Peter Schwendele
Die evangelische Kirchengemeinde Zell hat endlich wieder einen Pfarrer: Hellmuth Wolff. Foto: Peter Schwendele

Evangelische Kirchengemeinde Zell: Hellmuth Wolff hat Dienst angetreten.  Lange Vakanz beendet.

Zell - Die knapp zehn Jahre lange Vakanz hat ein Ende, im Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde in Zell hat wieder ein Seelsorger Einzug gehalten: Hellmuth Wolff ist seit Anfang des Monats für die rund 1350 Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde in Zell (mit Häg-Ehrsberg) zuständig.

Vor allem persönliche Gründe waren es, die den 60-jährigen Seelsorger ins obere Wiesental geführt haben. Hellmuth Wolff ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Eine Tochter lebt in Wehr, und dass war für das Ehepaar Wolff ein wichtiger Grund, sich noch einmal umzuorientieren.

In Lörrach aufgewachsen

Für Wolff, der zuletzt in Hinterzarten tätig war, bedeutete die Bewerbung und die Annahme der Pfarrstelle in Zell aber in gewissem Sinne auch eine Rückkehr ins Wiesental, denn der Pfarrer ist zwar in St. Georgen geboren, aber in Lörrach aufgewachsen. Dort machte er auch sein Abitur, an das sich sein Theologiestudium in Neudettelsau, Tübingen, Basel und Heidelberg anschloss. Als Lehrvikar wirkte er in Kieselbronn, danach war er ein Jahr lang Pfarrvikar in Lahr. Seine erste Stelle als Pfarrer hatte er in Langenalb inne, zehn Jahre später wechselte er nach Kirchzarten, wo er rund 13 Jahre blieb. Es folgten sechs Jahre in Hinterzarten.

Und nun wird wohl Zell die letzte Station von Hellmut Wollfs Pfarrerkarriere sein. Zunächst steht für den Seelsorger, der bis 2024 seinen Beruf ausüben wird, eine intensive Einarbeitungszeit an, doch trotz der langen Vakanz hat Wolff nicht das Gefühl, dass in der Kirchengemeinde „viel liegen geblieben ist“. Die Verantwortlichen hätten sich „wirklich angestrengt“, findet Wolff, der es als Glücksfall ansieht, dass während der Jahre ohne eigenen Seelsorger das offiziell im Ruhestand weilende Pfarrerehepaar Demuth sich um die Gemeinde gekümmert hat.

Für Wolff war allerdings schnell klar, dass zwei Bereiche zuvorderst angegangen werden müssen. Zum einen gelte es, eine Lösung für einen Versammlungsraum zu finden. Denkbar wäre es, die Minimallösung beizubehalten und den vor Jahren verkauften Gemeindesaal punktuell für Zusammenkünfte zu mieten. Es gebe aber auch Stimmen in der Gemeinde, die für das Schaffen eines eigenen kleinen Gemeindesaals plädieren. Hier seien zwei Varianten denkbar: Ein Anbau an die Kirche oder eine mobile Abtrennungsmöglichkeit im Kirchenraum selbst.

Kooperation verstärken

Zum anderen steht in den nächsten Jahren eine verstärkte Kooperation mit den evangelischen Kirchengemeinden Schönau und Todtnau an. Auf Dauer müsse man davon ausgehen, dass zwei Pfarrer für das gesamte obere Wiesental zuständig sein werden, so Wolff. Für die Kirchengemeinden heiße das, eine sogenannte „überparochiale Dienstgruppe“ zu bilden und deren Aufgabenaufteilung zu formulieren. „Jeder muss einen Teil Selbstständigkeit aufgeben, aber das bringt auch Chancen mit sich“, betont der Pfarrer. „Ich finde es gut, wenn man zusammenarbeitet, dabei kann sich jeder profilieren und eigenen Schwerpunkte setzen.“

Bereits weitgehend in die Wege geleitet ist laut Wolff eine dritte bevorstehende Aufgabe, und zwar die Sanierung des Kirchturms. Diese soll im kommenden Jahr über die Bühne gehen.

Was die Zeller sich in Sachen Ausgestaltung des Gemeindelebens vorstellen, das will sich Hellmuth Wolff in nächster Zeit in Ruhe anhören. Vorpreschen will der Pfarrer hier nicht, denn „alles, was läuft, hat seine Geschichte“.

Der Seelsorger feiert gern Gottesdienste mit den Menschen, „und da liebe ich die traditionelle Form, ohne dass ich etwas dagegen hätte, andere Gottesdienstformen zu entwickeln“. Vorstellen könnte sich der Pfarrer Vorträge zu theologischen Themen zu organisieren, ähnlich wie dies bei seiner letzten Pfarrstelle in Hinterzarten der Fall war. Doch bleibe abzuwarten, ob dies auch in Zell nachgefragt werde.

Den Gesang pflegen

„Was mir am Herzen liegt, ist die Musik“, bekennt Wolff. Zwar gebe es bereits den Spontanchor, aber den müsse er erst noch kennenlernen, so der Pfarrer, der sich freuen würde, wenn man in Sachen Gesang in loser oder fester Form etwas auf die Beine stellen könnte.

Eins ist für den Seelsorger sonnenklar: Die selbstverständliche Stellung der Kirchen in der Öffentlichkeit ist bei weitem nicht mehr wie im früheren Ausmaß vorhanden, die Gläubigen werden immer weniger. „Die Volkskirchen werden verschwinden, wir müssen uns umorientieren“, sagt der Pfarrer. Dem früher herrschenden Druck, sich in der Kirche sehen lassen zu müssen, weint Hellmuth Wolff keine Träne nach, das Freiwilligkeitsprinzip behagt dem 60-Jährigen weit mehr: Wenn der Zwang sich auflöse, „dann kommen nur noch die, die es auch wirklich wollen, das finde ich auch nicht schlecht“.

Der Einführungsgottesdienst von Pfarrer Hellmuth Wolff findet am Sonntag, 18. November, um 15 Uhr in der evangelischen Stadtkirche statt. Der Gottesdienst wird von Dekanin Bärbel Schäfer gehalten und von einer Abordnung der Stadtmusik Zell und dem Spontanchor musikalisch umrahmt. Anschließend sind alle zu einem Umtrunk in den ehemaligen Gemeindesaal eingeladen.

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