Zell im Wiesental Fairer Handel im Herzen der Stadt

Markgräfler Tagblatt

Grüner leben: Serie zur Nachhaltigkeit im Alltag / Der „Cabanja“-Weltladen ist zum Treffpunkt geworden

Schon das zur Zeller Kirchstraße hin ausgerichtete Schaufenster verlockt mit seiner ansprechenden Aufmachung zum näheren Hinschauen – betritt man dann das Ladenlokal des Zeller Weltladens „Cabanja“, wird man direkt in einer farbenprächtig-duftenden Welt willkommen geheißen.

Von Anja Bertsch

Zell. Bunte Taschen, Spielzeuge und Schmuck, nette und stilvolle Kleinigkeiten für Wohnung und Kleiderschrank, eine Regalreihe weiter ein ganzes Sortiment an leckeren Tees und Kaffee, Schokolade, Südfrüchten und duftenden Gewürzen. Das besondere jenseits der schieren Vielfalt abseits eines regulären Supermarktsortiments: Die bunte Auswahl hier ist durchweg fair gehandelt.

Diejenigen Menschen, die in den Entwicklungsländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas die Produkte, oder die Produkt-Rohstoffe herstellen, bekommen für ihre Arbeit einen anständigen Lohn, und sie arbeiten zu anständigen Bedingungen. „Fachgeschäft für fairen Handel“, nennt sich der Weltladen im Untertitel.

Indem „Cabanja“ Fairtrade-Produkte in einem eigenen Ladenlokal mit festen Öffnungszeiten anbietet, ist die Zeller Initiative allein auf weiter Flur des oberen und mittleren Wiesentals – und das nicht erst seit gestern.

Gegründet wurden Weltladen und Trägerverein Mitte der 1980er Jahre von einer Gruppe friedensbewegter Zeller. Bis heute nennt sich die Gemeinschaft denn auch „Verein für Frieden und Entwicklung“. Aktuell hat er etwa 100 Mitglieder.

Das erste Lädchen damals freilich war von den heutigen ansprechenden Räumen und Standards weit entfernt: Ein kleines, eher verstecktes Lädchen in der Schönauer Straße, die Öffnungszeiten unregelmäßig, die Heizung leidlich funktionstüchtig.

Mit dem Umzug in die Kirchstraße dann gelang dem Weltladen im Jahr 2000 der Schritt ins Herzen der Stadt; zehn Jahre später dann folgte die Erweiterung um den bis dahin vom legendären Hutladen Wuchner genutzten Teil des Ladenlokals, in dem nun sogar Platz für Kaffeeautomat und zugehöriges Tischchen ist, der der „Cabanja“ (spanisch für „kleine Hütte“) nun sogar ein wenig einen Treffpunktcharakter verleiht.

Arbeitsplatz für 21 Ehrenamtliche

Mittlerweile hat der Laden verlässlich jeden Tag geöffnet: 21 ehrenamtlich Engagierte stellen ihre Zeit und Arbeitskraft zur Verfügung, und stemmen gemeinsam die Öffnungszeiten von 30 Stunden in der Woche.

Immens wichtig ist den Akteuren die Glaubwürdigkeit: Die Menschen, die hier einkaufen, können sich darauf verlassen, dass der Laden verlässliche Handelspartner hat, die die Einhaltung der Fairtrade-Standards kontrollieren und garantieren. Bevorzugte Partner sind hier beispielsweise Gepa und dwp. Im Sinne von Glaubwürdigkeit und Einhaltung der Standards ist der Zeller Weltladen auch Mitglied im Weltladendachverband und hat sich den Standards der Weltfairhandelsorganisation (WFTO) verpflichtet.

Neben der fairen Bezahlung der Produzenten in den Entwicklungsländern gehören dazu eine ganz Reihe weiterer Punkte: verlässliche und langfristige Handelsbeziehungen etwa, die den Produzenten Planungssicherheit gewähren.

Das Schaffen neuer Absatzmärkte vor allem für die benachteiligten Kleinbauern, um ein nachhaltiges Entwicklung zu ermöglichen. Die strikte Ablehnung von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit oder die Förderung besserer Arbeitsbedingungen.

In diesem Sinne sind die Produkte im Weltladen „Cabanja“ nach Möglichkeit nicht allein „fair trade“, sondern haben auch Bio-Qualität, denn: Dass die Bauern etwa auf einer Kakaoplantage nicht in einem Nebel aus Pestiziden arbeiten müssen, gehört doch ebenso zum Bereich fairer Arbeitsbedingungen wie eine angemessene Bezahlung, so die Überzeugung von Almut Teichert-Hailperin, die dem Trägerverein des Ladens seit knapp zehn Jahren vorsteht.

Die Machtverhältnisse verändern

Nach wie vor ist der größte Teil des Welthandels vom starken Ungleichgewicht der Machtverhältnisse geprägt, in denen die lokalen Kleinbauern global agierenden Konzernen gegenüber stehen. Dies zu ändern ist eine große Aufgabe, das ist klar. Über den Fairtrade-Einkauf vor Ort aber kann der einzelne diesen ungerechten Strukturen des Welthandels ganz konkret etwas entgegensetzen, betont Teichert-Hailperin – und: Das Gutes-Tun im Einkaufen fair gehandelter Produkte ist keineswegs ein heldenhaft zu ertragendes Opfer, stellt Teichert-Hailperin schmunzelnd klar: „Unserer Produkte sind auch einfach lecker.“

Weltladen „Cabanja“ – Fachgeschäft für fairen Handel, Kirchstraße 4 in Zell.

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9 bis 12 Uhr; Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag zusätzlich geöffnet von 15 bis 18 Uhr.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading