Zell im Wiesental Fichte und Tanne als Auslaufmodell

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Natur: 190 Hektar kahle Waldflächen im Forstbezirk Todtnau werden aufgeforstet

Zell/Todtnau - Der Wald im riesigen Forstbezirk Todtnau wird fit für die Zukunft gemacht. Nach den Schadensereignissen, bedingt durch Hitze und Trockenheit, Sturm und Borkenkäfer, sind die Förster dabei, 190 Hektar völlig kahle ehemalige Waldflächen zwischen Todtnau und Zell aufzuforsten mit vielfältigen Gehölzen, die im Klimawandel als zukunftsfähig gelten. An der Hohen Möhr in Zell zeigten sie eine vorbildliche Wiederaufforstung.

Die Namen „Burglind“ und „Sabine“ sind im Forst mit Schrecken verbunden. Die Sturmtiefs leiteten den Niedergang von stattlichen Fichtenbeständen ein. Hitzesommer und Dürrejahre taten in den Folgejahren in Verbindung mit einer Borkenkäferplage ihr übriges. Die Folge: Kahlflächen, die jetzt sinnvoll wiederaufgeforstet werden müssen.

Sho Kawano aus Japan, der in Freiburg seinen Master als Forstwirt machte, zeigt auf verschiedene Klimakarten der Region, die die Forstliche Versuchsanstalt entworfen hat. Die Grafiken machen deutlich, dass die Baumarten, die heute noch vorherrschend sind, im Wald von morgen keine Überlebenschancen mehr haben, wenn der Klimawandel fortschreitet. „Im Szenario für das Jahr 2071 ist die Fichte selbst in den Höhenlagen des Schwarzwaldes ungeeignet“, sagt Kawano unmissverständlich. „Aber auch die Tanne hat als Hauptbaumart nur in den Hochlagen noch eine Chance.“ Um die düsteren Aussichten komplett zu machen: Selbst die für Mitteleuropa so typische Buche wird in tiefen Lagen künftig arge Probleme bekommen, wie der siechende Altbestand am Entegast im Schopfheimer Stadtwald zuletzt deutlich machte.

Dort helfen, wo die Natur selbst es nicht schafft

„Wir müssen deshalb auch andere Baumarten probieren“, sagt Sho Kawano, der federführend im Forstbezirk für die Wiederbewaldung von 190 Hektar Wald zuständig ist, die es besonders schlimm erwischt hat, weil unter den toten und abgeholzten Bäumen noch keine Naturverjüngung stattgefunden hat. Beispielhaft steht der Förster vor einer Fläche von einem Hektar an der Hohen Möhr, die im Frühjahr wieder aufgeforstet wurde. Bezirksförsterin Susanne Berger stellt klar: „Wenn es die Natur selbst nicht schafft, müssen wir mit Hirnleistung und viel Arbeit eingreifen.“ Eine Brache müsse binnen drei Jahren wieder aufgeforstet werden, zudem droht eine Verkrautung mit Brombeeren und Büschen. Die Forst-Expertin stellt klar: Eine generelle Aussage zur Art der Wiederbeforstung lässt sich nicht treffen.“ Vielmehr müsse die Taktik auf die jeweiligen Bedingungen wie Höhenlage und Sonneneinstrahlung, Boden und Hangneigung angepasst werden.

„Wir haben uns hier oberhalb von Zell für die Baumarten Traubeneiche und Sommerlinde sowie Hainbuche und Vogelkirsche entschieden“, erläutert Kawano. Insgesamt 1000 dieser Jungbäume seien in Gruppen angepflanzt worden.

Revierleiter Winfried Herden ergänzt: „Sämtliche Baumarten sind hier heimisch.“ Da um die wiederaufgeforstete Fläche auch noch Douglasien und Tannen sowie Lärchen und Kiefern stehen, die aussamen werden, sei eine optimale Durchmischung von verschiedenen Baumarten zu erwarten. „Wir sind also viel breiter aufgestellt als vorher und sind sicher, dass irgendwelche Arten auch im Klimawandel bestehen werden“, so Herden.

Wald der Zukunft hat mehr Aufgaben zu erfüllen

Der Klimawald der Zukunft muss mehr als bisher viele Funktionen erfüllen. Neben dem Rohstoff für die Industrie und als Energielieferant rücken die Aspekte Sauerstoffproduktion und Wasserspeicher sowie Erholung zunehmend in den Blickpunkt.

Derweil haben sich Berger und Kawano zu den Setzlingen vom Frühjahr gebeugt und sind begeistert, wie zum Beispiel die Sommerlinden diesen ersten, extrem trockenen Sommer überstanden haben, während einige Eichen vertrocknet sind. Dass zudem im Mai Rotwild aus dem nahen Tiergehege ausgebüxt ist und sich ausgerechnet auf der Wiederaufforstungsfläche getummelt hat, ist kontraproduktiv. Aber so ist die Natur: unberechenbar, auch wenn der Mensch noch soviel plant und kalkuliert.

In den Jahren 2018 bis 2020 sind im Forstbezirk Todtnau insgesamt 210 000 Festmeter Schadholz angefallen auf einer Fläche, die fünf- bis sechsmal so groß ist wie der Europapark. Die Wiederaufforstung wird von einer Baumarktkette gesponsert.

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