Zell im Wiesental Flexibler Wechsel bringt neue Plätze

Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat: Kindergartengruppe wird im Juz untergebracht / Jugendliche ziehen in die Bahnhofstraße

Fliegender Wechsel: Um eine weitere, dann sechste Gruppe im Kindergarten Zell anbieten zu können, sollen Räume in der Johann-Faller-Schule genutzt werden, in denen bisher das Jugendzentrum (Juz) untergebracht war, während im Gegenzug die Jugendlichen im Gebäude Bahnhofstraße 9 ein Übergangszuhause finden sollen.

Von Peter Schwendele

Zell. Dieser Plan wird verfolgt, weil die Stadt unter einem gewissen Zeitdruck steht, in Zell weitere Kindergartenplätze zur Verfügung zu stellen. Zwar besteht im Bereich des Kindergartens selbst durch den jüngst erfolgten Erwerb des Gebäudes Bahnhofstraße 9 grundsätzlich die Option einer Erweiterung, doch ist eine solche vor allem finanziell auf die Schnelle nicht zu schaffen. Ein solches Großprojekt (drei verschiedene Varianten stehen im Raum) derzeit zu stemmen, bezeichnete Bürgermeister Rudolf Rümmele als „Illusion“.

Bei der jetzt ins Auge gefassten Übergangslösung zur Schaffung einer sechsten Kindergartengruppe besteht der entscheidende Vorteil dagegen darin, dass die Räume bereits zum 1. Februar 2018 zur Verfügung stehen würden, da baulich und ausstattungsmäßig keine allzu großen Aufwendungen anfallen würden.

Auch die provisorische Unterbringung des Jugendzentrums im Erdgeschoss des Gebäudes Bahnhofstraße 9 ist nur mit geringem Zusatzaufwand möglich. Laut Verwaltung müssen dort lediglich zwei zusätzliche Toiletten eingebaut werden.

Wichtig sei es, dass die neuen Plätze in Zell angeboten werden können, wie Hauptamtsleiter Karlheinz Keller darlegte. Ein Provisorium beim Kindergarten in Atzenbach hätte die Stadt mehr als 200 000 Euro gekostet und wäre wohl bei den Eltern aufgrund des zusätzlichen Fahrtwegs nicht auf übergroße Zustimmung gestoßen.

Begrüßt wurde die jetzt ins Auge gefasste Lösung von der SPD-Fraktion. Nur so könne die aktuell hohe Nachfrage nach Kindergartenplätzen schnell befriedigt werden, sagte Fraktionssprecher Thomas Kaiser: „Alles andere ist Utopie.“ Die SPD lege indes Wert darauf, dass das Jugendzentrum nach Beendigung dieser Übergangslösung an den bisherigen Standort zurückkehren könne, da sich auch dieser im Lauf der vergangenen Jahre bewährt habe.

Diesen Punkt betonte auch CDU-Fraktionssprecher Thomas Schmidt. Gleichzeitig bezeichnete er die jetzt vorgelegte Planung mit dem Ortswechsel von Kindergartenkindern und Jugendlichen als „vernünftigste Lösung“.

Für die Freien Wähler gab Hannelore Vollmer dagegen zu Protokoll, „dass wir nicht ganz so glücklich mit dieser Lösung sind“. Die Jugendlichen müssten sich fühlen wie das fünfte Rad am Wagen, da sie jetzt kurzfristig zwischen Pflegeheim und Kindergarten gesteckt würden. Vollmer: „Aber Jugendliche brauchen auch Freiräume.“ Unterstützung erhielt sie von ihrer Fraktionskollegin Silvia Chiarappa, die ebenfalls dafür plädierte, nicht zu überschwänglich zu werden. „Das Ganze ist aus der Not geboren, das muss man nicht über den grünen Klee loben.“

Die kritischen Töne wiederum forderten den Widerspruch der anderen beiden Fraktionen heraus. Thomas Schmidt konnte die Einwürfe nicht nachvollziehen, schließlich habe man noch vor wenigen Jahren das Juz ganz regulär und mit hohem Finanzaufwand genau in diesem innerstädtischen Bereich ansiedeln wollen. Auch sein Fraktionskollege Bernd Schneider betonte, dass der jetzige Juz-Standort bei der Schule seinerzeit als „Notlösung“ gegolten habe.

SPD-Chef Kaiser konnte die FW-Kritik überhaupt nicht nachvollziehen: „Als Gemeinderat muss man in der Lage sein, auf neue Situationen zu reagieren und schnelle, gute und praktikable Lösungen zu finden.“ Genau das tue man heute Abend.

Bürgermeister Rümmele legte dar, dass die Jugendlichen künftig in der Bahnhofstraße 9 mehr Platz vorfinden würden als im aktuellen Jugendzentrum. Damit werde auch ein von den Jugendlichen im vergangenen Jahr geäußerter Wunsch erfüllt. Grundsätzlich könne man derzeit nicht sagen, wie lange das angestrebte Provisorium aufrecht erhalten werden muss. Niemand wisse derzeit, wie lange man die zusätzliche Kindergartengruppe benötige und wann man die grundlegenden Umbauarbeiten auf dem „Kindergartencampus“ in Angriff nehmen könne.

Der Gemeinderat beschloss schließlich einstimmig die Umsetzung der beschriebenen Pläne. Im Anschluss beklagten Elternvertreter in der Fragestunde der Ratssitzung, dass Kinder, die eine besondere Förderung benötigen und diese bisher auch erhalten, es mit der Umstrukturierung schwerer haben würden. Dieses Thema soll intern mit der Kindergartenleitung aufgearbeitet werden, schlug der Bürgermeister vor und erntete Zustimmung.

Bei der Behandlung des Tagesordnungspunkts klang am Rande auch an, dass die Stelle des Jugendreferenten wieder besetzt worden ist.

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