Zell im Wiesental Frust über Desinteresse der Behörden

Hans-Jürgen Hege
Mambacher Bürger verdeutlichten am Freitag vor Ort, wie es mit dem Verkehr auf der Bundesstraße aussieht. Foto: Hans-Jürgen Hege

Verkehr: Mambacher Bürger fühlen sich alleingelassen / Ortsvorsteher Wetzel: „Werden hingehalten“

Frust, Ärger und Enttäuschung sitzen tief bei Ortsvorsteher Klaus Wetzel und bei vielen lärm- und leidgeplagten Mambacher Bürgern. Der Grund: Die Verkehrssituation im Dorf.

Von Hans-Jürgen Hege

Zell-Mambach. Nicht nur, dass in Sachen Lärmaktionsplan an Mambach vorbeigeplant wird und dass Bemühungen um Verkehrssicherheit, Geschwindigkeitsmessungen und Kontrollen im Nirgendwo verpuffen. Die Mambacher fühlen sich auch allein gelassen oder gar an der Nase herumgeführt, wenn mal wieder die Bitte im Raum steht, bei einer offiziellen Verkehrsschau drängende Sorgen und Nöte an Mann und Frau bringen zu können. „Seit Jahren beantragen wir eine Begehung der Problemzonen entlang der B 317, seit Jahren werden wir hingehalten mit falschen Versprechen oder mit fadenscheinigen Ausreden vertröstet“, ärgert sich Ortsvorsteher Klaus Wetzel über das offensichtliche Desinteresse der Behörden an einer Verkehrssicherung, die nicht große Massen betrifft, sondern nur ein paar Anwohner wie beispielsweise die in Silbersau, Mühlschau oder die im Bereich einer unübersichtlichen Kurve der L 146 bei der Alten Schmiede.

Nach einem Beinaheunfall mit einem Kind an dieser Stelle haben Anwohner 116 Unterschriften für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer gesammelt. Sie stießen, so Wetzel, beim Landratsamt auf taube Ohren. Eine Nachricht per Mail an den Fachbereichsleiter Verkehr im Landratsamt wurde ebenso nicht beantwortet und damit schlicht und ergreifend ignoriert wie die beigefügte Unterschriftenliste mit dem Hilferuf der Eltern und Senioren.

Die letzte dokumentierte Verkehrsschau fand laut Wetzel im Jahr 2003 statt. Seitdem wurde ohne Kenntnis der Verhältnisse vor Ort nur noch am Schreibtisch entschieden von Leuten, die keine Ahnung hätten, was auf der B 317 tatsächlich vor sich gehe. Blanker Hohn sei es, wenn das Landratsamt nach „faulen Ausreden“ wegen Personalmangel und schließlich wegen Corona eine Verkehrsschau im Bereich Mambach endlich für Oktober ankündigt und dann doch wieder alles im Sand verläuft.

Klaus Wetzel erinnerte am Freitag an eine Verkehrszählung im Jahr 2010. „Schon damals fuhren bis zu 720 Fahrzeuge pro Stunde die B 317 rauf und runter“, versicherte er. Seit drei Jahren habe sich seine Ortschaft mit dem Lärmaktionsplan beschäftigt. Und der sei in der letzten Sitzung des Gemeinderats verabschiedet worden, ohne dass konkrete Maßnahmen für Mambach umgesetzt wurden, weil den Räten der gemessene Lärmpegel zu niedrig gewesen sei.

Konkret fordere der Ortschaftsrat erneut eine Geschwindigkeitsreduzierung von 100 auf 70 Stundenkilometer in der Mühlschau, nicht zuletzt wegen landwirtschaftlichen Verkehrs (nicht einsehbare Hofausfahrt). Außerdem sollten die Ortsschilder an der Bundesstraße beim Übergang zur Wiesebrücke versetzt werden – mit dem Ziel, einen Fußgängerüberweg zu installieren.

Bei einem Lokaltermin am Freitag händigten zwei Familien, die im Bereich des Kraftwerks (Saufert) wohnen, dem Ortsvorsteher ein Schreiben aus mit der Forderung, im Bereich Saufert Tempo 50 und ein Überholverbot zu beantragen. Verstärkt werde die B317 als Transitstrecke zwischen Basel und Stuttgart genutzt. Viele große Lkws mit Anhänger seien unterwegs. Außerdem hielten sich viel zu viele Fahrzeuge nicht an die Tempobegrenzungen. Permanent seien „überaus gefährliche Überholvorgänge“ zu beobachten.

Bisher habe vor allem die Umsichtigkeit der Anwohner dafür gesorgt, dass zahlreiche kritische Situationen ohne gravierende Folgen geblieben sind. Ein großes Problem seien in den Sommermonaten aber die Motorräder, die nicht nur immer wieder äußerst gefährliche Verkehrssituationen heraufbeschwören, sondern auch einen hohen Lärmpegel verursachen, betonte Dieter Rümmele im Auftrag seiner mitleidenden Ehefrau Daniela und des Ehepaars Gerhard und Rosemarie Gersbacher. „Es ist einfach nicht zu verstehen, dass die wenigen Anwohner nicht für voll genommen werden“, sagte Rümmele und fragte: „Ist die einzelne Person in unserem System eigentlich gar nichts mehr wert? Wir alle zahlen brav unsere Steuern und haben wie jedermann ein Recht auf ein ordentliches, nicht krankmachendes Leben.“

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