Zell im Wiesental Gegen Vereinsamung und Rückzug

Markgräfler Tagblatt
Nicole Brutschin, Leiterin des Seniorenzentrums Zell und der Wohnanlage Wiesental in Zell. Foto: zVg

Seniorenarbeit: Nicole Brutschin hat das Thema „Inklusion im Alter“ untersucht.

Zell - Im Sinne der Inklusion zogen 20 Senioren mit Behinderungen im Jahr 2015 in die ehemalige Wiesentalklinik. Schon bald fanden die Senioren im jetzigen „Haus Wiesental“ ein neues Zuhause. In den kommenden Jahren wird sich die Zahl der alternden Menschen mit Behinderungen in den Kommunen weiter vergrößern.

„Bedeutet nun Altern mit Behinderung automatisch Inklusion?“ – diese Frage hat Nicole Brutschin, die Leiterin des Seniorenzentrums Zell und der Wohnanlage Wiesental, im Rahmen einer Hochschularbeit auf die Stadt Zell bezogen untersucht.

Der Sachverhalt, dass in den kommenden Jahren mehr ältere Menschen mit Behinderungen in Deutschland leben als bisher, ist jedoch weder in der Gesellschaft noch in der Politik so richtig angekommen. „Selbst in Fachkreisen ist das Bewusstsein dafür ausbaufähig“, sagt Nicole Brutschin. „Hierfür gibt es noch wenig spezielle Konzepte und es bestehen noch große Wissenslücken.“

Brutschin beschäftigte sich deshalb in der Abschlussarbeit ihrer Weiterbildung „Altern im Sozialraum und Quartier“ an der Katholischen Hochschule Freiburg mit dem Thema „Bedeutet Alter mit Behinderung automatisch Inklusion?“.

Um die Situation in Zell zu untersuchen, befragte Brutschin Senioren aus dem Seniorenzentrum Zell, dem Betreuten Wohnen im Bürgerheim und aus dem Haus Wiesental nach ihren Interessen und Wünschen. Welche Angebote für Senioren sie nutzen und wo sie noch Entwicklungsbedarf sehen, damit Teilhabe an der Gesellschaft möglich wird.

Eine wichtige Erkenntnis der Analyse war, dass Senioren, die erst im Alter mit physischen oder kognitiven Einschränkungen leben, sich zurückziehen und sehr viel Kraft darauf verwenden, ihre Defizite zu kaschieren. Die Konsequenzen sind dann Rückzug und Vereinsamung. Hier spiele der Begriff Behinderung in der Gesellschaft eine Rolle, die es zu hinterfragen gelte. Senioren mit einer lebenslangen Behinderung seien dagegen deutlich weniger gehemmt, mit ihrer Behinderung in die Öffentlichkeit zu gehen.

Für die „Inklusion im Alter“, so Brutschin, sei es daher notwendig, dass Senioren mit und ohne Behinderung „im Bild der Gemeinde erscheinen“, um so auch ins Bewusstsein der Gesellschaft zu gelangen. Gerade die Lust auf Mitwirkung und Mitbestimmung an der Gesellschaft war während der Befragung bei allen Senioren klar erkennbar.

Nicole Brutschins Fazit: Besonders Städte und Gemeinden mit einem hohen Anteil an Bürgern über 65 Jahren seien gefordert, neue Konzepte für diese Bevölkerungsgruppe zu entwickeln. Dabei müssten die unterschiedlichen Seniorengruppen berücksichtigt werden, um konkrete Maßnahmen für den Barriereabbau, damit seien nicht nur bauliche Maßnahmen gemeint, umzusetzen. Dazu sollten nicht nur professionell Pflegende dafür sensibilisiert werden, auf welche Art die gesellschaftlichen Beziehungen der Senioren gepflegt und erweitert werden können.

Das grundsätzliche Ziel sei daher: „Jeder bekommt im Alter, was er braucht, ohne dass seine Ausgangssituation – ob lebenslang behindert oder nicht – noch eine Rolle spielt, und zwar dort wo er lebt.“

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