Zell im Wiesental Geschichten mit Tiefgang

Markgräfler Tagblatt

Weihnachten: „Stubete“ mit Musik und Erzählungen von diesseits und jenseits des Rheins in Zell

„I find, d`Weihnachtszitt isch eifach die schönschti Zitt zum Gschichte verzelle“, dachte sich Heidi Knoblich und lud Interessierte und Freunde aus Nah und Fern in den Ratssaal der Schwanenstadt zu einer „Stubete“ mit Musik und Erzählungen von diesseits und jenseits des Rheins ein.

Von Hans-Jürgen Hege

Zell. „Lieder und Geschichten zur Weihnachtszeit“ hatte sie im dreistündigen Abendprogramm auf ihrem Zettel. Und ein paar illustre Gäste aus der Schweiz und aus dem Elsass halfen ihr dabei, das zahlreich erschienene Publikum mit phantastischen Geschichten, ausgefallener Streich- und Zupfmusik und humorvollen Liedern zu faszinieren.

Rauschender, rhythmischer Beifall war für die (sym-)badische Autorin Heidi Knoblich – die über 20 Jahre lang mit tollen Geschichten und Gedichten erfolgreich versuchte, den SWR-Hörern „alemannisch“ beizubringen – und für ihre Kollegen, den Mundart-Dichter und Märchenerzähler Gérard Leser sowie das Ensemble „Pepperongino“ aus Fricktal, verdienter Lohn für ein paar unterhaltsame Stunden im Kreis von Menschen, die sich nicht nur mit Zuhören begnügten, sondern auch jede Gelegenheit nutzten, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Schließlich war auch das wieder ganz im Sinne der Organisatorin des Abends, die ihre Gäste bat, „zämme z`hocke, us de Hektik use z`cho, eifach zwei drei Stunde uf ner geruhsame Insle z verbringe“`– kurz: der Hektik, dem Stress zum Jahresende hin die kalte Schulter zu zeigen, auszubüchsen, in Erinnerungen zu schwelgen, alte Zeiten Revue passieren zu lassen oder anders ausgedrückt: einfach mal den Herrgott einen guten Mann sein zu lassen.

Wie das gehen könnte, machte Heidi Knoblich vor mit Geschichten aus ihrer Jugend, aus Gerhard-Jung-Zeiten in der Zeller Trachtengruppe und vor allem mit drei druckfrischen neuen Geschichten, die sie rechtzeitig zu dieser „Stubete“ in Nachtschichten aus dem Ärmel geschüttelt zu haben schien.

Matthias Kiefer hieß das Publikum als Bürgermeister-Stellvertreter und damit als Hausherr im Rathaussaal willkommen. Auch er fand: „Was gibt es Schöneres, als sich in der besinnlichen Weihnachtszeit gegenseitig Geschichten zu erzählen und miteinander schöne Lieder zu singen?“ Kiefers Dank galt aber vor allem Heidi Knoblich, der „einheimischen Ideengeberin und Moderatorin“. Sie bereichere die Stadt um ein weiteres kulturelles Gut, betonte Matthias Kiefer und räumte das „Feld“ für die Schweizer, für Matthias Zimmermann (Bass), Gino Suter (Geige), Eric Vuille Gautier (Gitarre, Bodhran, Mandoline, Gesang), Edy Riesen (Text, Gesang, Banjo, Bluesharp, Perkussion) und Heinz Widmer an der Gitarre, die es in ihrem ersten Beitrag gleich „schneielen und beielen“ ließen.

Danach schlug die Stunde des Elsässer Volkskundlers, Historikers und Märchenonkels Gérard Leser, der viele Bücher geschrieben hat und der ein Fable hat für unterschiedliche kulturelle Ausdrucks- und Glaubensformen und der tolle Geschichten erzählte aus Zeiten, in denen der (Aber-)Glaube noch eine weit größere Rolle spielte als in diesen Zeiten, in denen sicherlich schwer zu vermitteln sein dürfte, dass ein gehörnter „Düpfeleschisser“ namens Teufel zwei geldgierige Winzer – salopp gesagt – nach Strich und Faden „veräppelte“. Es waren Geschichten mit Tiefgang, die der Elsässer zum Besten gab.

Aber auch Heidi Knoblichs bisher noch unveröffentlichte Geschichten hatten es in sich. Da war der Werdegang der Engadiner Nusstorte, vom „Giegeli Hans“ oder die Weichmacher-Ballade, die ihr von einem Freund nach dem Genuss ihrer zu Weihnachten butterweichen und zu Silvester dann doch merkwürdigerweise steinharten „Springerle“ per Mail übermittelt worden sei.

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