Zell im Wiesental Hörner veredeln den Gesang

(hjh)
Dirigentin Almut Teichert-Hailperin gelang es einmal mehr, ihre Sänger bestens zu motivieren. Foto: Hans-Jürgen Hege

Jahreskonzert: Männerchor Riedichen begeistert mit seinem Programm „Wald. Gesang. Horn“.

Zell-Riedichen - Vor exakt einem Jahr schlüpften die Mitglieder des Männerchors bei ihrem Jahreskonzert im „Kloster Riedichsburg“ ungeniert in Kutten und begeisterten ihre Fans mit einem Singspiel, in dem entgegen aller Gepflogenheiten auch ein paar Frauen mit goldener Kehle mitmischten. Am Samstag setzte Almut Teichert-Hailperin den gestandenen Mannsbildern vor ihrem Taktstock „Hörner“ auf.

Olivier Picons junge Eliteschüler Karin Yamaguchi (Japan), Felix Peijnenborgh (Belgien) und Denes Szilagyi (Ungarn) forderten mit ihren Hörnern nach „Jägers Morgenlied“ die fröhliche Gesellschaft um sie herum „auf zur Jagd“ und führten Sänger und Publikum nach Noten von Michael Haydn, Josefs kleinen Bruder, „an den Wald“, in dem sich Almut Teichert-Hailperins Schützlinge schließlich zum „Jägerchor“ aus Carl Maria von Webers „Freischütz“ formierten.

Mit dem Ohrwurm aus Deutschlands heimlicher Nationaloper wickelten sie, auch dabei unterstützt vom Hornquartett von der Berner „Hochschule der Künste“, die Gäste im Bürgersaal musikalisch um den Finger. Und schnell war klar: Die Dirigentin hatte im verschneiten Riedichen mit dem Thema „Wald. Gesang. Horn“ mal wieder voll ins Schwarze getroffen. Über das „Warum“ ließ sich Stefan Wetzel aus, der den beeindruckenden Abend locker vom Hocker und sehr informativ moderierte: „Mit Jagd und Wald sind wir Menschen von Beginn unserer Geschichte an innig verbunden, waren wir doch zuallererst alle Jäger und Sammler. Mit Jagd und Wald ist auch das Horn verbunden, was sich schon im Namen ‚Waldhorn‘ oder ‚Jagdhorn‘ zeigt.“

Musikalische Speisekarte

„Wild“ servierte der Männerchor seinen Gästen im Bürgersaal neben klassischem Wurstsalat und viel Käse aus Gersbach auf einer „kalten Platte“ voller Wurstspezialitäten. Und nicht nur das: Im Repertoire hatten die Herren ein „Forellenmenü“, das es in sich hatte. Nein, „Forelle blau“ oder die „Forelle nach Müllerin Art“ standen ausnahmsweise mal nicht zur Debatte. Den begehrten Fisch aus den klaren Gewässern des Schwarzwalds gab es lediglich musikalisch als „launige Forelle“ von Franz Schubert, als Mozarts „kleine Nachtforelle“, Carl Maria von Webers „Freifisch“ und als klassischen Happen von Beethoven, der ein paar Noten „zu Ehren der Forelle“ schrieb.

Alles übers Horn

Anhand eines klassischen Beispiels aus dem Nachlass von Anton Bruckner („Das Stück hat nichts mit der Jagd zu tun, ist aber auch schön“) erläuterte Professor Olivier Picon nach der Pause die Funktionsweise des Horns, eines sehr geschichtsträchtigen Instruments, „das es gibt, seit wir Signale machen“ und dessen perfekte Beherrschung er seinen Studenten in Bern seit etlichen Jahren vermittelt.

Liebe und Romantik

Um die Liebe drehte sich alles im Part, mit dem der Männerchor an „romantische Zeiten, an Zeiten der Sagen und Märchen“ erinnerte, in denen laut Stefan Engler Sehnsüchte und Gefühle noch große Rollen spielten. Die „rastlose Liebe“ (Louis Spohr) wurde besungen, die „Liebe“, wie sie Franz Schubert verstanden wissen wollte. Oder das Lied von der „Nacht“, das Schubert eigentlich für gemischte Chöre schrieb.

Danach ging sie ab, „die Post im Walde“, die Heinrich Schäffer auf die Reise geschickt hatte und die dann noch einmal mit sehr viel Effet vom Hornquartett begleitet wurde, ehe Chor und Bläser das „Waldlied“ – sinnigerweise vom Komponisten August Horn – anstimmten und schließlich mit Schuberts „Nachtgesang im Walde“ das Ende eines Abends einläuteten, das nicht wenige der Gäste hörbar mit einem traurigen „leider“ kommentierten und an dem spät in der Nacht des „Jägers Morgenlied“ als Zugabe an den Beginn des begeisternden Konzertabends erinnerte.

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