Zell im Wiesental Innenstadt beleben - aber wie?

Peter Schwendele
Die Zeller Innenstadt könnte eine Auffrischung vertragen. Vor allem die Gebäudeleerstände haben in den letzten Jahren zugenommen. Foto: Peter Schwendele

Gemeinderat Zell: Externes Beratungsbüro wird mit Analyse des Status Quo beauftragt.

Zell - Das Ziel ist unbestritten: Die Innenstadt soll belebt werden. Doch über den richtigen Weg dorthin bestand am Montag im Zeller Gemeinderat Uneinigkeit. Am Ende waren zehn Ratsmitglieder dafür, so bald als möglich eine externe Firma mit der Analyse des Status Quo zu beauftragen. Sieben Stadträte sprachen sich gegen dieses Vorgehen aus. Ihr Punkt: So werde das Pferd von hinten aufgezäumt.

Die Anregung, sich endlich wieder einmal stärker mit der Innenstadt und deren notwendiger Belebung zu befassen, war bereits vor einiger Zeit von der CDU-Fraktion gekommen. Die Stadtverwaltung hatte diese jetzt aufgenommen und schlug vor, zunächst eine Analyse des Bestands in den Bereichen Gewerbe, Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen durchzuführen. Ziel dieser Analyse sei, wie Fachbereichsleiter Karlheinz Keller in der Sitzung darlegte, das Aufzeigen und Erarbeiten von Handlungsmöglichkeiten für die Stadtentwicklung, um dadurch die Attraktivität zu erhöhen und die Innenstadt zu beleben. Gewünscht werde letztlich ein Konzept für das Stadtmarketing.

Schauen, was für Ideen es gibt

Dazu soll laut Keller ein Fachbüro beauftragt werden, das unter anderem die Gewerbetreibenden und den Einzelhandel vor Ort befragt. „Wir wollen verschiedene Beratungsunternehmen anschreiben, um zu schauen, was für Ideen es gibt und welche Kosten auf uns zukommen“, erläuterte der Fachbereichsleiter. Die Auftragsvergabe soll nach Möglichkeit im Februar erfolgen. Im kommenden Herbst könnten dann Workshops stattfinden, bei denen mögliche Handlungsfelder und Maßnahmen entwickelt werden.

Karlheinz Keller legte dem Gremium kurz dar, welche Veränderungen sich in den vergangenen zehn Jahren in der Zeller Innenstadt ergeben haben. Auffällig vor allem: Der Einzelhandel ist geschrumpft und der Leerstand von Gebäuden hat zugenommen. Der Fachbereichsleiter betonte: „In der Innenstadt hat sich lange nichts getan, da gibt es Handlungsdruck, und es ist sicher gut, wenn mal jemand von außen draufschaut.“

CDU-Fraktionssprecher Thomas Schmidt begrüßte den Ansatz der Verwaltung. Es gehe um die Frage, was man der Bevölkerung künftig bieten möchte. Sein Fraktionskollege Hubert Sprich ergänzte, dass Zell zwar einen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen habe, dass es indes bisher nicht recht gelungen sei, die Neubürger gut zu integrieren. Auch im Sinne des Gewerbes in der Stadt gelte es, hier für stärkere Einbindung zu sorgen.

Thomas Kaiser (SPD) meinte, man mache bei dem Thema sicher keinen Fehler, wenn man einen professionellen Berater von außen bemühe. In den letzten Jahren sei in puncto Stadtmarketing unter der Ägide von Immo Leisinger vieles diskutiert worden, aber manches sei auch wieder eingeschlafen. Es werde sicher schwierig, die Innenstadt mehr zu beleben, „aber nichts zu machen ist auch keine Alternative“, so Kaiser.

Dem wollte seine Fraktionskollegin Claudia Dolzer nicht widersprechen; vielmehr bezeichnete sie die Belebung der Innenstadt als „Kernaufgabe der Verwaltung“. Gleichwohl empfand sie die vorgeschlagene Vorgehensweise als unpassend. Dolzers Meinung nach müsste zunächst der Gemeinderat den Status Quo definieren und sich Gedanken machen, was erreicht werden soll. In der Folge könne man dann eine Consulting-Firma mit einer klaren Aufgabenstellung beauftragen.

Warnung vor „Schweinsgalopp“-Tempo

So sahen es auch die Freien Wähler, deren Fraktionssprecherin Andrea Friedrich meinte, durch den Plan der Verwaltung werde „das Pferd von hinten aufgezäumt“. Dazu komme, dass der Zeitpunkt für das Anstoßen der Thematik nicht glücklich gewählt sei, denn aufgrund der Kommunalwahlen im Mai sei der aktuelle Gemeinderat „am Ende seines Lebenszyklus`“. Die Frage sei, ob man dem neu gewählten Gremium dann bereits eine feste Linie in dieser wichtigen Frage zuordnen wolle. Im übrigen, so Friedrich, sei es fragwürdig, ein so wichtiges Thema „im Schweinsgalopp“ zu behandeln.

Bürgermeister Peter Palme wehrte sich gegen diese Einschätzung. Es sei jahrelang nichts passiert in dieser Frage, da könne man jetzt nicht von Schweinsgalopp sprechen. Er warnte davor, noch einmal ein Jahr verstreichen zu lassen. Man wolle auch dem neuen Gemeinderat kein Kuckucksei ins Nest legen, sondern endlich das Thema anstoßen. „Die Zeit rast, und wir sollten schnell etwas machen, damit nicht noch mehr Geschäfte sterben“, sagte der Bürgermeister.

Zehn Finger hoben sich im Anschluss zur Unterstützung dieses Appells. Sieben Ratsmitlieder votierten gegen den Beschluss (vier von den Freien Wählern, drei von der SPD).

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