Bemerkenswert für alle, denen die Geschichte von Zell am Herzen liegt, dürften auch die Motive sein, die die Anlagen der Zell-Schönau AG zeigen, so etwa eine Aufnahme aus dem Jahr 1909, die den damaligen Brand in der mechanischen Weberei dokumentiert. Neben einigen weiteren Großaufnahmen – beispielsweise vom Stadtbild im Jahr 1910 (mit einer noch unvollendeten Bahnhofstraße) – enthält der Kalender auch interessante Detailfotos. Etwa von einem um 1900 im „Löwen“-Hof aufgestellten Kinderkarussell, vom Eisenwarengeschäft Ferdinand Ritter (Tscheulin: „Das war eine Institution in Zell“) in der Schönauer Straße 1926 oder von der alten Wiesebrücke 1950, die, wie Rudolf Tscheulin herausgefunden hat, von der damaligen Schlosserei Quenzer gefertigt worden ist.
Der „Anno dazumal-Kalender“ enthält zwar auch eine Aufnahme des Todtnauerli, die zeigt, wie das Züglein durch Atzenbach dampft, doch das war Rudolf Tscheulin nicht genug.
„Todtnauerli-Kalender“
Und so präsentiert er parallel fürs kommende Jahr einen zweiten Kalender mit dem Titel „Das Todtnauerli – Impressionen aus vergangenen Tagen“. Zu sehen sind hier zwölf Motive der Loks, die von 1989 bis 1967 auf der 18,74 Kilometer langen Strecke zwischen Zell und Todtnau unterwegs waren. Dass diese Fotos fast wie gemalte Bilder wirken, hat seinen Grund darin, dass Tscheulin für die Arbeit an diesen Vorlagen ein Computerprogramm verwendet hat, das sich an einem naturalistischen Malstil orientiert, der an englische Porträtmaler erinnert. Konkret wird das zentrale Bildmotiv hervorgehoben, während der Hintergrund verschwommener wirkt, was den Bildern laut Tscheulin einen „dramatischen“ Charakter verleiht.
Die Arbeit am PC mit den vielfältigen technischen Möglichkeiten, die die Bildbearbeitung bietet, macht Rudolf Tscheulin großen Spaß. Immer wieder mal muss sich der Tüftler selbst bremsen. „Manchmal sitze ich zwei, drei Tage an einem Bild, und stelle dann fest, dass die erste Variante, die ich gemacht habe, doch die beste ist“, schmunzelt der 66-jährige Zeller.
Sein Hauptanliegen bleibt jedoch, den Wandel der Zeit zu dokumentieren: „Ich will aufzeigen, wie Zell sich verändert hat.“ Bis auf Weiteres scheint dem im Ortsteil Adelsberg lebenden Elektromeister das Material dafür nicht auszugehen. Erst neulich ist er auf eine Karte der „Vogtei Zell“ aus dem Jahr 1778 gestoßen. Dankbar ist er nach wie vor, wenn Zeller ihre alten Fotobestände durchforsten und ihm Motive zukommen lassen. Am meisten freut er sich über Bilder, die das Leben auf den Straßen in vergangenen Zeiten zeigen. Und ein Traumprojekt hat Rudolf Tscheulin auch im Hinterkopf: „Ich würde gerne eine Fotoserie mit Zeller Geschäften aus früheren Zeiten machen.“