Zell im Wiesental Jungbäume tragen erstmals Früchte

Markgräfler Tagblatt

Gresger Ammele: Kirschernte im Bergdorf steht an / Erfolgreiche Nachzucht / Baumbestand wächst weiter

In Gresgen leuchtet es wieder rot: Die Ammele-Ernte steht an – und die junge Baumgeneration der alteingesessenen Kirschsorte im Bergdorf trägt zum ersten Mal Früchte. „Sie schmecken genauso wie die der älteren Generation“, freut sich Vera Noy vom Verschönerungsverein Gresgen, der die Pflanzung von Ammele-Bäumen auch in den kommenden Jahren weiter fortführen will.

Von Peter Schwendele

Zell-Gresgen. Im Jahr 2017 hatte sich der Verschönerungsverein unter Vera Noys Federführung an die Rettung der vom Aussterben bedrohten Kirschsorte aus dem Zeller Bergdorf gemacht. Damals gab es nur noch 35 der Kirschbäume, die in früheren Jahrzehnten in jedem Hausgarten in Gresgen standen und jedes Jahr im Juli süß und fruchtig schmeckende Sauerkirschen trugen.

Mit Unterstützung des Biosphärengebiets Schwarzwald wurde zunächst durch eine genetische Analyse geklärt, dass es sich bei allen Bäumen um dieselbe Sorte handelt. Das Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee bestätigte den engagierten Naturfreunden, dass der Name „Gresger Ammele“ zur Bezeichnung einer lokalen Eigenart verwendet werden kann. Vera Noy: „Damit hatten wir unseren Markennamen.“

Die Nachzucht von Bäumen startete vor zwei Jahren. Die von den bestehenden Bäumen geschnittenen Jährlinge wurden von einer Baumschule veredelt und konnten von Interessenten, die das Ammele-Projekt unterstützen wollten, erworben werden. Und diese noch nicht mannshohen Bäumchen tragen nun zum ersten Mal Früchte, die sich geschmacklich nicht von den Kirschen der alten Bäume unterscheiden. Alteingesessene Gresger waren in dieser Hinsicht zunächst skeptisch gewesen, da nicht wie in früheren Zeiten Wurzelkeimlinge der Bäume gezogen wurden, wie Vera Noy berichtet.

Im ersten Jahr wurden 43 Kirschbäume nachgezogen, nicht nur in Gresgen, sondern auch andernorts, so Noy; einige Bäume seien sogar ins Schwäbische verkauft worden. 2019 kamen weitere 65 Ammele-Bäume hinzu, und für dieses Jahr hat der Verschönerungsverein 30 Bäume bestellt, von denen bereits 23 verkauft sind. In den kommenden Jahren soll der Ammele-Baumbestand weiter aufgestockt werden.

Die Gresger Kirschsorte mit ihrem besonderen Geschmack kann auf verschiedene Weise verköstigt werden, wobei die Verarbeitung aufgrund der geringen Größe der Früchte durchaus aufwendiger ist als bei größeren, festeren Kirschen. Die Klassiker sind natürlich Marmelade und Gelee. Zum Einsatz kommen die Ammele aber auch als Preiselbeer-Alternative als Beilage zu deftigen Fleischgerichten.

In früheren Zeiten wurde aus den Ammele auch Schnaps gebrannt, doch schon allein, um etwa ein 100-Liter-Fass zu füllen, bräuchte man eine ordentliche Menge an Früchten. Dies dürfte der Hauptgrund sein, weshalb sich nach Vera Noys Informationen bisher noch niemand an diese Nutzungsvariante gewagt hat.

Ein aktuelles Angebot gibt es dagegen vom Gresger Hanseli-Hof. Dorthin können die Baumbesitzer Früchte liefern, aus denen dann Gelee gekocht wird. Der Erlös aus der Vermarktung dieses Produkts soll an Gresger Vereine gehen.

An dieses Beispiel angelehnt, sind nach Einschätzung von Vera Noy noch weitere Aktivitäten rund ums Gresger Ammele denkbar. Der Grundstock ist jedenfalls jetzt gelegt. „Wir haben mit unserem Engagement eine vom Aussterben bedrohte heimische Obstsorte vor dem Aussterben gerettet“, betont Noy.

Wer einen Gresger-Ammele-Baum erwerben oder mehr über das Projekt erfahren möchte, kann sich an Vera Noy wenden (Tel. 07625/483, E-Mail v.noy@t-online.de).

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