Zell im Wiesental Kein „Industriepark“ auf dem Blauen

Markgräfler Tagblatt
Peter Wehrle, Vizepräsident des Schwarzwaldvereins, Karlheinz Abt, Naturschutzwart im Bezirk Markgräflerland, Peter Lutz, Naturschutzreferent des Schwarzwaldvereins, und Rudi Maier, Vorsitzender des Bezirks Markgräflerland (von links), können der Idee, auf dem Zeller Blauen (im Hintergrund) Windräder aufzureihen, nichts Positives abgewinnen. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Windenergie: Der Schwarzwaldverein wehrt sich gegen den Eingriff in die heimische Landschaft

Die Sorge um das heimische Landschaftsbild ist groß beim Schwarzwaldverein. Würden auf dem Höhenrücken des Zeller Blauen Windräder „wie an einer Perlenschnur aufgereiht“, so hätte dies dramatische Auswirkungen auf diese „Schokoladenlandschaft“ im Schwarzwald, hieß es gestern bei einem Pressegespräch. Der 65 000 Mitglieder starke Verein will sich deshalb mit aller Kraft dafür einsetzen, dass das Projekt nicht zustande kommt.

Von Peter Schwendele

Oberes Wiesental. Man wolle nicht, dass die einzigartige Landschaft im oberen und im Kleinen Wiesental zu einem „Industriepark“ wird, waren sich die Vertreter des Schwarzwaldvereins einig, als sie gestern am Aussichtspunkt bei Häg-Ehrsberg über das Wiesental hinüber auf den sechseinhalb Kilometer langen Höhenrücken des Zeller Blauen blickten. Peter Wehrle, Vizepräsident des Schwarzwaldvereins, Rudi Maier, Vorsitzender des Bezirks Markgräflerland, Karlheinz Abt, Naturschutzwart im Bezirk Markgräflerland, und Peter Lutz, Naturschutzreferent des Schwarzwaldvereins, hatten sich dort eingefunden, um die Sichtweise des Vereins darzulegen und zu begründen.

Windhöffigkeit auf dem Blauen ist „suboptimal“

Der Schwarzwaldverein stehe zur Energiewende und sei nicht grundsätzlich gegen Windkraft, auch nicht im Schwarzwald, sagte Vizepräsident Wehrle, doch müssten Windenergieanlagen auf bestimmte Konzentrationszonen beschränkt bleiben, und bei mittlerweile knapp 150 Anlagen müsse man nun auch einmal sagen: „Es reicht.“ Insbesondere was Projekte wie dasjenige auf dem Zeller Blauen angeht, das von der Windhöffigkeit her als „suboptimal“ einzuschätzen sei. Dem gegenüber stehe das herausragende Landschaftsbild, in das massiv eingegriffen werde.

Wehrle sagte, man wisse aus Erfahrung, dass bei der Realisierung von Windenergieanlagen im Schwarzwald „halbe Autobahnen“ in den Wald geschlagen würden. „Es finden Eingriffe statt, die die Landschaft kolossal verändern“, so der Vizepräsident, weswegen man sich auch große Sorgen um den Tourismus mache, der schließlich von einer intakten Landschaft lebe.

Besonders kritisch sei hierbei anzumerken, dass die mittlerweile über 200 Meter hohen Anlagen weit über den Baumbestand hinausreichen würden und deshalb immer landschaftsprägend seien, sagte Peter Lutz. Oft würden die Anlagen in die Blickachsen oder Sichtbeziehungen zwischen einzelnen Schwarzwaldbergen rücken, was gerade auch aus touristischer Sicht bedenklich sei. „Wir dürfen unsere Aussichtsmöglichkeiten nicht so stark verändern, dass sie ihren Wert verlieren“, meinte der Naturschutzreferent.

Naturschutzwart Karlheinz Abt warnte mit Blick in die Zukunft vor „Industrieruinen“, die auf unabsehbare Zeit Landschaften beeinträchtigen würden, die jahrhundertelang frei gehalten worden seien.

Rudi Maier wies auf die Probleme hin, die Windenergieanlagen für die Funktionalität und Nutzung von Wanderwegen mit sich bringen könnten. Der Zufahrtenbau im Wald vermindere deren Qualität, Zertifizierungen würden aufs Spiel gesetzt. Im Winter müsse das nahliegende Anlagenumfeld wegen möglichen Eisfalls gesperrt werden.

Detaillierte Offenlage der Planung gefordert

Aus all diesen Gründen wendet sich der Schwarzwaldverein nicht nur gegen das Windenergieprojekt auf dem Zeller Blauen, sondern auch gegen dasjenige im Grenzbereich der Gemeinden Kleines Wiesental, Steinen, Kandern und Marlsburg-Marzell („Hohe Stückbäume – Wasen“). Der Verein kritisiert, dass die Öffentlichkeit bisher nicht in ausreichendem Maße über die laufenden Planungen und möglichen Auswirkungen der Windkraftanlagen informiert worden sei und fordert eine detaillierte Offenlage der bisherigen Planungen.

Grundsätzlich, so die von Peter Wehrle und seinen Mitstreitern erläuterte Haltung des Vereins, müsse dem Schutz der naturnahen Schwarzwaldlandschaft der Vorrang vor der Energieerzeugung gegeben werden. „Das wertvolle Landschaftsbild und die gleichzeitig schlechte Windhöffigkeit schreien geradezu danach, Nein zu sagen“, meinte Wehrle mit Blick auf das Blauen-Projekt.

Sollten alle Appelle im Zuge des Genehmigungsverfahrens, in das der Schwarzwaldverein eingebunden ist, ungehört verhallen, behält man sich ausdrücklich den Klageweg vor, um dem Aspekt des Landschaftsschutzes zur Durchsetzung zu verhelfen.

Dass dies keine leere Drohung ist, zeigt sich in einem derzeit laufenden Gerichtsverfahren im Hinblick auf ein Windkraftprojekt in Oppenau (Renchtal), das ein Landschaftsschutzgebiet tangiert. Dort lässt man juristisch prüfen, ob das Vorhaben gegen den Gedanken des Landschaftsschutzes verstößt.

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