Zell im Wiesental Lautstarkes Zeichen für mehr Lohn

Verena Wehrle
Mit dem bisherigen Angebot des Arbeitgeberverbands sind auch die Mitarbeiter der Firma Mahle in Zell unzufrieden – und streikten deshalb am gestrigen Donnerstag. Foto: Verena Wehrle

Forderung: Warnstreiks bei Mahle und Hella in Zell, Atzenbach und Mambach / Acht Prozent mehr Lohn

Acht Prozent mehr Lohn forderten die Mitarbeiter der Firmen Mahle in Zell und Hella-Innenleuchten-Systeme in Wembach und Atzenbach bei ihren Warnstreiks am Mittwoch und Donnerstag. Insgesamt streikten mehr als 400 Beschäftigte.

Von Verena Wehrle

Zell/Wembach. Mit Fahnen und Pfeifen versammelten sich die Mitarbeiter der Firma Mahle in Zell den ganzen Donnerstagvormittag, um lautstark ihre Forderung nach acht Prozent mehr Gehalt kund zu tun. Es war der letzte Warnstreiktag, bevor am Nachmittag die fünfte Runde der Tarifverhandlungen in Ludwigsburg begann.

Seit 2018 keine Erhöhung

3000 Euro verteilt auf 30 Monate sei das einzige Angebot, das der Arbeitgeberverband Südwest Metall auf den Tisch gelegt habe, so Thomas Bittner, IG Metall-Gewerkschaftssekretär, beim Warnstreik in Zell.

Seit 2018 habe es keine prozentuale Gehaltserhöhung mehr gegeben. „Wir fordern acht Prozent mehr Lohn mit einer Laufzeit von zwölf Monaten“, so Bittner. Die Erwartungshaltung sei, dass es ein zufriedenstellendes Angebot geben wird. „Und das muss über fünf Prozent liegen“, macht er deutlich.

Stillstand möglich

Deutlich wird auch Mahle-Betriebsratsvorsitzender Fabian Lanza: „Wenn es keine akzeptable Lösung gibt, gibt es nächste Woche die Urabstimmung, dann gehen wir in den unbefristeten Streik, dann steht Mahle Zell still und dann sind die Tore zu.“

Bei der Urabstimmung stimmen die IG-Metall-Mitglieder ab, ob es in der kommenden Woche in den großen Streik geht.

Insgesamt hat Mahle in Zell 450 Mitarbeiter, über die Schichten verteilt nahmen weit mehr als 200 von ihnen aus allen Abteilungen am Warnstreik teil – außer jene aus der Nachtschicht. Bereits vor zwei Wochen setzten die Mitarbeiter ein Zeichen, wobei alle Schichten bei Mahle eine Stunde früher Feierabend machten.

Lage hat sich zugespitzt

Wie ernst die Lage ist, machte Thomas Bittner klar: „Die Leute spüren die Inflation, keiner weiß, was uns über den Winter erwartet.“ Die Mitarbeiter müssten Miete bezahlen und ihre Kinder ernähren.

Bittner erzählt von einem Azubi, den erst kürzlich eine Gasnachzahlung von 600 Euro erreichte. „Wie soll er das bezahlen mit diesem Gehalt?“ Dabei seien es doch gerade die Beschäftigten gewesen, die die Betriebe über die Krise am Leben gehalten hätten. „Doch von Südwest Metall gibt es keine Bewegung“, ärgert er sich.

Bis zum Ende des Jahres 2023 steht die Schließung der Gießerei bei Mahle an (wir berichteten). Doch dazu hatte Bittner eine gute Nachricht mitgebracht: „In den Verhandlungen von Betriebsrat und IG Metall ist es gelungen, dass kein Beschäftigter seinen Arbeitsplatz verliert.“

Auch Hella streikt

200 Mitarbeiter der Hella Innenleuchten-Systeme in Wembach und Atzenbach kamen laut Mitteilung der IG Metall am Mittwoch für zwei Stunden zu einer Kundgebung zusammen. „Auch in schwierigen Zeiten muss es einigermaßen gerecht zugehen. Wenn es keine Lösung gibt, sind wir bereit, in den Streik zu treten“, erklärte Christoph Rudiger, Betriebsratsvorsitzender bei Hella.

„Die Inflation drückt die Kaufkraft der Menschen. Das führt zur Rezession. Neben politischen Maßnahmen zur Entlastung der Verbraucher müssen auch die Unternehmen die Leistung der Beschäftigten anerkennen und entsprechend bezahlen“, so Norbert Göbelsmann, erster Bevollmächtigter der IG Metall Lörrach.

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