Hans-Fräulin-Preis: Auszeichnung für Stephan Helbig / Laudatio von Andreas Müller
Der Zeitpunkt für die diesjährige Verleihung des „Hans-Fräulin-Preises“ an Stephan Helbig hätte nicht besser gewählt sein können. Schließlich jährt sich Ende Oktober der Todestag von Hans Fräulin zum 20. Mal.
Von Paul Berger
Zell. Hans Fräulin ist nicht nur Namensgeber des mit 500 Euro dotierten Preises, sondern hat sich als Ehrenbürger und aktiver Kommunalpolitiker für seine Heimatstadt Zell in herausragender und beispielgebender Weise große Verdienste erworben.
Der zum zweiten Mal vergebene Preis ist nach den Worten von Michael Gehri, dem Vorsitzenden des Bürgervereins, für Personen gedacht, die sich durch ihr ehrenamtliches Engagement besonders auszeichnen. Peter Kiefer, einst enger Mitstreiter und Wegbegleiter Fräulins und heute Ehrenvorsitzender des Bürgervereins, hat die Bemühungen um das Bürger- und Seniorenheim in Zell von Anfang an begleitet und mitgetragen. Er zeigte noch einmal den langen Weg und die Entwicklung dieser von vielen geschätzten Einrichtung auf, deren Vollendung Hans Fräulin allerdings nicht mehr selbst erleben durfte.
Dennoch sind das 2004 eröffnete Bürgerheim und das 2007 fertiggestellte Pflegeheim in der Stadtmitte untrennbar mit seinem Namen verbunden. „Ohne Hans Fräulin“, so Peter Kiefers felsenfeste Überzeugung, „hätten wir in Zell kein Bürgerheim“.
Die Verdienste von Stephan Helbig
Ihrem Ehrenbürger verdankt die Schwanenstadt auch das Wiesentäler Textilmuseum, für dessen Schaffung sich Hans Fräulin ebenfalls tatkräftig engagierte und das sich heute zu einem bedeutungsvollen Anziehungspunkt für Besucher entwickelt hat.
Wer ist Stephan Helbig und weshalb geht die Auszeichnung an ihn? Hierzu lieferte die Laudatio von Andreas Müller die ausführliche Antwort. Der Blick auf den beruflichen und persönlichen Werdegang von Stephan Helbig ist eng mit der textilen Geschichte in Deutschland verknüpft. 1935 im sächsischen Meerane geboren startete der Preisträger nach dem Abschluss der Volksschule 1948 in Glauchau eine Lehre als Weber. Als Textiler in mehreren Betrieben schaffte Helbig 1957 die Fortbildung zum Webermeister. Vier Jahre vor der Wende, in deren Folge er 1989 dann arbeitslos wurde, hatte er es in der DDR zum Musterweber auf Handwebstühlen gebracht. Eine zufällige Begegnung mit Hans Fräulin, der zum damaligen Zeitpunkt bereits mit der Einrichtung eines Textilmuseums in Zell beschäftigt war, brachte für Stephan Helbig schließlich auch eine persönliche Wende. Was Hans Fräulin für sein Museum seinerzeit fehlte, war die alte und von Stephan Helbig „beherrschte Technik“. Ergo erwies sich dieses zufällige Zusammentreffen für beide Seiten als „ein echter Glücksfall“, wie von Müller zu erfahren war. Im Frühjahr 1991 zogen Stephan Helbig und seine Frau ins Wiesental. Zu ihren Mitbringseln zählten für das gerade im Aufbau befindliche Textilmuseum zwei mechanische Oberschläger-Webstühle und eine Spulmaschine. Als Gegenleistung hatte Hans Fräulin ihm einen Job bei der Firma Zell-Schönau beschafft. Doch schon kurze Zeit später machte auch die „Webi“ in Zell dicht. Seit 1991 ist das Zeller Textilmuseum für Stephan Helbig quasi „zur zweiten Heimat“ geworden. Nicht nur in den Aufbau und die Einrichtung des Museums hat der Wahl-Schopfheimer unzählige ehrenamtlich erbrachte Stunden gesteckt, auch bei den 1996 gestarteten Führungen ist es ihm immer wieder eine Freude, den Besuchern die Funktionen eines Schaft- und Jacquard-Handwebstuhl zu zeigen und zu erklären. Daneben hat Stephan Helbig, der nach Müllers Worten stets „mit Herzblut“ dabei ist, es sich zur Aufgabe gemacht, Kollegen anzulernen und Maschinen zu reparieren.
