Zell im Wiesental Nervtötendes Warnsignal

Markgräfler Tagblatt
Dass nur eine Kompletterneuerung des rund 50 Jahre alten Bahnübergangs die Lärmproblematik lösen kann, mussten die interessierten Bürger beim Vor-Ort-Termin am Dienstag zur Kenntnis nehmen. Fotos: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Vor-Ort-Termin am Bahnübergang: Teurer Umbau die einzige Alternative

Es wird teuer: Wenn der Bahnübergang in der Zeller Liebeck erneuert werden soll, kostet dies nach Expertenschätzung zwischen 600 000 und 750 000 Euro. Anders aber lässt sich das leidige Pfeifsignal, das vielen Anwohnern in der Liebeck, aber auch in der benachbarten Schwarznau den letzten Nerv tötet, nicht aus der Welt schaffen, wie es bei einem Vor-Ort-Termin am Dienstag hieß.

Von Peter Schwendele

Zell. Rund 30 Bürger waren zu dem vom kommunalpolitischen Ausschuss der SPD initiierten Termin an den Bahnübergang gekommen, um mit Vertretern der Deutschen Bahn (DB) und der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) die belastende Situation durchzusprechen. Die Anwohner klagen seit langem über das alle halbe Stunde ertönende, enervierende Warnpfeifen des vom Zeller Bahnhof her herandüsenden Zugs. Diese Lärmbelastung sei immens, erklärte SPD-Stadtrat Karl Argast, zumal das Pfeifsignal – anders als noch vor etlichen Jahren – durch die Fahrplanausweitung bis nachts um halb eins und morgens bereits wieder ab halb fünf Uhr durch den Talkessel schallt.

Genervte Anwohner - vertriebene Feriengäste

Etliche Anwohner bestätigten, dass das regelmäßige Pfeifsignal eine sehr hohe Lärmbelastung mit sich bringt. Es soll auch Feriengäste geben, die aufgrund der starken akustischen Beeinträchtigung nicht mehr nach Zell kommen.

Die Vertreter von DB und SBB zeigten zwar Verständnis für die Bürger, ließen aber keinen Zweifel daran, dass bei der jetzigen Situation an dem rund 50 Jahre alten Fußgänger-Bahnübergang auf das Warnsignal nicht verzichtet werden kann. Aufgrund der engen, kurvigen Verhältnisse habe der Lokführer keinen Einblick auf den technisch nicht gesicherten Bahnübergang und die akustische Warnung sei die einzige Möglichkeit, den rechtlich vorgeschriebenen Sicherheitsanforderungen nachzukommen, erläuterte Konstantin Brümmer, Leiter der DB Regionalnetze Baden-Württemberg. „Wir kommen aktuell ohne das akustische Signal an dieser Stelle nicht aus“, ergänzte Siegfried Horstmann, Betriebsleiter Wiesental der SBB. Das Regelwerk schreibe einen „mäßig langen Ton“ vor, der mindestens drei Sekunden zu hören sein müsse. Wenn der Lokführer sich nicht an diese Vorgaben halte und es zu einem Unglück komme, trage er die Schuld.

Die Bahnvertreter machten ebenfalls deutlich, dass Modifizierungen an dem schwer in die Jahre gekommenen Bahnübergang nicht genehmigungsfähig seien. Aktuell genieße die Gesamtanlage – die auch punktuell mit Fahrzeugen befahrbar sein muss, da sich auf dem Gelände dahinter ein Tiefbrunnen befindet – zwar Bestandsschutz, „aber heute würden Sie für diese fußläufige Querung so keine Genehmigung mehr bekommen“, stellte Siegfried Horstmann klar.

Auch von den Bürgern andiskutierte technische Varianten (Videoüberwachung, Signalkoppelung mit der nächstgelegenen Schranke) wurden von den Bahnexperten als nicht realisierbar bezeichnet.

Insofern mussten die anwesenden Bürger zur Kenntnis nehmen, dass im Grunde nur zwei Möglichkeiten übrig bleiben, um künftig die Lärmbelastung durch den periodisch wiederkehrenden Pfeifton zu vermeiden. Zum einen die Stilllegung des Bahnübergangs, die allerdings niemand will, weil die fußläufige Querung für die in der Liebeck und der Schwarznau wohnenden Zeller viel zu wichtig ist. Zum anderen die Kompletterneuerung und Modernisierung des Bahnübergangs, die extrem teuer werden dürfte. Konstantin Brümmer rechnet mit Kosten zwischen 600 000 und 750 000 Euro, die zu je einem Drittel von der Deutschen Bahn, dem Bund und der Stadt Zell gedeckt werden müssten.

Argast: „Stadt muss Geld in die Hand nehmen“

„Es gibt keine andere Möglichkeit, die Stadt muss Geld in die Hand nehmen“, resümierte Karl Argast. Bauamtsleiter Jörg Schmidt, der als Vertreter der Stadt vor Ort war, erklärte, man müsse diese Thematik zunächst beraten.

Klar wurde bei dem Vor-Ort-Termin jedenfalls eines: Eine schnelle Lösung wird es nicht geben, selbst wenn man sich für eine Kompletterneuerung des Bahnübergangs entscheidet. Denn DB-Vertreter Brümmer legte dar, dass sich das Planungs- und Genehmigungsverfahren über vier, fünf Jahre hinziehen werde, und das, obwohl die Bahn ebenfalls ein Interesse an der Maßnahme hat. „Wir wären froh darüber, denn jeder neue Bahnübergang bringt mehr Sicherheit“, erklärte Brümmer.

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