Zell im Wiesental Streifzug durch 175-jährige Geschichte

Markgräfler Tagblatt
Mit einem ansprechenden Neujahrskonzert startete die Stadtmusik Zell in ihr Jubiläumsjahr. Fotos: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

Vereinsjubiläum: Schwungvolles Neujahrskonzert der Stadtmusik / Thomas Kaiser blickt auf die Historie

„Jetzt geht’s los“, freuten sich die Aktiven der Stadtmusik. Passend dazu starteten sie am Sonntag beim Festakt in der Stadthalle mit Franz Lehars gleichnamigem schwungvollen Marsch endgültig ins Jubiläumsjahr, in dem einer der ältesten Vereine Zells seinen 175. Geburtstag mit ein paar Highlights zünftig zu feiern gedenkt.

Von Hans-Jürgen Hege

Zell. Zum Auftakt stand nun das Neujahrskonzert auf dem Programm, das Stadtkapellmeister Markus Götz mit Melodien der Walzerkönige des 19. Jahrhunderts gespickt hatte. Die „leichte Kavallerie“ setzte sich nach Noten von Franz von Suppé in Bewegung, begleitet auch von Chiara Ganio und Steffi Welte, die im „Duettino für zwei Flöten und Orchester“ von Franz Albert Doppler als umjubelte Solistinnen brillierten, ehe Markus Götz dem ersten Teil des grandiosen Festgala-Konzerts mit einem Melodienreigen aus dem Singspiel „Im Weißen Rössl“ ein schwungvolles Ende setzte.

Es schlug die Stunde von Thomas Kaiser, der jahrzehntelang als Vorsitzender die Geschichte „seiner“ Stadtmusik entscheidend mitgeprägt hat. Er gewährte dem Publikum in spannenden, informativen und mit viel Humor gewürzten Passagen Einblicke in die bewegte Vergangenheit eines Vereins, von der man ursprünglich angenommen hatte, dass sie 1861 begann, bis Heimatforscher Hans Fräulin Nachweise entdeckte, die auf das Gründungsjahr 1845 hinwiesen. Der Verein sollte „der Beförderung eines besseren, höheren geselligen Lebens“ und „der zeitgemäßen Unterhaltung seiner 21 aktiven und 19 passiven Mitglieder“ dienen.

Erster Dirigent der damaligen Feuerwehrmusik war Oberlehrer Motsch, dem Franz Bachmann folgte, der „neue Akzente“ setzte und seine Musik „zum Mittelpunkt Zeller Lebens“ machte. Neue Namen kamen ins Spiel, Auftritte bei kirchlichen Anlässen erforderten frommere Züge. Die „Cäcilia Musik“ wurde gegründet. Eine Erfolgsgeschichte begann, wurde aber durch den Ersten Weltkrieg empfindlich gestört, weil elf junge Musiker nicht mehr zum Orchester zurückkamen.

1937 wurden die Cäcilia Musik und die Feuerwehrmusik eins, die Stadtmusik entstand, bei deren Gründung sich der musikalische Leiter Rudolf Schneider verabschiedete, der sich, so Kaiser, mit der Komposition des Zeller Narrenmarsches „ein bleibendes Denkmal schuf.“ 1946 war dann nach dem Zweiten Weltkrieg ein weiterer Neuanfang erforderlich, zu dem Julius Geng als Vorsitzender und Bernhard Hierholzer als Dirigent beitrugen. Ab 1953 folgten 20 fruchtbare Jahre unter dem Musiklehrer Rudolf Kilchling.

1971 folgte dem Vorsitzenden Oskar Sütterle mit Gerold Vollherbst ein Mann, der neue Impulse setzte und alles gab, die Musik über Zells Grenzen hinaus bekannt zu machen. Ihm zu verdanken seien gute Kontakte zur Stadtmusik Embrun, zur Feldmusik Zell/Luzern und zur Filarmonica di Borgofranco in Italien. Zwei Jahre danach begann die erfolgreiche Ära Hermann Egner.

1988 übernahm Thomas Kaiser den Vorsitz und gab ihn 30 Jahre lang nicht mehr ab. Mit ihm erlebte der Verein „das vielleicht bedeutendste Ereignis seiner Geschichte“ – beim 10. Internationalen Musikwettbewerb der Blaskapellen erspielte sich die Stadtmusik unter 40 teilnehmenden Vereinen aus ganz Europa in der Höchststufe Rang zwei. Danach zeigte der Schopfheimer Max Lehmann seine Qualitäten als musikalischer Leiter. Im Anschluss avancierte Edgar Kaiser, der Trompeter von Säckingen, zum Dirigenten und blieb der Stadtmusik 21 Jahre lang treu, bis er von Markus Götz, dem aktuellen Dirigenten, abgelöst wurde.

Natürlich ging Thomas Kaiser auch auf die enge Verbundenheit seines Vereins mit den Kirchengemeinden, der Zeller Feuerwehr, den Vereinen der Stadt und der Stadtverwaltung ein.

Unterstrichen wurde Kaisers Statement von Bürgermeister Peter Palme, der sich besonders über die 40 Zöglinge freute, die im Jugendorchester „Game of Tones“ eine Heimat gefunden haben und „die Zukunft der Stadtmusik“ sichern helfe. Der Bürgermeister lobte das enorme „musikalische Niveau“ des Orchesters, dem er die weitere Unterstützung zusagte.

Nach Grußworten von Peter Hässler, dem Präsidenten des Alemannischen Musikverbandes, begann Teil zwei des Konzerts mit der „Annen-Polka“ und bescherte dem Publikum eine weitere Stunde wunderbarer Märsche und Weisen im Dreivierteltakt wie dem der Polka „Leichtes Blut“, dem Gassenfeger-Walzer „An der schönen blauen Donau“ und der „Donner und Blitz-Polka“ sowie der mit rhythmischem Beifall geforderten Zugabe, dem „Radetzky Marsch“, mit dem das erste Highlight im Jubiläumsjahr der Stadtmusik zu Ende ging.

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