Zell im Wiesental Torero oder Kuhflüsterer?

Peter Schwendele

Zeller Umzug: Narren haben Tipps für den Burgi /Leichter Leben mit „Frei-Day“

Zell - Der Druck auf Burgi Peter Palme nimmt zu: Die Narren forderten ihn jedenfalls gestern beim großen Fasnachtsumzug auf, die Pfarrheim-Kuh endlich vom Eis zu holen. Und dabei hat er als Torero schon genug mit den wilden Stieren der Kommunalpolitik zu tun.

„Bi fünf Parteie im Gmeirot gregsch jo graui Hoor“, hatten die Paradiesler Wagenbauer fast schon Mitleid mit dem Rathauschef – und listeten nebenbei auf, was ihnen in Zell alles spanisch vorkommt. Die Obertäler indes waren sich sicher, dass der Bischof bald Kies sehen will und warnten inständig davor, dass das Pfarrheim in falsche Hände geraten könnte.

Eine Lanze für die Bauern, die für alles den Sündenbock spielen müssen, brach hingegen die Vogtei Mittelstadt. Gleichzeitig mutmaßten sie, dass Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit ihrem Besuch in Zell das gewohnte Verkehrsgefüge durcheinandergebracht hat.

Straßenschäden monierten die Atzenbacher Narren, die sich das Fasnachtsmotto „Wenn de Reife hi isch, bruchsch nümmi pumpe“ ganz besonders zu Herzen genommen hatten. Ihre Alternative zum gängigen Individualverkehr auf vier Rädern: Der Flug auf dem Zauberbesen.

Lobenswert die Initiative der Grönlander, die als Meeresschildkröten zum Kampf gegen die Verschmutzung der Meere aufriefen – ganz nach dem Vorbild der vom Zeller Anglerverein etablierten Wieseputzete.

Ob den Adelsberger Narren die Kür von Christoph, de ZM vom Adelsberg, zum Zeller Fasnachtsregenten zu Kopfe gestiegen ist? Jedenfalls kündigten sie an, eine Trollfabrik zu installieren und künftig die Hürusauswahl in ihre Hände zu nehmen. Und sie warnten schon mal vor: „De nächsti Hürus isch e Frau.“

Dass es in Zell noch mehr zu feiern gibt als die Fasnacht thematisierte die Vogtei Sunneland, die fürs Jubiläum der Stadtmusik schon mal eine stattliche Schar an „Feschtjumpfere“ durchs Städtli paradieren ließen. Überhaupt: Wer festen will, sollte sich künftig an die Schwyzer halten. Mit deren selbst gekeltertem Wein bleibt bestimmt kein Partygast auf dem Trockenen sitzen.

Ideenreich gaben sich auch die Fußgruppen, die dem Zeller Umzug wie immer eine besonders bunte Note verliehen. Allen voran die Mambacher, die „Frei-Day“ für ihr Dorf feierten und als Hippies eine klare Botschaft hatten: Keine Macht der Arbeit. „Haidays for future“ forderte dagegen die Schatteloch-Fußgruppe mit folgendem Appell: „Seid keine Umweltsäu.“ Die Pfaffenberger Narren wiederum setzten auf japanisches Feeling, irgendwo zwischen Kirschblütenfest und Gangnam Style. In Riedichen hatten die Narren dagegen den Plan entwickelt, mit Wurstverkauf Zell aus der Krise zu lotsen. Erste Hilfe leisteten die weißkitteligen Harmlosen; in besonders schweren Fällen schreckten sie allerdings auch nicht vor Notoperationen zurück, um „ä wengle Hirni“ zu finden. Und während die Gruppe Homberger schön schaurig den „Dia de los Muerto“ feierten, gaben die Altschratte im Ölzeug Greta recht: „Klimawandel in Zell, des bruucht kei Sau.“

Überschattet wurde der gestrige Umzug von einem schweren medizinischen Notfall. Ein Teilnehmer der Vogtei Gresgen war kurz vor dem Start des Umzugs zusammengebrochen, musste reanimiert und schließlich mit dem Hubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Die Vogtei Gresgen sagte deshalb ihre Teilnahme am Umzug ab, der sich erst mit rund eineinhalbstündiger Verspätung in Bewegung setzte.

FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.verlagshaus-jaumann.de

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading