Kommunalwahl: Ärztemangel: Veranstaltung mit Caspers-Merk.
Zell - Marion Caspers-Merk, die frühere Staatsministerin im Gesundheitsministerium, referierte kürzlich auf Einladung des SPD-Ortsvereins Zell zum Thema „Ärztemangel auf dem Land – Wie können Kommunen unterstützen?“ in der Schwanenstadt.
Wie sehr das Thema der Bevölkerung unter den Nägeln brennt, zeigte sich durch die vielen Besucher. Unterschiedliche Berufsgruppen aus dem medizinischen Bereich waren gekommen, um auf Missstände im Gesundheitswesen hinzuweisen
Der Ärztemangel macht sich im ganzen Wiesental bemerkbar und Marion Caspers-Merk konnte einige Hinweise geben, wie Kommunen gegensteuern können. Im Landkreis Lörrach gibt es 150 Hausärzte, von denen etwa 30 in den nächsten vier bis fünf Jahren in Rente gehen. Nachfolger zu finden gestaltet sich relativ schwer. Junge Mediziner wollen stärker in Teilzeit arbeiten und seltener in eine eigene Praxis investierten. Außerdem, so Caspers-Merk, rumore es im Landkreis Lörrach, da viele befürchten, dass sehr viel Geld in das geplante Zentralklinikum fließen werde und an anderer Stelle fehle.
Wichtig sei künftig, dass alle medizinischen Berufe besser zusammenarbeiten und gerade auch die pflegerischen Berufe mehr Verantwortung übernehmen. Caspers-Merk zeigte am Beispiel Großbritanniens und der skandinavischen Länder das Modell der Krankenschwestern, die vor allem im Bereich der chronischen Erkrankungen Ärzte entlasten.
In mehreren Modellversuchen werden entsprechende Zentren getestet und Caspers-Merk regte an, dass sich auch der Landkreis Lörrach dafür bewerben könne. Weiterhin könne der Onlinearzt „Doc direkt“ helfen, was kostenfreie Diagnosen anbelangt.
Speziell für Zell riet Marion Caspers Merk zum Aufbau von Medizinischen Versorgungszentren, die mehrere Ärzte und weitere Gesundheitsberufe wie beispielsweise Physiotherapeuten unter einem Dach vereinen. Träger eines solchen MVZ könnten sowohl Ärzte, Krankenkassen als auch die Kommune sein. Auf die derzeit angespannte Ärztesituation in Zell angesprochen, erwiderte Marion Caspers Merk, dass der Aufbau eines Ärztezentrums etwa ein Jahr in Anspruch nehme.
Insgesamt gebe es so viele Ärzte wie noch nie, meinte Caspers-Merk, diese konzentrierten sich jedoch in Kliniken und Städten.
